Wohlfühlen mit Kultur

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Was ist eigentlich schlimmer: wenn eine abgehalfterte Finanzministerin so auf die Schnelle nicht weiß, mit welchem Pöstchen man ihr den Genuss des politischen Gnadenbrotes schmackhaft gemacht hat - mit dem der parteieigenen Justiz- oder doch der, äh, Kultursprecherin? Oder wenn sie kulturelle Ereignisse pauschal als "Wohlfühltermine" bezeichnet und als Beispiel ausgerechnet die Lucian-Freud-Ausstellung im Kunsthistorischen anführt? Freuds drastisch-düstere Malerei als Wohlfühlkunst? Weiß die Dame überhaupt, wovon sie redet?

Das fundamentale Desinteresse an der Kultur wird freilich von der zweiten Regierungspartei aufrichtig geteilt: ganze 2 von 124 Seiten des Regierungsprogramms haben SPÖ und ÖVP dem Thema gewidmet und dabei als Arbeitsziel die "nachhaltige Absicherung von Kunst und Kultur in Österreich" definiert. Man ist also schon froh, wenn Kunst und Kultur in diesem Land überhaupt weiter existieren, und begnügt sich damit, das, was in der Vergangenheit so zusammengekommen ist, "nachhaltig abzusichern". Bescheidener geht's wirklich nicht.

Der österreichischen Kulturpolitik fehlt es nicht nur an Visionen, sie hat nicht einmal Ideen. Kleinmut und Geiz zeigen sich im Großen wie im Kleinen, zum Beispiel im Umgang mit einschlägigen Staatspreisträgerinnen und -trägern: Gab es früher etwa für die mit dem "Würdigungspreis" für Literatur oder Musik Ausgezeichneten eigene Feierstunden mit Lobreden und Dankesworten, so wird seit 2010 der "Österreichische Kunstpreis" kollektiv für alle Sparten und daher notgedrungen im Eilverfahren abgefeiert, zunächst noch, unter präsidentiellem Schirm, in einer Megashow in der Hofburg, mittlerweile in so kleinem Rahmen, dass ein Preisträger (des mit immerhin 12.000 Euro dotierten Preises) exakt zehn Personen zu seinem Ehrentag laden darf.

Die Autorin ist Germanistin und Literaturkritikerin

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