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Nach dem Waffenstillstand 1953 hait Nordlkorea seine Streitkräfte weiter ausgebaut. Vor dem Frieden von Panmunjon verfügte die Nord-koreanische Volksarmee noch über keine eigenen Kampfflugzeuge, heute besitzt sie bereits eine Luftwaffe von 30.000 Mann und 1000 Maschinen vom Typ MIG-17 und anderen Düsenjägern. Das Heer wurde von 250.000 Mann auf 400.000 Mann und die Kriegsmarine von 24 Kriegsschiffen auf 100 erhöht. Dagegen unterhält Südkorea eine Streitkraft von insgesamt 600.000 Mann, dazu mehr als 300 Kampfflugzeuge. Nach dem zweiten Weltkrieg und der Teilung Koreas sind mehr als 70 Prozent der Schwerindustrie und Chemieindustrie in Nordkorea geblieben, auch mehr als 90 Prozent der Kohlgruben sowie die ganzen Eisenhütten und E-Werk-Anlagen fielen in die Hand der Nordkoreaner. Im Vergleich zu diesem hochindustrialisierten Nordkorea ist Südkorea praktisch ein Agrarland mit bescheidener Leichtindustrie. Unabhängig von der Unterstützung von außen ist Nordkorea daher stärker als Südkorea. Nun ist Nordkorea wegen seiner Stellung im Konflikt Moskau-Peking auch politisch wichtiger geuns ist folgende Frage von noch größerem Interesse, nämlich, kann Korea neben Vietnam immer noch zu einem Krisenherd werden? Zu dieser Antwort müssen vor allem die Beziehungen Nordkoreas zu China und der UdSSR, aber auch die Haltung Südkoreas und der USA einkalkuliert werden. Damit ist auch das Militärpotential Nordkoreas von heute einer Untersuchung wert.worden. Obwohl China während des Koreakriegs Nordkorea mit zwei Millionen Soldaten unterstützt hat und die Chosen Nodongdang (Koreanische Arbeiterpartei) vorher als prochinesisch galt, kehrte nun Kim II Sung doch China den Rücken und. wandte sich an Rußland. Dies beeinflußt nicht nur Nordvietnam, sondern auch die KP Japans, denn es gibt in Japan eine sehr große nordkoreani-sche Kolonie.

Nordkorea erklärte seine „unabhängige Linie“ am 12. August 1966 durch einen sehr langen Leitartikel in Nodong Sinbun (Arbeitsnachrich-ten), dem Zentralorgan der Partei. Darnach veröffentlichte auch die Akahata (Rote Flagge), das Zentralorgan der KPJ, den vollen Wortlaut. Die Erklärung fing mit den Worten an: „...Der Kampf gegen den Dogmatismus und für die Unabhängigkeit und Selbständigkeit nimmt in der Geschichte unserer Partei einen wichtigen Platz ein ...“ Es ist nicht zu verkennen, daß dieser Angriffspfeil an Pekings Adresse gerichtet war. Tatsächlich hat Nordkorea China schon seit langem die kalte Schulter gezeigt. Im März 1966 nahm die nordkoreanisch Delegation unter Tschoi Jong Kun, dem Vorsitzenden des Präsidiums der Obersten Volksversammlung, ungeachtet der Abwesenheit der chinesischen Delegation an der 23. Generalversammlung der KPdSU teil.

Eine der wesentlichen Ursachen für die Haltungsänderung Nordkoreas aber war sicherlich auch der Artikel Lin Piaos, „Es lebe der Sieg des Volkskrieges!“, vom September 1965. Der Strategie der Weltrevolution Lin Piaos nach verlangte China von Nordkorea, eine „zweite Front“ entlang des 38. nördlichen Breitengrades als Ergänzung für die „erste Front“ in Vietnam zu eröffnen. Weil Pak Tschung Hee, der Staatspräsident der Republik Korea, 40.000 südkoreanische Soldaten nach Südvietnam entsandte, beschloß zuerst Kim II Sung, ebenfalls Truppen nach Nordvietnam zu entsenden. Er verweigerte also die Eröffnung der „zweiten Front“. Seiner Überlegung nach wäre es ihm lieber, „Freiwillige“ nach Vietnam zu schicken, als den Koreakrieg erneut aufflammen zu lassen. Dieser Meinungsunterschied muß der direkte Grund der Verschlechterung der Beziehungen zwischen Pjöngjang und Peking sein.

Die Sabotage Pekings hat natürlich dazu geführt, daß die Entsendung der nordkoreanischen Verbände nicht zustande kam.

1965 lehnte sich Nordkorea öffentlich gegen Peking auf. Da sich Nordkorea zwischen China und der Sowjetunion befindet und eine Verständigung mit Südkorea, Japan und den Vereinigten Staaten wieder unwahrscheinlich zu sein scheint, hat Kim II Sung keine andere Wahl mehr, als sich in die Arme der Sowjets zu werfen.

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