Wer glaubt den Muslimen?

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Am Mittwoch dieser Woche werden die 300 Imame der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) eine Deklaration gegen Terror und Extremismus unterzeichnen. Bereits letzte Woche wurde von der IGGÖ ein interreligiöses Fastenbrech-Essen, an dem auch Bundeskanzler Christian Kern sowie der Generalsekretär der katholischen Bischofskonferenz, Peter Schipka, teilnahmen, als Manifest und Zeichen gegen den Terror gestaltet. In der Schura-Moschee in Wien-Leopoldstadt wurden bei Ramadan-Nachtgebeten Kerzen entzündet und Plakate mit den Aufschriften "Nein zu Terror" und "Nicht in meinem Namen" in die Auslage gestellt. Im Sommer soll es nach den Worten von IGGÖ- Präsidenten Ibrahim Olgun auch eine Menschenkette gegen Gewalt vom Islamischen Zentrum in Wien-Floridsdorf zur nächsten katholischen Pfarrkirche geben.

Es ist wichtig, über derartige Aktivitäten der muslimischen Community zu berichten. Natürlich wird es weiterhin Menschen im Land geben, die diese abtun und in die Schublade "Propaganda" oder "Symbolpolitik" ablegen. Aber die Absage an Gewalt im Namen der Religion wird seit Jahr und Tag von den Muslimen im Land gefordert - und wie sollen sie das tun? Und wer nimmt das ernst und wahr?

Aber wer von den Muslimen Gewaltverzicht und die Bekundungen desselben fordert, muss auch bereit sein, dieselben zu hören. Natürlich sind Worte das eine, und es braucht Taten auf vielen Ebenen: Dass die IGGÖ nun versucht, für Moscheen ein Qualitätsmanagement zu entwickeln, geht in eine richtige Richtung. Ebenso wichtig ist die Etablierung eines islamischen Theologiestudiums nach hiesigen Standards an der Uni Wien.

Und man muss realistisch bleiben: Das Aufbrechen von Denkmustern und kulturellen wie religiösen Engführungen bei den Muslimen ist zweifelsohne schwierig, mag gar eine Sisyphusarbeit sein. Aber Hand aufs Herz: Gilt das nicht ebenso für die eingefahrenen Sichtweisen von Herrn und Frau Österreicher in Bezug auf den Islam und dieMuslime, die hier leben? Verhärtung der Herzen ist auf jeder Seite zu finden. Doch bei allem Realismus: Ohne Großherzigkeit trotz allem gibt es keine Zukunftsperspektive.

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