Wie viele TV-Kanäle verträgt Österreich?

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Mit "ATV 2“ und "Jedermann TV“ gehen bald zwei neue österreichische TV-Sender in Betrieb.

Wie viel Fernsehen verträgt Österreich? Als ATV 2003 österreichweit an den Start ging, waren die Medienexperten skeptisch: Wie würde sich ein Privatsender neben dem Platzhirschen ORF behaupten? War der Markt für ein drittes Vollprogramm überhaupt groß genug? Der damalige ATV-Chef Tillmann Fuchs glaubte trotz des verschwindend kleinen Marktes an die Sende-Idee und sagte damals zur FURCHE: "Wir werden uns deshalb erfolgreich etablieren, weil wir eine österreichische Identität jenseits von Lederhosen und Wien-Lastigkeit verbreiten. Wir werden zeigen, dass es auch ein junges Österreich gibt.“ Das ist ATV nach einem Jahrzehnt gelungen: Der Sender hält nach eigenen Angaben in der Zielgruppe der Zwölf- bis 49-Jährigen bei einem Quotenanteil von 4,5 Prozent.

Frisch motiviert gründet man daher nun einen zweiten Kanal: ATV 2 soll ab 1. Dezember auf Sendung gehen und als Vollprogramm weitere Filme, Serien und selbstproduzierte Sendungen abspielen. Daneben wird es Nachrichten und Wetterinfos geben. Kaum ein Unterschied zu ATV, aber der ist auch nicht beabsichtigt: Die Macher sitzen dank umfassenden Unterhaltungsware von Herbert Kloiber auf so viel Programm, dass es unmöglich auf einem einzigen Sender Platz hätte.

Und noch ein Sender geht an den Start: In Salzburg soll schon ab Oktober Jedermann TV senden. Dahinter steckt Ferdinand Wegscheider, der einstige Gründer von Salzburg TV. Dieser Kanal wurde 2007 von Dietrich Mateschitz übernommen und 2009 zu Servus TV umgestaltet; Wegscheider nahm sich eine Zwangsauszeit. Jetzt will er mit Jedermann TV "ähnliche Inhalte wie das frühere Salzburg TV“ senden, inklusive des beliebten "kritischen Wochenkommentars“. Mit Details hält sich Wegscheider aber noch bedeckt. Ausgestrahlt wird der Sender im Kabelnetz der Salzburg AG, auf Aon TV und im Web.

Schon im Vorjahr ist der regionale Privatsender Salzburg Plus gestartet, wo man regionale Nachrichten zeigt. Demnächst soll mit ORF III ein eigener Spartenkanal für Kultur bundesweit an den Start gehen. Haben all diese neuen Sender genug Seherpotenzial? "Ich sehe es grundsätzlich positiv, dass es mehr Medienvielfalt gibt“, sagt Manfred Bobrowsky, Professor am Wiener Publizistik-Institut. "Für die Seher gibt es mehr Auswahl, sofern die Sender inhaltlich klar artikuliert sind“. Jedoch: "Special-Interest-Sender haben bessere Chancen als die üblichen Unterhaltungssender“, meint Bobrowsky. "Es wird vor allem die Frage sein, wie das junge Publikum auf die neuen Sender reagiert, da dieses bereits sehr an das Internet als primäre Informationsquelle gewohnt ist.“ Dennoch wird das Fernsehen weiterhin stark bleiben, meint Bobrowsky. "Es ist ein passives Medium zur Berieselung. Wer hingegen übers Web fernsehen will, muss am PC aktiv werden.“

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