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Enthusiasmus ist bekanntlich hochgradig infektiös. Geradezu epidemische Formen hat er jetzt beim dritten Literaturfestival in Schlierbach angenommen. Hier sind einfach alle enthusiastisch, zuvörderst die Veranstalter, die "Literarischen Nahversorger", allesamt Ehrenamtliche, die sich vornehmlich aus dem Lehrkörper des Stiftsgymnasiums rekrutieren und im Zweijahresrhythmus ein Ereignis auf die Beine stellen, das international seinesgleichen sucht. Vier Tage lang dreht sich in Schlierbach alles um die Kunst des Wortes, von der klassischen Lesung mit Wasserglas über den Frühschoppen mit dem jungen Lokalmatador Thomas Arzt und den ortseigenen Bläsern oder Clara Luzias Songs bis zum subversiv feierlichen Wortduett-und Chanson-Abend des Ehepaars Gerhard Rühm und Monika Lichtenfeld, einer Sternstunde im fast penetrant barockprunkenden Bernardisaal.

Was ist das Geheimnis eines erfolgreichen Festivals? Bei "4553" (die Postleitzahl!) ist es die Mischung aus prominentem Eigenbau der Region, wie Reinhard Kaiser-Mühlecker, Leopold Federmair, Erwin Einzinger, und externen Berühmtheiten wie der Büchner-Preisträgerin Sibylle Lewitscharoff, die auf passend katholischem Boden ihren Dante-Roman "Das Pfingstwunder" vorstellte. Es liegt aber auch am luftigen Zeitplan und an den magischen Örtlichkeiten: Teresa Präauer am Schloßteich mit ihrem Dschungel-Buch "Oh Schimmi" - da erwartete man minütlich das Auftauchen des Krokodils. Und Franzobel konkurrierte mit seinem gewitzten "Bad Hall Blues", der die kehlkopfschonende Wirkung des Oberösterreichischen untersucht, erfolgreich mit dem Schweinsbraten der Jausenstation Zeisl. Provinz, das ist eben mitunter nicht Kleingeisterei, sondern menschenfreundliche Aufmerksamkeit. Durchsage im Zug in Rohr-Bad Hall: "Hat jemand am Bahnhof eine rote Tasche stehen lassen?".

Die Autorin ist Germanistin und Literaturkritikerin

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