Argusaugen im Orbit

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Telekommunikation, Navigation und Erdbeobachtung: Satelliten als unverzichtbare Helfer

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Telekommunikation, Navigation und Erdbeobachtung: Satelliten als unverzichtbare Helfer

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Nächsten Donnerstag, 12. Juli, knapp vor Mitternacht mitteleuropäischer Zeit ist der Countdown ausgezählt: In diesem Moment startet die europäische Trägerrakete Ariane 5 in Kourou/Französisch Guayana mit einer besonderen Fracht in den Himmel. An Bord befindet sich der Kommunikationssatellit Artemis. Erbaut unter der Federführung des italienischen Raumfahrtunternehmens Alenia Spazio, soll Artemis sowohl der Satellitennavigation als auch der mobilen Kommunikation für Kraftfahrzeuge, Züge und Schiffe neue Bahnen ebnen. Zehn Jahre lang soll Artemis die Erde in einer Höhe von 36.000 Kilometern umkreisen und den Kontakt zwischen jenen Satelliten sicher stellen, die in niedrigerer Höhe ihre Bahnen ziehen und deshalb ihre Informationen nicht immer zur passenden Bodenstation senden können. Als Schlüssel des geplanten europäischen Satellitennavigationssystem EGNOS soll Artemis den Europäern zudem ermöglichen, sich von der US-Vorherrschaft durch das militärische Navigationssystem GPS zu emanzipieren. Und die Pläne reichen noch weiter: Bis 2008 will die ESA in Zusammenarbeit mit der Europäischen Kommission mit Galileo ein leistungsfähigeres ziviles Satellitensystem errichten. "Insgesamt soll Galileo aus 30 Satelliten bestehen", erklärt der Leiter der ESA-Navigationsabteilung, Hans Fromm, die Stoßrichtung.

Boomende Umsätze Der Markt für mobile Kommunikation und Satellitennavigation boomt, so Fromm: "Heute belaufen sich die Umsätze auf rund eine Milliarde Euro, wobei der Hauptteil die PKW-Navigation betrifft. Bis 2005 werden die Umsätze auf sechs Milliarden Euro klettern." Den Löwenanteil von 75 Prozent würden dann die Mobiltelefone belegen. Nicht Entfernungen, sondern Zeitmessungen im Nanosekundenbereich prägen das Navigationssystem, schildert Fromm: "Die Messungen sind so präzise, dass ich etwa über Satellit gesehen habe, auf welcher Seite des Autos ich gesessen bin."

Die Augen im Weltraum sehen immer schärfer - nicht nur Autos oder Schiffe, sondern auch deren unliebsame Folgen: Ab Oktober dieses Jahres wird deshalb Envisat in Sachen Umweltverschmutzung klare Verhältnisse schaffen. Eine Ariane 5 wird den mit acht Tonnen schwersten europäischen Satelliten aller Zeiten in den Orbit befördern. In einer polaren Erdumlaufbahn von 800 Kilometern Höhe tastet sein Radar einen Streifen von bis zu 500 Kilometern Breite ab. Envisat spürt Ölflecken in Ozeanen auf und kommt der Abholzung des Regenwaldes auf die Spur, er ortet zudem Vulkanausbrüche, Erdbeben oder Stürme, liefert Daten über die Dicke von Eiskappen oder die Höhe von Meereswellen. Mit vier Mikrowellen und sechs optischen Instrumenten - darunter auch das Ozon-Messinstrument GOMOS - kann er auch eine wirksame Waffe sein gegen die chronische Verdrängung des Kyoto-Protokolls.

Envisat ist nur Teil des ESA-Projekts "Lebender Planet", das sowohl die Erforschung als auch die Überwachung der Erde leisten soll. An der ersten dreijährigen Projektphase ist Österreich nicht nur mit dem Know-how von Austrian Aerospace, Siemens Österreich, Joanneum Research oder Forschungszentrum Seibersdorf beteiligt, sondern auch mit 13 Millionen Euro - zwei Prozent der Kosten von 680 Millionen Euro. Ob das ambitionierte Projekt auch in den nächsten fünf Jahren finanziell gedeckt ist, wird die ESA-Ministerkonferenz noch im November entschieden.

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