Wohin Leopolds Millionen flossen

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Was der Sammler Rudolf Leopold erstand, nachdem er seine Schiele- und Wien-1900-Sammlung für das Leopold Museum eingebracht hatte, zeigt ebendort eine Ausstellung, die sich dem zeitgenössischen Teil der "Sammlung II“ widmet. Deren Zukunft liegt weiter im Unklaren.

Wofür hat Rudolf Leopold eigentlich die Millionen verwendet, die er vom Bund für die Einbringung seiner ersten Sammlung, vorrangig bedeutende Schieles und wichtige Werke von Wien um 1900, bekam? "Kunst war das Einzige, was er sich davon geleistet hat“, sagt sein Sohn Diethard. Dieser hat mit Kurator Franz Smola für das Leopold Museum eine Schau über diese "Sammlung II“ zusammengestellt, die überrascht: Abstraktion, Fotorealismus, Art Brut - viele Arbeiten auch aus den vergangenen Jahren hängen hier. Zwar sind unter den 6000 Werken der "Sammlung II“ wieder zahlreiche Werke aus Leopolds Lieblings-Epoche und von Künstlern wie Schiele, auch solche aus Gotik, Barock und Volkskunst - oftmals war man Leihgeber für das Leopold Museum, wenn es um diese Themen ging. Doch auch wenn Zeitgenossen nicht den Großteil der "Sammlung II“ ausmachen, wollte man sich für die Ausstellung ganz bewusst auf sie konzentrieren und einen anderen Leopold sehen.

Die Schieles von morgen

Brus, Rainer, Lassnig, Frohner, Nitsch (dem bis April auch eine eigene Ausstellung im Untergeschoß gewidmet ist), Krystufek und viele mehr finden sich in der Schau, die 140 Werke zeigt, darunter 85 Gemälde beziehungsweise Mischtechnik, 30 Grafiken, 20 Skulpturen und auch einige Fotografien - sowie Rudolf Leopolds Auto, einen alten VW Golf, Baujahr 1988, quasi um zu unterstreichen, dass er sich nie etwas für seinen eigenen Komfort geleistet hat, sondern immer alles in den Kauf von Kunst fließen ließ. Am Herzen lag Leopold, der um rund fünf Millionen jährlich einkaufte, bekanntermaßen der Expressionismus, er suchte sich nun auch zeitgenössische Varianten dazu und fand sie in den Neuen Wilden und der neuen Figuration. Andererseits fällt dem Besucher der Ausstellung sicher der große Anteil an fotorealistischen und abstrakten Arbeiten, denen Leopold besonders kritisch gegenüberstand, auf. Und eine Frage drängt sich auf: Jener Sammler, der schon an den jungen Schiele glaubte, als die Kunstwelt diesen noch kaum wahrnahm, kaufte auch zuletzt Arbeiten von Studenten und jungen Künstlern, die noch völlig oder fast unbekannt waren. Ob sich sein Kennergespür auch hier bewähren wird und aus Cristina Fiorenza, Urban Grünfelder, Manuela Kaltenegger und anderen Nachwuchskünstlern noch einmal ganz Große werden?

Es ist eine auf Subjektivität basierende Auswahl, Leopolds Prämisse war "Was mich nicht erregt, das kaufe ich nicht“, weshalb man der Schau den Titel "The excitement continues“ gab. "Mir geht es darum, hier Leopolds Sammlerblick wiederzugeben. Ich war selbst verblüfft, wie viel er nochmals zusammengetragen hat“, so Kurator Franz Smola. "Man spürt, dass er diese Werke hier für sich gesammelt hat. Jedes hat seine eigene Sinnlichkeit, seine Sprache.“ Den Eindruck des Vielseitigen, Depothaften unterstreicht man in der Ausstellung auch durch die Architektur von Laurids Ortner. Er hat Holzpaletten aufgestellt, an denen er die Werke befestigt hat.

Gerüchte um Verkauf der Sammlung

"Die Konstruktion erzeugt ein Gefühl von Unabgeschlossenheit, Beweglichkeit. Die Sammlung befindet sich in der Schwebe“, sagt Ortner - eine gelungene Doppeldeutigkeit, ist es doch zu Zeiten der Ausstellungseröffnung noch unsicher gewesen, wie es mit der "Sammlung II“ weitergehen sollte. "Es ist unklar, wohin die Reise geht, aber es wird im Winter zu entscheiden sein“, sagte Diethard Leopold damals. Doch bisher ist man dort, wo man im Oktober war.

Der Direktor des Leopold Museums, Tobias Natter, sagte damals, als es Gerüchte um einen Verkauf nach Niederösterreich gab, man werde "alles tun, damit das, wo Leopold drauf steht, auch dorthin zurück kehrt, wo Leopold seine Heimat hat“. Auch heute plädiere man für eine Lösung, "bei der auch künftig alle Leihgaben aus der ‚Sammlung II‘ für die Bereicherung der ständigen Sammlung oder von Sonderausstellungen möglich sind“, so der Sprecher des Leopold Museums, Klaus Pokorny, über den derzeitigen Stand. Bisher habe es noch keinen von Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny angekündigten Runden Tisch zur Angelegenheit gegeben. Rudolf Leopolds Witwe Elisabeth lässt nur ausrichten, dass die Sammlung "nach derzeitigem Stand in der Familie und in ihrer Gesamtheit erhalten bleiben soll“.

The excitement continues

Leopold Museum

Bis 30. Jänner 2012, tägl. außer Di 10-18, Do bis 21 Uhr

MuseumsQuartier, 1070 Wien

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