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Unterhaltung im alten Ägypten im Papyrusmuseum der Nationalbibliothek.

Ein Ferkel, sechs Eier, sechs Tauben, zwei Ladungen Holz: Auf einem Papyrus des 6. nachchristlichen Jahrhunderts schrieb ein ägyptischer Dorfverwalter den Festbedarf auf. Oder: Exklusivvertrag zwischen einer 20-jährigen Tänzerin und einem 30 Jahre alten Flötenspieler aus dem 3. Jahrhundert v.Chr., festgehalten auf einem Papyrus: "Ohne ihre Einwilligung darf er für keinen anderen arbeiten. Als Honorar erhält er monatlich 45 Kupferdrachmen." Das Papyrusmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek (180.000 Objekte, seit 2001 "Weltkulturerbe") zeigt in der zauberhaften kleinen Ausstellung "Spiel am Nil" Freizeitvergnügen von Erwachsenen und Kindern vom 3. vorchristlichen bis ins 10. nachchristliche Jahrhundert, als Ägypten islamisiert und damit arabisiert wurde. Beileibe nicht nur schriftliche Dokumente, sondern richtiges Kinderspielzeug: Puppen aus Holz und Bein, von trauernden Eltern kleinen verstorbenen Mädchen ins Grab mitgegeben. Für die Buben gab es Spielzeugtiere aus Terrakotta mit Holzrollen, damit Pferdchen samt Reiter oder Hähne an einer Schnur hinter sich hergezogen werden konnten.

Dass Brettspiele beliebt waren (kein Wunder bei ägyptischen Temperaturen, da sitzt man lieber, als dass man joggt), beweisen ein Spielbrett und Spieltisch aus dem Grab des Tutenchamun. Gewürfelt wurde mit dem Sprung-Gelenksknochen junger Lämmer, während der kubische, sechsseitige Würfel in Ägypten erst in griechisch-römischer Zeit bekannt wurde. Typisch ägyptisch sind Bastelarbeiten aus Papyrus: Fragile Faltsterne (Bild) hat das Wüstenklima erhalten. Jung und Alt vergnügten sich bei Zirkusdarbietungen, wird aus römischer Zeit berichtet; Staub- und Schweißschaber bezeugen sportliche Wettkämpfe. Ein Papyrus aus dem 8. Jahrhundert n.Chr. beweist, dass die einzelnen Fanclubs der Vereine bereits damals anhand ihrer unterschiedlichen Farben zu erkennen waren. Ägypten betrieb also nicht nur einen einschüchternden Totenkult.

Spiel am Nil

Papyrusmuseum der ÖNB

Heldenplatz, 1010 Wien

Bis 1. Juli, Mo, Mi-Fr 10-17Uhr

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