Wer zu spät kommt,

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"Spectre": Längst ist der Hype um den neuen James Bond-Film im Gang. Christoph Waltz ist diesmal der Oberböse.

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"Spectre": Längst ist der Hype um den neuen James Bond-Film im Gang. Christoph Waltz ist diesmal der Oberböse.

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Also, diesen Plot kennen wir ja schon: Die altehrwürdige Spionageorganisation ist doch in die Jahre gekommen und soll in einer zeitgemäßeren Form des Informationssammelns beim Gegner samt nachfolgender Ausschaltung desselben aufgehen. Und für das bekannte Agenten-Alphatier gibt es nichts mehr zu tun.

Die Rede ist von Ethan Hunt, der nicht zuletzt durch Wien sauste, um die Verbrecherorganisation "The Syndicate" entgegen den Befehlen aus Washington zu enttarnen und auszuschalten - und so eine weitere "Mission Impossible" zum Abschluss zu bringen.

Doch halt: Wir sind im falschen Film! Denn es geht diesmal doch um Ihrer Majestät ewigsten Agenten 007, dessen Organisation geschluckt werden soll. Und der sich entgegen den Anweisungen seiner Vorgesetzten anschickt, den Schurkenverein Spectre zu enttarnen und auszuschalten - gleichfalls unter veritabler austriakischer Unterstützung - sowohl was Schauplätze als auch was Protagonisten betrifft.

Rekordverdächtig an den Kinokassen

Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben, soll es einmal geheißen haben. Ob dieses Sinnspruches müsste der jüngste James Bond, "Spectre" eben, eigentlich als Abklatsch der Tom-Cruise-Festspiele von vor einem halben Jahr herhalten.

Tut er aber nicht, zumindest bricht, so lesen wir, "Spectre" jedenfalls in Ihrer Majestät Königreich alle Rekorde an den Kinokassen. Und auch hierzulande faselt der Boulevard ja schon vom "besten Bond aller Zeiten". Man muss der PR-Maschinerie, die um 007 einmal mehr aufgezogen wird, nicht vollständig nachgeben, wenn man konzediert, dass auch das vierte (und letzte?) Bond-Abenteuer mit Daniel Craig handwerklich und actionmäßig (und erst recht, was die Musik betrifft) perfekt daherkommt.

Bond-Business as usual

Auch der mit Bond-Darsteller Craig aufgekommene selbstironische Zug des Protagonisten wird in "Spectre" weiter perfektioniert. Zum zweiten Mal zeichnet Sam Mendes für die Regie verantwortlich, zum zweiten Mal treibt sich der Craig-007 (nach den Bregenzer Festspeilen bei "Ein Quantum Trost", 2009) in Österreich herum - Altaussee, die Nordkette bei Innsbruck, Sölden. Die heimische Tourismusindustrie darf also wieder jubeln.

Bleibt noch Christoph Waltz, der seinem Rollenfach als abgrundtiefer Bösewicht eine weitere Facette hinzufügt: Als Franz Oberhauser ist er zwar in Sachen nuancierter Niedertracht längst nicht so gefordert wie bei seinen Quentin Tarantino-Rollen, aber so böse wie Waltz ist zurzeit keiner in der Reichweite Hollywoods. Außerdem kommt auf diese Weise auch der alte Bond-Gegenspieler Blofeld wieder zu Ehren.

Neben den zuletzt schon eingeführten neuen Charakteren des Bond-Kosmos (Ralph Fiennes als M, Ben Whishaw als Q, Naomi Harris als Moneypenny) dürfen sich auch Monica Bellucci (als 007-Opfer-Witwe) und vor allem Léa Seydoux, die als diesmaliges Bond-Girl den Einfältigen früherer Filme fast eine intellektuelle Note verleiht, umtun. Fazit: Bond-Business as usual. Aber immer noch ansehnlich.

Spectre

GB 2015. Regie: Sam Mendes. Mit Daniel Craig, Christoph Waltz, Monica Belucci, Léa Seydoux, Ralph Fiennes, Ben Whishaw, Naomi Harris. Sony. 148 Min.

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