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Es ist nicht zu leugnen: Die Mitglieder unserer Regierung fallen in letzter Zeit vor allem durch ihre mangelhaften Manieren auf. Gutes Benehmen ist keine Frage von Äußerlichkeiten: Vertreterinnen und Vertreter einer Politik, die Einwanderern die Verinnerlichung "unserer" Kultur abverlangen möchte, demonstrieren einigermaßen ungeniert, dass sie selbst keine haben. Der Innenminister benimmt sich bei der Behandlung eines gegen ihn gerichteten Misstrauensantrags im Parlament wie der Klassenkasperl, der den schlimmen Buben in der Schule imponieren will: durch Gähnen, Feixen, Augenrollen. Derselbe Innenminister nennt den Bundespräsidenten einen "frustrierten Grünen" und lässt uns wissen, dass er nicht sein Präsident sei. (Bedauerlicherweise ist er aber dessen Innenminister.) Der Kulturminister kommt zu einer feierlichen Preisverleihung im Rahmen der Salzburger Festspiele an eine bedeutende britische Schriftstellerin -Zadie Smith -eine Viertelstunde zu spät, hält ohne ein Wort der Entschuldigung seine Rede, überreicht den Preis, und haut, abermals ohne ein Wort der Entschuldigung, wieder ab, bevor die Preisträgerin mit ihren Dankesworten begonnen hat.

Die hohe Politik als Spielwiese für Schnösel und Rotzbuben -das sagt etwas über deren Demokratieverständnis aus. Ihnen fehlt der Respekt vor dem politischen Gegner, vor dem Amt, vor dem Staatsoberhaupt, vor den Wählern, letztlich: vor dem Land, das sie regieren. Und wenn sie einmal auf den Elmayer verweisen, dann haben sie etwas falsch verstanden: Eine Hochzeitsfeier beim Buschenschank ist nicht der Opernball, und wenn eine Ministerin beim Tanz mit dem russischen Bären (Walzer war sichtlich nicht Teil der Ausbildung beim KGB) in die Knie geht, muss sie dessen gewärtig sein, dass die Welt das als Hofknicks interpretiert. Höflichkeit ist kontextabhängig.

Die Autorin ist Germanistin und Literaturkritikerin

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