Wo Klimt seine Adele malte

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Das letzte und einzige Atelier des berühmten Jugendstil-Malers Gustav Klimt kann nun nach zweijähriger Vorbereitung besichtigt werden.

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Das letzte und einzige Atelier des berühmten Jugendstil-Malers Gustav Klimt kann nun nach zweijähriger Vorbereitung besichtigt werden.

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Parallel zur großen Millenniumsausstellung "Klimt und die Frauen" der Österreichischen Galerie Belvedere in Wien, ist es dem Wiener "Verein Gedenkstätte Gustav Klimt" jetzt nach zweijährigem Kampf endlich gelungen, das bisher ungewisse Geschick des alten Anwesens im 13. Wiener Gemeindebezirk, Feldmühlgasse 11/Wittegasse 15a zum Guten zu wenden. Denn das alte Atelier, in dem nachweislich Klimt große Werke seiner letzten Lebensjahre von 1912 bis zu seinem Tod 1918 schuf, schien bis vor kurzem nicht erhaltenswürdig zu sein.

Inzwischen aber rettet die Verabschiedung des neuen Bundesimmobiliengesetzes, das mit 1. Jänner 2001 in Kraft treten soll, dieses Kleinod samt angrenzendem Park und Garten vor der Spitzhacke. Hatte doch Klimt-Freund Egon Schiele nach Klimts Tod gefordert: "Seine Freunde sollten ... das Haus samt Garten und Einrichtung kaufen. Nichts sollte weggenommen werden - denn das Gefüge des Klimt-Hauses ist ein Ganzes, ist selbst ein Kunstwerk, welches nicht zerstört werden dürfte. Auch die unfertigen Bilder, Pinsel, Maltisch und Palette sollten unberührt bleiben und als Klimt-Museum für die wenigen, die Freude und Liebe für die Kunst haben, zugänglich sein."

Aus der Schar jener berühmt gewordenen suggestiven Porträts schöner Damen der Wiener Gesellschaft, wie sie in diesem letzten Atelier entstanden, ragen zwei hervor, die wichtige Hinweise auf die Ortswahl dieser Arbeitsstätte zu geben vermögen. Es war die noble Villa des Bankiers Robert von Primavesi in der Hietzinger Gloriettegasse 14-16, die Klimt magisch anzog. Der kunstsinnige Hausherr erwies sich ihm als Freund und Mäzen, öffnete ihm sein Haus und ließ seine Gattin Eugenia, wie auch seine schöne Tochter Mäda von ihm porträtieren. An beiden Werken wandte der umschwärmte Maler besondere Techniken an. Bei dem damals zehnjährigen Mädchen das Prinzip der "extremen Längung", das die effektvolle Distanz zum Betrachter schuf. Bei der reichen Bankiersgattin vergegenständlichte er in ihrer vielfarbig-ornamentalen Prachtrobe Reichtum und Glanz noblen Großbürgertums jener Zeit.

Viele Male fand Gustav Klimt in jenen Jahren von 1912 bis 1918 den kurzen Weg von der Feldmühlgasse zur Gloriettegasse. Ihm, der wenige Jahre zuvor erleben musste, wie sein Porträt der schönen Margaret Stanborough-Wittgenstein wegen seiner eigenwilligen Gestaltung von deren Familie abgelehnt wurde, war die Wertschätzung des Freiherrn von Primavesi umso wertvoller. Von Zurücksetzungen wegen seiner widersprüchlichen künstlerischen Ausgestaltung, die in Utopie und Regression endete und letztlich 1917 zur Ablehnung seiner Professur führte, genoss er umso dankbarer wohl die ihm zuteil werdende Enthebung von finanziellen Sorgen. Der reiche Gönner sorgte für lukrative Porträt-Aufträge. Und die verwöhnten Damen der Wiener Gesellschaft gaben sich hier, in seinem letzten Atelier, die Türklinke in die Hand. Zu ihnen zählten auch Friederike Maria Beer und Adele Bloch-Bauer, mit der Klimt ein Verhältnis gehabt haben soll (siehe Furche 37/00, Seite 24). Dank zeitgenössischer Fotos ist aber sicher, dass auch unvollendet gebliebene Werke, wie "Die Braut" und "Dame mit Fächer" in der Villa in der Feldmühlgasse 11/Wittegasse 15a entstanden sind.

Eines der Relikte in "Klimts Garten" ist ein alter Apfelbaum, der noch heute blüht und Früchte trägt. Sicher hat der naturliebende Maler oft in seinem Schatten vom Schaffen ausgeruht.

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