Wohnen als Abbild

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"The Un-Private House": Häuser von Stararchitekten im MAK.

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"The Un-Private House": Häuser von Stararchitekten im MAK.

Betreten in Straßenschuhen verboten: Wer sich als Besucher im Museum für Angewandte Kunst (MAK) Wien in einem mit penetranter blau-weißer Tapete gemusterten Ausstellungsraum "Un-private Houses" ansehen will, muß erst einmal schonende Plastikbezüge über sein Schuhwerk streifen. Nach dieser Verneigungsgeste vor dem Privaten eröffnen 26 Privathäuser internationaler Stararchitekten in Plänen, Modellen und auf Videoanimationen ihren Reichtum. Im wahrsten Sinne des Wortes: Die meisten verfügen über Swimming Pool, Fitneßraum, mehrere Geschosse und sehr viel Fläche. In Maßarbeit gefertigt, spiegeln sie Bedürfnisse und Lebensgewohnheiten ihrer Nutzer wider.

Im exklusiven, individuellen Wohnen bildet sich die Gesellschaft ab, in der Aufteilung und Konzeption der Räume ihre Wertigkeiten. Schlafen und Kochen ist nicht mehr genug, Arbeiten, Selbstverwirklichung, Repräsentation nach außen, Transparenz, moderne Medien und die Präsentation von Besitz spielen eine wesentliche Rolle.

Shigeru Ban gibt dem Bewohner des "Curtain Wall House" in Tokio die Möglichkeit, seine Terrasse als offene Reling eines Schiffes zu erleben oder sie beim Wunsch nach Intimität durch einen riesigen Vorhang einfach zuzuziehen. Die traditionellen Reispapier-Paravents wurden damit durch eine moderne, internationalere Variante ersetzt. Auch das Torushaus von Preston Scott Cohen geht auf eine Arbeitssituation ein: Es ist für einen Maler. Zwei Ateliers orientieren sich nach der Natur und dem Blick darauf.

Wie stark die internationalen, visionären Spitzenprodukte mit der österreichischen Realität auseinanderklaffen, zeigen die Doppelbetten und Tische, auf denen sie präsentiert sind: die Bestseller aus heimischen Möbelhäusern sprechen weniger von der großen, weiten, vernetzten Welt als von der Sehnsucht nach dem familiären Heim.

Bis 24. April

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