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„Aufwertungen auch künftig nicht“

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„Die Beratungen des Zehner-Clubs im November 1968 und die im Anschluß daran in der Bundesrepublik, in Frankreich und in Großbritannien ergriffenen Maßnahmen führten zu einer Beruhigung der Devisenmärkte. Bereits in der letzten November-woche des Vorjahres nahmen die Währungsreserven der Bundesbank um 1,9 Milliarden DM ab, sie sanken im Dezember 1968 um weitere 3,5 Milliarden DM und gingen im Januar 1969 um abermals 5,1 Milliarden DM zurück. Diese Tendenz setzte sich in abgeschwächter Form auch im Februar 1969 fort, so daß inzwischen die eigentlichen Spekulationsgewinne weitgehend wieder ins Ausland zurückgeflossen sein müssen. Diese Beruhigung muß nun genutzt werden — bilaterale Gespräche sollten eine dauerhafte Stabilisierung des Welt-währungssystems erreichen. Nicht angebracht erscheint jedoch feine neue Weltwährungskonferenz. Sie würde nur eine neue Spekulationswelle auslösen.

Die Auswirkungen des von der Bundesrepublik erlassenen Absicherungsgesetzes waren wesentlich von der Entwicklung der Preistendenzen im In- und Ausland abhängig. Hinreichende Schlüsse auf die deutsche Außenhandelsentwicklung ließen die Monate Dezember 1968 und Januar 1969 jedoch nicht zu, da durch befristete Ubergangslösungen für Altkontakte eine gewisse Verzerrung eintrat. Aber dank der erstarkten Stabilitäts-bemühungcn der deutschen Partnerländer bestehen gute Aussichten, fctM'ÖieWthrudgslage'in diesem Jahr ruhig bleibt — vorausgesetzt, es ereignen sich keine unvorhergesehenen politischen Erschütterungen. Eine einseitige deutsche Aufwertung kommt jedoch' auch künftig nicht in Betracht.

Die deutschen Auslandsinvestitionen betrugen vor dem ersten Weltkrieg bei einem Bruttosozialprodukt von rund 25 Milliarden Mark etwa 14 Milliarden Mark, dagegen beliefen sich die deutsehen privaten Direktinvesti-ticnen im Ausland im September 1968 bei einem nominalen Bruttosozialprodukt vcn rund 550 Milliarden DM auf nur 13,4 Milliarden DM, von denen auf Entwicklungsländer etwa 3,8 Milliarden DM entfielen. Dieser Bestand wurde zwar erst seit 1952 aufgebaut — im gleichen Zeitraum erreichten jiedoeh die ausländischen Privatinvestitionen der USA einen Wert vcn 240 Milliarden DM und die von Großbritannien einen Wert von 60 Milliarden DM. Allein in der Bundesrepublik führten ausländische Unternehmer in der Zeit vom 1. September 1961 bis zum 30. Juni 1968 Investitionen im Werte von rund 15,7 Milliarden DM durch. Von diesem Betrag entfielen auf nur 'amerikanische Investitionen 7,5 Milliarden DM — der Bestand an US-amerikanischen Direktinvestitionen m der Bundesrepublik erhöhte sich dadurch bis Ende 1967 auf rund 14 Milliarden DM. Demgegenüber haben deutsche Unternehmer in einem mehr als doppelt so langem Zeitraum — von 1952 bis 1968 — in den Vereinigten Staaten nur 2,2 Milliarden DM investiert.

In diesem Zusammenhang darf jedoch nicht übersehen werden, daß die deutschen Außenwirt-' Schaftsbeziehungen weit“ mehr auf einer Expansion des Warenhandels als auf einer Kapitalverflechtung beruhen, während es bei den übrigen großen Indusitrie-mationen genau umgekehrt ist. Im vergangenen Jahr konnte das auf Grund der hohen Handels-bilanzüberschüsse entstandene Ungleichgewicht der deutschen Zahlungsbilanz weitgehend durch Kapitalexport in Form von Portfolioinvestitionen neutralisiert werden — eine Form des Kapitalsexports, die bei vorübergehendem Ungleichgewicht gerechtfertigt ist. Auf die Dauer gesehen sollte bei strukturellen Handelsbilanzüberschüssen der Ausgleich jedoch nicht durch Kapitalexporte in Form der Kreditgewährung, sondern durch private Direktinvestitionen im Ausland angestrebt werden. Die Bundesrepublik verbesserte dadurch auch ihr recht ungünstiges Verhältnis zwischen Portfolio-und Direktinvestitionen.“

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