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Alles für Christus

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Am 22. Juni 1949 hat Papst Pius XII. den damaligen Regens des Linzer Priestersemina- res, Dr. Franz Zauner, zum Titularbischof von Faha und zum Bischofkoadjutor mit dem Recht der Nachfolge für den erkrankten Linzer Bischof Dr. Josephus Cal. Fließer ernannt. Am 15. August, dem Feste Mariä Himmelfahrt, erhielt er im Mariä-Empfängnis-Dom zu Linz durch Kardinal Theodor Innitzer, Erzbischof von Wien, die Bischofsweihe, wobei die beiden Studienkollegen des Erwählten aus der römischen Studienzeit Bischof Dr. Josef Köstner von Klagenfurt und Weihbischof Dr. Leo Pietsch von Graz Assistenz leisteten.

Der im 45. Lebensjahr zur bischöflichen Würde Erhobene war das erste von neun Kindern einer Bauernfamilie der Pfarre Grieskirchen. Er hatte seine Gymnasialstudien am Knabenseminar der Diözese Linz und seine philosophischen und theologischen Studien als Alumnus des Collegium Ger- manicum an der Gregoriana in Rom absolviert, die er mit dem Doktorat in Philosophie und Theologie krönte. In der praktischen Seelsorge wirkte er als Kooperator in Mondsee und an der Familienpfarre zu Linz. Durch mehrere Jahre war er Generalpräfekt am Knabenseminar Kollegium Petrinum und betreute nach Auflösung der kirchlichen Schulen in der nationalsozialistischen Zeit die Prie- sterstüdenten in der Zerstreuung. Ein neues Aufgabengebiet eröffnete sich ihm seit 1938 in der Diözesanverwaltung, beim Aufbau des Kirchenbeitragswesen in der Finanzkammer und später als Ehereferent und Mitglied des kirchlichen Gerichtes. Dabei fand er noch Zeit, sich als Seelsorger in einem Militärlazarett zu betätigen. Durch mehrere Jahre galt seine Sorge Sonntag für Sonntag Tausenden von italienischen Zwangsarbeitern, die in Linz in der Rüstungsindustrie eingesetzt waren, wozu Dr. Zauner seine Sprachkenntnis besonders befähigte. Im Jahre 1942 übernahm er noch dazu die Professur für Kirchenrecht am Priesterseminar. Seit Herbst 1946 war er dann Regens des Priestersemi- nares: Eine vielseitige Vorbereitung auf die Aufgaben eines Oberhirten.

Bis zum Jahre 1956 arbeitete er als Koadjutor des Diözesanbischofs Dr. Fließer, der durch einen neuerlichen Schlaganfall Anfang Dezember 1953 schwer behindert war. Als keine Hoffnung auf volle Wiederherstellung seiner Gesundheit mehr bestand, bat Bischof Dr. Fließer, sein Amt zurücklegen zu dürfen. Dieser Bitte willfahrte der Heilige Stuhl mit

Rechtswirksamkeit vom 31. Dezember 1955. Seit 1. Jänner 1956 leitet Bischof Dr. Zauner das Bistum Linz als Diözesanbischof.

Wenn aus der Vielfalt der bischöflichen Hirtensorgen etwas herausgehoben werden soll, dann müssen wir bei Bischof Dr. Zauner die Katholische Aktion als erstes nennen. Der erste Hirtenbrief, den er 1950 zusammen mit Bischof Dr. Fließer unterzeichnete, galt der Katholischen Aktion; damit war das Anliegen ausgesprochen, dem er bis zum heutigen Tage seine ganz besondere Sorge zuwendet. Die „KA” in allen ihren Gliederungen und all ihren Werken ist sozusagen der Augapfel des Bischofs. Von der Mitarbeit der Laien sprach er schon am Tage seiner Weihe, als er in einer Abendpredigt seinen bischöflichen Wappenspruch „Omnia Christo” (Alles für Christus) deutete, davon sprach er in seiner programmatischen Rede bei der feierlichen Inthronisation als Diözesanbischof. Von diesem Anliegen war und ist sein Handeln bestimmt. Er erscheint nicht nur zu den großen Kundgebungen der KA, er ist auch immer bei den Arbeitstagungen, bei den Studienwochen und Kursen, ob es nun Akademiker oder Hochschüler, ob es Lehrer oder Jungarbeiter sind, die sich über solche Apostolatsaufgaberi beraten, ob sie in Schloß Ort am Traunsee, auf der Burg Altpernstein oder im Bildungsheim Puchberg zusammenkommen. Aus dieser Sorge um die „KA” und ihre Arbeitsmöglichkeiten kam auch sein Wunsch und sein festes Drängen, in möglichst allen Pfarren ein Pfarrheim erstehen zu lassen, ein Ziel, das nun dank der Energie des Bischofs fast überall erreicht ist. Für die christliche Erwachsenenbildung, für die Einrichtung des Bildungsheimes Puchberg und das Katholische Bildungswerk insbesondere, das bereits in mehr als 320 Pfarren der Diözese regelmäßig arbeitet, ist Bischof Dr. Zauner nicht nur Initiator, sondern auch einer der eifrigsten Mitarbeiter. In den Wintermonaten ist er abends an die 70mal im Jahr in Gasthäusern und Kinosälen am Rednerpult, wo er viele Fragen der Ehe, der christlichen Schule (wozu er als Schulbischof Österreichs besonders befähigt ist), des Konzils bespricht oder zu anderen aktuellen Themen Stellung nimmt.

Ein Hauptanliegen der bischöflichen Wirksamkeit ist auch die aktive Teilnahme der Gläubigen am Gottesdienst und die Erneuerung der Liturgie. Nicht nur, daß er selbst am liebsten die heilige Messe inmitten einer Gemeinschaft, sei es bei irgendeinem Kurs oder bei sonstigen Anlässen, feiert, seine große Sorge ist die systematische Schulung der Gläubigen’ Zu aktiver Mitfeier des Gottesdienstes. Durch 15 Jahre hat er das Referat für Liturgie und Kirchenmusik in der Österreichischen Bischofskonferenz besorgt. Das II. Vatikanische Konzil gab ihm Gelegenheit, die auf dem Gebiete der liturgischen Erneuerung gesarhmelten Erfahrungen für die Weltkirche fruchtbar einzusetzen. Papst Johannes berief Bischof Dr. Zauner in die vorbereitende Kommission für Liturgie; mehr als 2200 Konzilsväter wählten ihn in die Konzilskommission für Liturgie, und Papst Paul VI. hat ihn zum Mitglied des Consiliums für die Durchführung der Konstitution über die heilige Liturgie ernannt.

Sorge für die Pfarren

Trotz der starken Beanspruchung, die das Konzil für jeden Bischof, dem Mitglied einer Konzilskommission aber in noch größerem Maß, mit sich bringt, versieht Bischof Doktor Zauner seine sozusagen „gewöhnlichen” Hirtenaufgaben als Diözesanbischof eines sehr großen Bistums mit mehr als 450 Pfarren und über einer Million Katholiken in gleichem Umfang wie vor dem Konzil. Nach wie vor besucht der Oberhirte jährlich 50 bis 60 Pfarren zur bischöflichen Visitation, und es empfangen mehr als 15.000 Firmlinge aus seiner Hand das Sakrament des Heiligen Geistes zur Vollausrüstung eines Christen. Bei seinen Pfarrbesuchen liegt ihm der lebendige Kontakt mit dem Pfarrausschuß am Herzen. Die ganze Pfarrgemeinde führt er in seinen Predigten in einfacher und anschaulicher Sprache in die Aufgaben des Christen in der heutigen Welt ein und läßt sie teilnehmen an den Anliegen und Sorgen der Diözese.

Bischof Dr. Zauner ist kein Kirchenfürst alter Prägung. Jedem Prunk und jeder „Repräsentation” abhold, ist er selbst in Wohnung und Lebensweise einfachst und anspruchslos. Seinem Klerus, den apostolisch tätigen Laien und dem ganzen Diözesanvolk ist er im vollen Sinne des Wortes der erste Vorarbeiter. Da er im Jahre auf mehr als 500 Predigten, Vorträge und Ansprachen kommt, werden ihn wenige erreichen. Urlaub ist für ihn ein unbekanntes Wort.

Sein einziges Hobby sind das Basteln und die Technik (freilich bleibt dafür kaum noch Zeit). Er interessiert sich für die Hochöfen der VÖESt. genauso wie für die neueste E-Lok oder die letzte Verbesserung der Tonbandgeräte und der Transistoren. Häufige Fabrikbesuche gelten aber nicht nur den technischen Fortschritten, sondern vor allem den Menschen an den Maschinen.

Die einzige Erholung des Oberhirten von Linz ist gelegentlich eine Motorradfahrt, um einen kranken oder alten Seelsorger zu besuchen, einen Kirchenbau zu besichtigen oder eine Wallfahrt zu machen. Manche Anekdote wird gerade über die Hilfsbereitschaft zu den Straßenkameraden auf solchen Fahrten berichtet, wo der vorerst unbekannte Motorradfahrer erst nach vollbrachter Tat sein Inkognito lüftet und sich dann dem sehr erstaunten Kameraden als Bischof von Linz zu erkennen gibt.

Zur Vollendung des 60. Lebensjahres wünscht und erbittet die Diözese ihrem Oberhirten Gesundheit und Kraft, Gnade und Erleuchtung, daß er das ihm anvertraute Diözesanvolk im Geiste des Konzils zu einem wahren Gottesvolk führen möge.

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