Langweilig sei es gewesen, ein „Duett, kein Duell“, wurde bemäkelt. Nun, als Konsument der österreichischen Innenpolitik und ihrer Darstellung im ORF würde man sich mehr von dieser „Langeweile“ wünschen, wie sie die TV-Konfrontation zur deutschen Bundestagswahl zwischen Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier gekennzeichnet hat: wohltuende, klare Sachlichkeit, keine Untergriffe, keine Gags – sowohl auf Seiten der Politiker wie auch der Journalisten.
Gewiss, weder Merkel noch Steinmeier sind geborene Charismatiker – doch das wusste man. Und bei den Interviewern waren just die beiden Vertreter der Privatsender RTL und Sat.1 besonders staatstragend, während der ARD-Mann (als einziger mit offenem Hemd) eine Spur tougher und frecher fragte und die ZDF-Dame (ganz in weiß) ansatzweise Witz erkennen ließ. Herauskam, was Bernd Ulrich von der Zeit ein „wohltemperiertes Gespräch“ nannte. Noch einmal: Für Österreich mit seiner verhunzten Debattenkultur wären solche „wohltemperierten Gespräche“ ein Fortschritt.
Wirklich überrascht haben weder Merkel noch Steinmeier – sie war ein bisschen schlechter, er ein wenig besser als erwartet. Aber beide können wohl ganz gut miteinander – Merkels Begeisterung für die FDP scheint endenwollend, ihr Bekenntnis zu Schwarz-Gelb klang seltsam bemüht.
Kritisieren muss man – zumal bei vier Moderatoren und eineinhalb Stunden Sendezeit – das beschränkte Themenrepertoire: nichts zu Europa und internationaler Politik (außer Afghanistan), keine Bildungs-, Gesellschafts- und Kulturpolitik! It’s Opel-Magna, stupid, isn’t it? (mit)