Dies irae - © Matthias Horn

Wimmelbild mit Totentanz

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Regisseur Kay Voges, der nächstes Jahr die Intendanz des Volkstheaters übernehmen wird, stellt sich auf der großen Bühne des Burgtheaters mit „Dies Irae – Tag des Zorns“ dem Wiener Publikum vor.

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Regisseur Kay Voges, der nächstes Jahr die Intendanz des Volkstheaters übernehmen wird, stellt sich auf der großen Bühne des Burgtheaters mit „Dies Irae – Tag des Zorns“ dem Wiener Publikum vor.

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„Dies Irae – Tag des Zorns“ will als Genre eine Endzeit-Oper sein. Das passte aber so gar nicht zu den hochgesteckten Erwartungen des illustren Wiener Premierenpublikums. Schließlich erhofft man von Kay Voges nichts weniger als einen Aufbruch, wenn nicht gar Neuanfang, wenn er in knapp einem halben Jahr Direktor von Wiens zweitgrößter Bühne, dem Volkstheater, sein wird. Aber um es vorweg zu nehmen: Das Wiener Debüt des 1972 in Düsseldorf geborenen Regisseurs, der das Dortmunder Theater nach Meinung vieler Kritiker in den letzten Jahren zu einer der führenden Bühnen des deutschsprachigen Raums gemacht hat, ist keine Talentprobe. Man kann nur hoffen, dass diese gemeinsam mit Alexander Kerlin (Texte) und Paul Wallfisch (Musik) ersonnene Untergangsphantasie kein böses Omen gewesen sein wird.

Stück ohne Handlung

Aber der Reihe nach: Es beginnt mit einer riesigen, die ganze Bühnenbreite einnehmenden Projektion, auf der ein junger Mann im Anzug (Felix Rech) zu beobachten ist, wie er händeringend, aber mit verklärtem (glücklichem?) Gesicht durch endlos scheinende Häuserschluchten rücklings in die Tiefe fällt. Bei jedem Stockwerk sagt er „so far, so good“. Kurz vor dem Aufprall erweist sich dieser Fall, das Ende der (eigenen) Welt als böser Traum – die Leinwand wird hochgefahren und der Blick auf die Bühne freigegeben. Was es zu sehen gibt, erinnert stark an die Bühnenbilder, die Aleksandar Denić für Frank Castorf ersonnen hat. Das aufwendige Wimmelbild mit zahlreichen Räumen und Nischen hier hat aber Daniel Roskamp gestaltet. Im Hintergrund hängt ein riesiges Bild, das einen Kampfjet mit der Aufschrift „to paradise“ in steilem Sturzflug zeigt. Davor steht in der Mitte (vielleicht) die Ruine einer Kirche, mehr zu erahnen als zu erkennen durch die Kreuze eines verwahrlosten Friedhofs. Daneben sind da noch ein verfallenes (Stunden-)Hotel, dessen rot leuchtendes kaputtes Schild mit dem wenig originellen Anagramm „Eden“ und „Ende“ hausiert, ein Operationssaal, ein Waschsalon und der Rumpf eines Flugzeugs.

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