Wie ein grell buntes Kinderbuch

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Die Junge Burg dramatisiert am Akademietheater Astrid Lindgrens Jugendbuchklassiker "Rasmus, Pontus und der Schwertschlucker" als opulentes Spekatakeltheater, bei dem es unzählige Dinge zu entdecken gibt - was bisweilen auf Kosten der Erzählung geht.

Wer kennt ihn nicht, den unverwüstlichen Kinder-Krimi-Klassiker von Astrid Lindgren aus dem Jahre 1956, in dem zwei aufgeweckte Schuljungen und Besitzer der Alteisen AG zuerst der Schwester helfen wollen, von ihrem untreuen Freund nicht in die Bildergalerie der Verflossenen abgeschoben zu werden, dabei aber zufällig die dunklen Machenschaften des Schwertschluckers Alfredo und seiner Kumpane entdecken, die gerade mit dem Jahrmarkt zu Gast in dem beschaulichen Städtchen sind, und die die Diebesbande am Ende keck zur Strecke bringen.

Liebevolle Überzeichnungen

Peter Raffalt hat aus dem Buch eine stringente Bühnenfassung hergestellt, die nur am Ende aus zeitökonomischen Gründen einige Unübersichtlichkeit beinhaltet, und seine Frau Annette Raffalt, die Schwester von Burgtheaterintendant Matthias Hartmann, hat es als bombastisches Ausstattungstheater in Szene gesetzt. Die Inszenierung im Akademietheater ist für Kinder ab acht Jahren gedacht und versucht dem auf allen Ebenen gerecht zu werden. Ästhetisch wirkt sie wie ein grell buntes Kinderbuch - und mit den vielen Massenszenen beinahe wie ein Wimmelbuch, in dem es unzählige Sachen zu entdecken gibt, was manchmal ein wenig auf Kosten der Narration geht.

Die Figuren sind liebevoll gekleidete Überzeichnungen von Typen (Kostüme: Ele Bleffert), und die Schauspieler halten sich auch kaum zurück mit Übertreibungen. So ist der Lehrer mit einem dicken Wattebauch träge, gutmütig und naiv, die Polizisten - der eine dick, der andere dünn - geizen nicht mit Slapstick-Einlagen, wobei Juergen Maurer als Dicker mit an Kung Fu Panda erinnernde Karateeinlagen beim Publikum punkten konnte. Und hier in Kinderland ist selbst Alfredo, der muskelbepackte Schwertschlucker (Marcus Bluhm), kein gar so schrecklicher Bösewicht.

Vor allem aber Bernhard Kleber dürfte sich gefreut haben, denn so aus dem Vollen schöpfen konnte schon lange kein Bühnenbildner mehr. Einen gigantischen Lunapark lässt er entstehen, mit Geisterbahn, Riesenschaukel, die vom Schnürboden herunterbraust, Autodrom, Schieß- und Schaubuden, wo etwa eine Dame ohne Unterleib zu bestaunen ist, oder auch Alfredo in einem schönen Schattenspiel das Riesenschwert unüberhörbar herunterwürgt, ehe er mit der drallen Berta (Therese Affolter) und seinem Kumpan Ernst (Marcus Kiepe), dem das schlechte Gewissen des Ganovendaseins ein nervöses Achselzucken eingebracht zu haben scheint, einer weder besonders lukrativen noch ganz legalen Nebenbeschäftigung nachgeht.

Jubel bei Groß und Klein

Das Ende ist, wie es sich für eine kindgerechte Inszenierung gehört: In einer opulenten Massenszene feiern Rasmus (Jonas Laux) und sein Freund Pontus (Sven Dolinski) die Befreiung ihres geliebten Vierbeiners aus der Geiselhaft - und schließlich haben sie auch noch das Diebesgut zurückgebracht, die Schwester mit dem Freund vereint, und die Ganoven sind hinter Gitter gebracht. Großer Jubel, natürlich. Den Kindern scheint's, hat's gefallen, den Kleinen wie den Großen!

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