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Am Schnittpunkt des kalten Krieges

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Die 15 Jahre, die der Staat Israel besteht, waren ununterbrochene Jahre der dauernden Spannung kriegerischer Aktionen, kleiner Grenzzwischenfälle und eines Rüstungsrennens, das gerade an diesem Punkt der Welt den kalten Krieg zwischen Ost- und Westblock symbolisierte. Der Gegensatz zwischen Israel und den arabischen Staaten ist auch heute, 15 Jahre nach Staatsgründung, nicht kleiner geworden. Die Hoffnung, die Waffenstillstandsverträge, die vor zirka 15 Jahren abgeschlossen wurden, in einen Friedensvertrag zwischen Israel und den arabischen Staaten umzuwandeln, zerschellten an der Tatsache, daß die arabischen Staaten mit abwechselnder Unterstützung des Ost- und Westblocks sich einem Friedensvertrag widersetzten. Heute vereinigt die arabischen Staaten der Haß gegen Israel. Dieser Haß ermöglicht es auch, fast unentgeltlich Waffen von den Großmächten zu erhalten. Um nur ein Beispiel zu nennen: wenn Gamal Abdel Nasser russische Flakraketen erhält, so sichert sich Rußland seinen Einfluß in diesem Machtgebiet. Wenn die Vereinten Staaten ihrerseits militärische Experten in den Mittleren Osten schicken, so sichern sie sich dadurch eine Einflußsphäre, die

viel billiger erworben wurde als mit einer echten Aufbauhilfe. Der Wettlauf zwischen Ost und West geht im Mittleren Osten weiter. Statt daß der Wettlauf die Entwicklung in diesem Gebiet aber fördert, sorgt er an erster Stelle für Intakthaltung des Feuers im Pulverfaß des Ostens.

Die von gestern

Doch Israels Problem ist auch ein inneres Ringen um eine wahre Demokratie. Israel hat bis heute keine Konstitution. An Israels Spitze stehen die Staatsmänner, die seinerzeit diesen Staat gründeten. Das Denken dieser Staatsmänner basiert auf Konzeptionen, wie sie vor 15 Jahren gültig waren. Ministerpräsident Ben Gurion ist auch heute noch der Ansicht, daß ein Frieden mit den arabischen Staaten nur ohne jede Konzession möglich ist.

Der uneingeschränkte Führer der arabischen Welt im Mittleren Osten, Gamal Abdel Nasser, ist ebenfalls nur zu einem Frieden mit Israel bereit, der die Lage, wie sie vor Gründung des Staates Israel im Jahre 1947 war, vorsieht. Beide Staatsmänner versteifen sich auf Ansichten, die niemals einen Frieden ohne Waffengeklirr herbeiführen können. “''• |

... und die von heute

In letzter Zeit wurden jedoch auch andere Stimmen in beiden Lagern vernehmbar. Bisher gehören diese Stimmen einer Minderheit an. Im arabischen Lager steht an ihrer Spitze Michel A f 1 a k, der Ideologe der El

Baath-Partei, die hinter der syrischen Revolution stand. In Israel handelt es sich um eine Gruppe Intellektueller, an deren Spitze der Philosoph Martin Buber steht, und eine Gruppe von Linkssozialisten, die mit arabischen

Sozialisten vielfach Fühlung genommen haben. Seit langer Zeit steht die Vernichtung Israels nicht mehr an erster Stelle bei den Vereinigungsverhandlungen zwischen den arabischen Staaten, die bereits in ähnlicher Weise in vergangenen Jahren geführt wurden.

Doch bis ein Friede im Mittleren Osten erreicht wird, werden gewiß noch viele Jahre vergehen, denn in beiden Lagern wird es schwer sein, umzudenken, so daß auch die kom-

menden Jahre für den kleinen Staat Israel nicht nur Jahre des Aufbaues, sondern auch Jahre der Aufrüstung sein werden. Aus diesem Grund ist der Staat Israel einer der wenigen Staaten der Welt, der eine Geburten-

erhöhung fördert und bei dem die militärische Erziehung bei den Schülern der Mittelschulen beginnt.

Auch auf wirtschaftlichem Gebiet hat Israel in der nahen Zukunft einen schweren Kampf auszufechten. Die amerikanische Entwicklungshilfe und deutsche Reparationszahlungen werden in kurzer Zeit eingestellt werden. Wegen des Kriegszustandes mit den arabischen Nachbarstaaten muß Israel seine Absatzmärkte für Exportgüter in

Europa, Amerika, Afrika und Asien suchen, wobei das Hauptgewicht der kurzen Entfernung wegen auf Europa gelegt wird. Hier gibt es den Widerstand der EWG zu überwinden, die noch nicht bereit ist, ein Wirtschaft-

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