Wert-voller Journalismus

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In seinem jüngsten Buch entwirft der amerikanische Medienaktivist Robert McChesney ein kühnes Szenario. Er malt sich aus, die US-Regierung fordere, "die internationale Berichterstattung drastisch zu reduzieren oder Lokalredaktionen zu schließen". Weiter ordne der Präsident an, "die Medien sollten sich mit Celebritys und Trivialitäten befassen, statt rigoros Skandale und Gesetzesbrüche im Weißen Haus zu recherchieren." Journalistik- und Kommunikations-Professoren wären im Hungerstreik, ganze Universitäten würden im Protest geschlossen. "Tun dagegen monopolistisch-kommerzielle Interessen in etwa dasselbe und lassen unsere Gesellschaft kulturell verarmen, dann erregt das alles nur geringfügigen Protest."

Die Polemik verdient es, gehört zu werden. Aber sie richtet sich an den falschen Adressaten - und sie verrät, wie wenig McChesney von Ökonomie versteht. Unstrittig hat es in "guten Zeiten" dem Journalismus geschadet, dass Medienunternehmen rücksichtslos kommerzielle Interessen verfolgt haben. Mit dem Siegeszug des Internets haben diese "alten" Medienhäuser indes ihre Monopole am Werbemarkt verloren. Gerade weil mehr Wettbewerb herrscht, lässt sich Journalismus nicht mehr finanzieren. Der Hungerstreik findet wohl auch deshalb nicht statt, weil er sich gegen uns selbst richten müsste: Gegen jeden, der erstklassige journalistische Information "umsonst" erwartet, ohne darüber nachzudenken, wer letztlich die Rechnung tragen soll.

Immerhin: In der Schweiz sind kürzlich die ersten beiden Gratiszeitungen vom Markt verschwunden. Im angelsächsischen Raum hat Rupert Murdoch, der mächtigste Medienmogul der Welt, avisiert, seine Online-Angebote kostenpflichtig zu machen. Es ist wohl eine Frage der Zeit, bis sich unter den Internet-Gurus herumspricht, dass wertvoller Journalismus auf Dauer nicht umsonst zu haben ist.

* Der Autor ist Kommunikationswissenschafter in Lugano/CH

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