Werden Blinde wieder sehen?

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Ein Großteil der Information wird über die Augen aufgenommen. Wer nicht sieht, ist in unserer komplexen Welt, im Zeitalter von Computer und Fernsehen besonders behindert.

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Ein Großteil der Information wird über die Augen aufgenommen. Wer nicht sieht, ist in unserer komplexen Welt, im Zeitalter von Computer und Fernsehen besonders behindert.

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Laut Untersuchungen nehmen wir heute bereits mehr als 80 Prozent aller Informationen über die Augen auf. Sie sind also das wichtigste Sinnesorgan. Die Bedingungen, unter denen wir diese erhöhte Sehleistung erbringen müssen, haben sich aber gleichzeitig verschlechtert: durch erzwungene Monotonie beim Schauen, unterbrochen von zu extremen optischen Wechselbädern.

Auch die Umweltverschmutzung macht den Augen zunehmend zu schaffen: Staubpartikel und Schadstoffe reizen und stören den Aufbau des Tränenfilms.

Mitten im visuellen Zeitalter, das seinen Höhepunkt offenbar noch nicht erreicht hat, bringen wir also immer schlechtere Sehleistungen. Laut Schätzungen wird es in wenigen Jahren in der westlichen Welt nicht einmal mehr zehn Prozent der Bevölkerung ohne Sehprobleme oder Augenbeschwerden geben. Experten sprechen von einer wahren Fehlsichtigkeits-Epidemie.

Was sich dagegen tun läßt? Vor allem rechtzeitig und regelmäßig zum Augenarzt gehen. Damit fängt man am besten mit den Kindern an, denn die Kurzsichtigkeit (Myopie) tritt in der Regel bereits in der Kindheit auf, die Veranlagung dazu ist erblich.

Der Augapfel wächst in eine längliche Form, deshalb treten die aus der Ferne parallel ins Auge einfallenden Strahlen, die von der Augenlinse gebündelt werden, bereits vor der Netzhaut zusammen.

Scharfe Bilder können erst auf der Netzhaut selbst entstehen. Bei mittel- und hochgradiger Kurzsichtigkeit sind regelmäßige Augenuntersuchungen besonders wichtig.

Die Weitsichtigkeit (Hyperopie) ist besonders heimtückisch, weil man sie in der Jugend durch ständige Anstrengung kompensiert und meist erst ab dem 40. Lebensjahr bemerkt.

Lichtblick für Blinde?

Blinde wieder sehend machen - das Wunschdenken der gesamten Menschheit - ist keine phantastische Utopie mehr, es ist heute ein ernstzunehmendes Forschungsprojekt. In drei Jahren wollen Wissenschaftler folgendes Ziel erreicht haben: Die Herstellung eines Augenchips, der einem Menschen die Sehkraft wieder schenken kann.

Das Konzept ist bestechend: Kleinste Mikrophotodioden sollen auf die Netzhaut gespritzt werden und dort die degenerierten Lichtempfänger ersetzen. Elektroden, die in dem Minisystem integriert sind, sollen dann die Lichtreize weitergeben an die intakten Nervenzellen. Das bringt wiederum das gesamte komplizierte Rechenwerk der Netzhaut zum Gehirn in Schwung. Bilder können entstehen - der Mensch sieht wieder ...

Univ. Prof. Eberhart Zrenner von der Tübinger Augenklinik, der dieses Projekt initiiert hat und es auch leitet, stellt dazu fest: "Theoretisch, wenn man von den Auflösemöglichkeiten unseres Netzhautchips ausgeht, müßten unsere Patienten wieder große Buchstaben lesen können." Das wäre für Blinde ja beinahe schon ein Wunder.

Das Projekt hat einen recht realen Hintergrund: In Amerika ist es bereits gelungen, bei einer Katze mit einem solchen Chip an der Gehirnrinde Sehantworten nachzuweisen. Die ersten Prototypen des Augenchips sind in Erprobung - zunächst noch im Labor.

An die siebentausend Photodioden sollen auf dem runden Siliziumblättchen aufgetragen werden. Wenn der Chip im Labor und im Tierexperiment erfolgreich getestet sein wird, dann sollen die einzelnen Photodioden abgelöst und mit Hilfe einer flüssigen Substanz ins Auge injiziert werden.

Die Hoffnung der Mediziner: daß möglichst viele der kleinen Lichtempfänger mit einer intakten Nervenzelle der Netzhaut in Kontakt kommen und so der Sehvorgang wieder funktioniert. Die ersten Lichtexperimente im Labor sind schon recht erfolgreich. Allerdings sind noch viele Fragen offen: Ob die Materialien vertragen werden, ob es zu Abstoßreaktionen kommen wird oder vielleicht auch fallweise zu Vergiftungserscheinungen.

Auch kann heute noch niemand sagen, ob sie von den degenerierten Sehzellen überwuchert werden. Aber alle Forscher des Projekts - Biomediziner, Neurobiologen, Biophysiker - sind guten Mutes. Es sind Lichtblicke im wahrsten Sinne des Wortes für jene, die im Dunkeln leben. Auch wenn es noch einige Jahre dauern wird, bis Licht mit den neuen Augenprothesen gesehen werden kann.

Die Autorin ist freie Journalistin.

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