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Ich glaube nicht an die Religion. An keine. Ich glaube nicht an die Konfession. An keine. Ich glaube nicht an die Partei. An keine. Ich glaube nicht an einen Verein und an seine mögliche Meierei. An keinen. Ich glaube an den Einen, an die eine herrliche Schöpfermacht, die das Urvertrauen, schön gewandet oder unansehnlich, sieh es, wie du willst, in die Welt hinein gebiert. Sie findet dich einmal unendlich und sich selbst wieder im Mysterium des Seins, das, wie Joseph Beuys schon wusste, bekanntlich - und wir können es nicht herstellen -, am Hauptbahnhof stattfindet. Oder wie Luther sagte, im tiefen heimlichen "Ja". Das darf uns, gleich in welcher Sprache, gleich in welcher Religion, doch nicht oft genug gesagt werden. Wichtig ist, dass wir uns und alles transzendieren.

O ja, Gott ist immer größer, die schönste Entfaltung der Wahrheit, die uns noch Wirklichkeit werden kann. In irgendeinem Nirgends, in irgendeinem Nichts, in irrigem Nichtigen kann Gott geschehen und die Wucht des Unbedingten hat dich, ungeahnt und nicht erhofft oder gar erbeten, erreicht. Oder wie Rilke dies meinte: Ein Mensch müsse wissen, dass dich Gott durchweht / seit Anbeginn, / und wenn dein Herz dir glüht und nichts verrät, / dann schafft er drin.

Und wenn ich schon sage, ich bin dies oder das. Dann wartet, manchmal heilsam ungeduldig, hinter dem Bekenntnis, die zu schaffende Wirklichkeit.

Vielleicht wird am Ende die wichtigste Frage, an der wir gemessen werden, die nach dem Befinden sein: Wie geht es dir? Wann immer Religion oder Politik unter dem Liebesdiktat dieser Frage geschieht, ist sie ganz bei sich. Und sie wird geglaubt. Und ich glaube mir, und du glaubst dir. Und das innigste Selbstbeisich des Glaubens geschieht.

Und das Du - so vermisst wie ersehnt - wird endlich wieder groß geschrieben.

Die Autorin ist Pfarrerin an der Lutherischen Stadtkirche in Wien

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