"Wir sind mündige Frauen und Männer“

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In einem offenen Brief an Helmut Schüller wehrt sich die Präsidentin der Katholischen Aktion, Gerda Schaffelhofer, "in aller Entschiedenheit“ gegen eine "Vereinnahmung von uns Laien“ durch die Pfarrer-Initiative. Helmut Schüller ist von "Ton und Schärfe“ des Schreibens überrascht.

Vergangene Woche wurde das im September neugewählte Präsidium der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ) auch von der Bischofskonferenz bestätigt. Bereits nach ihrer Wahl hatte die neue Präsidentin Gerda Schaffelhofer angekündigt, es müsse "lauter gespielt werden“ - innerhalb wie außerhalb der Kirche. Was darunter zu verstehen ist, machte sie am Dienstag klar: In einem offenen Brief an Helmut Schüller, den Sprecher der Pfarrer-Initiative, wehrt sich Schaffelhofer "mit aller Entschiedenheit“ gegen eine "Vereinnahmung von uns Laien“ durch die Pfarrer-Initiative. Sie wünsche sich vielmehr "eine neue Kultur des Miteinanders von Laien und Amtsträgern und einen Dialog auf Augenhöhe“.

Zur Mitverantwortung bereit

Jahrhundertelang seien Nichtkleriker als unmündige Laien von der kirchlichen Hierarchie mehr geduldet als geliebt worden, heißt es in dem Brief. Erst das II. Vatikanum habe dem ein Ende bereitet. "Aber wir sind mündige Frauen und Männer“, so Schaffelhofer weiter, und bereit Mitverantwortung in der Kirche zu übernehmen: "Wir sind aber auch sensibel und hellhörig und merken sehr schnell, wenn uns bestimmte Kräfte in der Kirche vor ihren Karren spannen wollen, auch wenn sie sich sehr fortschrittlich geben und Pfarrer-Initiative nennen.“ Das seien alte Verhaltensmuster im neuen Gewand.

Schaffelhofer betont weiter, nichts gegen die Pfarrer-Initiative zu haben. Auf Nachfrage bekräftigt die KAÖ-Präsidentin, dass sie in dem Brief nicht auf die Inhalte von deren Forderungen eingegangen sei. Sondern die Laien wollten nicht "zu Lautsprechern irgendwelcher kirchlicher Kreise instrumentalisiert werden“. Schaffelhofer stößt sich vor allem an der "Umbenennung“ der Laien zu "Kirchenbürgerinnen und Kirchenbürgern“. Helmut Schüller hatte im September gegenüber der FURCHE, später dann auch bei der Vollversammlung der Pfarrer-Initiative diesen Begriff verwendet, weil im Wort Laie zu sehr das "Laienhafte“ zum Ausdruck komme. Schaffelhofer hält dagegen, mit der Namensgebung sei schon in der Bibel ein Herrschaftsanspruch verbunden gewesen: "Wir brauchen aber keine neuen Herren in der Kirche. Wenn wir uns einen neuen Namen geben wollen, dann werden wir das selbst tun.“

Die KAÖ-Präsidentin plädiert für Augenmaß in Kirchenreformfragen: Mitgliedern der Pfarrer-Initiative, die "abschätzig von ‚Softreformern‘ sprechen, sei erwidert, dass der sanfte und beständige Regen oft gedeihlicher ist als der plötzliche Gewittersturm.“ Die KAÖ sei bereit, in einen "Dialog für die Kirche“ einzutreten, um auch die Pattstellung zwischen Bischöfen und Pfarrer-Initiative aufzubrechen.

Diskussionen und Reaktionen

Von bischöflicher Seite hatte sich zuletzt Kardinal Christoph Schönborn eher versöhnlich geäußert: Die Pfarrer-Initiative sei zwar nicht auf der Tagesordnung der Bischofskonferenz gestanden. Gespräche mit Vertretern der Initiative würden aber "laufend“ stattfinden, vor allem in den diözesanen Gremien, so Schönborn bei der Pressekonferenz nach der Herbstsitzung der Bischöfe: "Man kann auch mit unterschiedlichen Standpunkten leben. Wir vertragen eine Portion Pluralismus.“ Natürlich gebe es Grenzen, wo die Gemeinschaft des Glaubens infrage gestellt werde. "Aber dort sind wir nicht“, so der Kardinal.

Die FURCHE befragte Helmut Schüller zu den Aussagen der KAÖ-Präsidentin. Der Vorsitzende der Pfarrer-Initiative zeigte sich von "Ton und Schärfe“ des offenen Briefes überrascht. Er betonte, die Pfarrer-Initiative wolle niemanden vereinnahmen. Kritik in einer Vehemenz, wie sie hier geäußert wurde, sei ihm bislang noch nicht zu Ohren gekommen. Er werde mit Schaffelhofer darüber das Gespräch suchen.

Auch der Sprecher der Laieninitiative, Peter Pawlowsky, bestreitet in einer Stellungnahme, dass die Pfarrer-Initiative die Laien instrumentalisiere: Tatsache sei, "dass es seit Jahren eine enge und solidarische Zusammenarbeit zwischen den Laien-Reformbewegungen und der Pfarrer-Initiative“ gebe. Nun rücke Schaffelhofer die wachsenden Reformbewegungen in der Kirche in ein schlechtes Licht. Pawlowsky: "Die Laieninitiative lässt sich davon nicht beeindrucken“ und wisse sich darin "überdies einer Meinung mit vielen Mitgliedern der Katholischen Aktion“.

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