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Aus der Geschichte der Kirche

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Geschichte der Kirche. Lese- und Arbeitsbuch zum Unterricht für die Oberstufe der österreichischen Mittelschulen. Von Dr. Anton Maria P i c h 1 e r. Tyrolia-Verlag, Innsbruck-Wien. 164 Seiten.

Dieses Kirchengeschichtslehrbuch ist der IV. Band in der bald vor zwei Jahrzehnten zum erstenmal erschienenen Sammlung: „Der Weg, die Wahrheit und das Leben, Lehr-, Lese- und Arbeitsbuch der katholischen Religion für die Oberstufe der Mittelschulen“, das von Lehrern und Schülern wohl gleich erwartet wurde. Schon die Einteilung der Kirchengeschichte zeigt die neue Methode — und sie möge sich einbürgern —, nämlich in vier Abschnitten: Die Kirche unter den Juden (I) und im Römerreich (II) und das Zeitalter der slawischen und germanischen Völker, also der europäischen Kirche (III) und das der Weltkirche (IV). Somit werden Humanismus, Glaubensspaltung und -erneuerung noch zur dritten Periode gezählt, während die vierte bereits mit der Missionierung der neuentdeckten Gebiete anhebt. Die weitere Unterteilung ist durch prägnante Uberschriften und durch Groß- und Kleindruck veranschaulicht. Alle Sparten sind treffend behandelt, nur wäre ein reicherer Einbau der Heiligengeschichte erwünscht. Der kirchlichen Heimatgeschichte — wie von einem österreichischen Geschichtslehrbuch zu erwarten — ist ein gebührender Raum gewidmet, wobei aber die neueste Zeit mehr Ausführlichkeit vertrüge, zumal nach den Geschichtsverdrehungen der jüngsten Vergangenheit. Staunenswert ist die Fülle des dargebotenen Stoffes, der allerdings oft so gedrängt dargestellt werden mußte, daß der Schüler die Mithilfe des Lehrers nicht entbehren kann. Beim Vergleich mit dem früheren zweibändigen Lehrbuch von Univ.-Prof. Tomek wären diesem Band Pichlers eine solche Ausstattung, ein größerer und dadurch besser lesbarer Druck, eine Anzahl charakteristischer Bilder und eine Aufteilung und Erweiterung auf zwei Bände zu wünschen. An das Verzeichnis über „die Seligen und Heiligen aus und in Osterreich“ könnte sich vorteilhaft eins Zusammenstellung der Konzilien anschließen. Freilich, die Mängel sind nicht dem Verfasser, sondern den Zeitumständen anzulasten. Uber die Mittelschule hinaus sei dieses brauchbare Kirchengeschichtslehrbuch zur Fortbildung der Erwachsenen, im Konvertitenunterricht und bei ähnlichen Möglichkeiten empfohlen. Univ.-Dozent Dr. Franz Loidl

Andreas Kardinal Frühwirth (1845 bis 1933). Von P. Angelus Walz O. P. Verlag Herder, Wien. 619 Seiten.

Der durch seine Arbeiten zur Geschichte d6S Dominikaneror/lens (besonders durch sein Compendium historiae ordinis Praedicatorum; Herder, Rom, 1930) weltbekannte P. Angelus Walz hat die vorliegende Arbeit vollendet, die in diesen Tagen erschienen ist: es sei gleich gesagt: eine bedeutendere Biographie

,aus der Kirchengeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts gibt es derzeit nicht: besonders für Leser, die sich für Ordensgeschichte, für die Entwicklung der päpstlichen Diplomatie und die Geschichte des Kardinalats von heute interessieren. Ist ja Kardinal Frühwirth vom steirischen Bauernbuben zum frommen und

' gelehrten Dominikanerpater, der ebenso in der thomistischen Theologie wie in sozialen Fragen zuhause war, zum tüchtigen Provin-zial, zum anerkannten Ordensgeneral, schließlieh zum erfolgreichen Nuntius in München und zum vielbewunderten Kardinal und Ratgeber der Päpste des 20. Jahrhunderts und zum Kanzler der Kirche aufgestiegen; eine Priesterlaufbahn, die gewiß selten ist. Der Wert der Quellen, die der Verfasser des Buches so zahlreich (von Seite 583 bis 599) anführt, wird noch dadurch größer, daß er vieles aus eigener Erinnerung anführen kann und dies unter „Eminenz mündlidi“ zitiert (zum Beispiel 193, 201, 247, 299, 310, 324 usw.) und in den späteren Partien der Biographie als „Amanuensis“ des Kardinals berichtet. In einem Nachwort (Seite 573 bis 582) schildert P. Walz den Charakter des Kardinals, abgeleitet von seinem Wahlspruch: Fide et cari-tate (Seite 577): „Seine Intelligenz, sein vielsagender Kopf, sein kluger Blick sowie sein frisches Gedächtnis erregten Bewunderung. Die Briefe, die ich schreibe, kann man ans schwarze Brett hängen; ich nehme mich in acht, konnte er sagen. Die höfliche Form tat noch das ihre dazu. Er sei immer so höflich gewesen, meinte der französische Botschafter. Und dann die Menschenfreundlichkeit und liebevolle Güte! Aus all den Eigenschaften und Gründen wurde ein Besuch bei ihm für viele ein Erlebnis, wofür sie ihm über das Grab hinaus dankbar blieben und bleiben. Daß Eminenz trotz seiner empfindsamen Natur sich stets voll Selbstbeherrschung in der Gewalt gehabt habe,' wurde vom langjährigen Hausarzt Doktor Neri hervorgehoben und als reine Tugend bezeichnet Ein irischer Dominikaner bewundert an seiner edlen Gestalt die stete Bescheidenheit, seine treue Brüderlichkeit, seine Liebe zum Orden, seine Hochachtung vor dem jeweiligen P. General, seine überlegten Urteile und die vorsichtige Wahl der Worte im Reden, die nie verletzende und immer erbauliche, ja erhebende Art seines Benehmens. Um Frühwirths Höflichkeit zu schildern, genügte ein ganzes Buch nicht, meint Silvio Palazzini.“

Univ.-Prof. Dr. Ernst Tomek

Große Menschen. Eine Kirchengeschichte im Heiligenleben. Von Karl W i 1 k. Neue, veränderte und erweiterte Auflage. Verlag Sankt Florian. 472 Seiten.

Der Gedanke, die Kirchengeschichte als Epiphanie Christi in seinen Heiligen darzustellen, ist fruchtbar. Nicht nur die äußere Weltlenkung, sondern die innere Führung durch große Menschen zu neuen Stufen der Entwicklung in der Kirche wird dargestellt. Daß den sozialen Heiligen ein breiterer Raum vorbehalten ist, läßt sich gewiß rechtfertigen. Denn Vinzenz von Paul, Joseph Benedikt Cottolengo und Don Bosco haben als soziale Apostel eine Wirkung bis ins Heute. Wenn auch die neueste Literatur nicht immer herangezogen werden konnte wie bei Benedikt, Katharina von Siena oder bei der großen Theresia, für weitere Kreise ist jedenfalls sehr vieles und in sehr lesbarer Form geboten. Offen bleibt aber immer noch der Wunsch nach einer Hagiographie, die ein Gesamtverständnis des göttlichen Planes vermittelt und vor allem aufzeigt, wie die Heiligen das theologische Leben befruchten, wie Augustinus auf die Gnade zeigt, Bernhard auf die menschgewordene Liebe, Franziskus auf die demütige Armut des Herrn, Hildegard auf die Ganzheit des göttlichen Heilsplanes, oder wie jedesmal durch die großen Heiligen ein Zug im Antlitz Christi neu aufgedeckt und eingeprägt wird. Also Heiligenleben, die nicht bloß zeigen, wie es eigentlich gewesen ist, sondern die das theologische Anliegen des mystischen Leibes Christi in die Mitte stellen

Brennende Herzen. Lebensbilder großer Christen Von Margarete Weinhand!. Verlag Styria, Graz, 320 Seiten.

Hier sind es nicht nur katholische Heilige — denn auch Gerhard Tersteegen, den schon Walter Nigg unter die evangelischen Heiligen aufgenommen hfkt, und ein kleiner Unteroffizier erscheinl in der ungemein bunten Reihe: Monika und Nikolaus von Flüe, Fra Angelico, Pascal, Bruder Laurentius, Bodelschwingh, Edith Stein, Kardinal Galen. Was sie aber alle gemeinsam haben bei der augenfälligsten Verschiedenheit, ist dies: es sind Menschen, die mit dem Herrn ins Gespräch kamen und denen darüber das Herz brannte, „Der Mensch ist gering, aber das Herz ist das grjße Ding “ Eben das brennende Herz! Und Weinhandl hat auch in ihrer Sprache etwas Zündendes, weiß darzustellen, hat Fülle und Farbe. Und nicht zuletzt: es sind große Christen aus der unmittelbaren Gegenwart, über die Monographien abschließender Art erst geschrieben werden müssen. Es hat dies Buch kein wissenschaftliches Anliegen, es ruft zum Leben und in die Tiefe.

Dr. P. Virgil Redlich OSB

Geschichte aus dem Glauben. Zehn Aufsätze. Von Ernst Laslowski. Verlag Herder, Freiburg. 134 Seiten.

Das Anliegen des Verfassers ist die Revision und Kritik der liberalistischen Geschichtsauffassung. Positiv gesprochen: die Wiedervereinigung von christlicher Offenbarung und Historie. Er kritisiert die säkularisierte Geschichtswissenschaft sowohl des Humanismus wie des Liberalismus und betont die bedeutenden Anfänge der oben erwähnten Wiedervereinigung durch die katholische und protestantische Romantik, widmet Goethes und besonders Eichendorffs Geschichtsbild zwei kurze, aber eindringliche Kapitel und erwirbt sich mit dem Hinweis auf das Werk des katholischen Frankfurter Historiker Johannes Janssen (1829—1891) ein bedeutendes Verdienst. Es sei hervorgehoben, daß Laslowski die Notwendigkeit objektiver Tatsachenforschung als Selbstverständlichkeit betont, diese aber nicht als Selbstzweck gelten läßt. Die christliche Geschichtsauffassung weist einige Grundprobleme auf, von denen der Verfasser besonders des mysterium iniquitatis, das Geheimnis des Bösen in der Geschichte, in einem eigenen Kapitel darstellt. Ist doch die christliche Auffassung durch die Unmöglichkeit, Gottes Pläne in ihren letzten Absichten zu erkennen, auch für die Geschichte maßgebend. Trotzdem ist sie überzeugt, daß es ein Gericht in der Geschichte selbst gibt, in dem das Gute zum schließlichen Sieg geführt wird. Besonders zeitnahe sind die Parallelen, die der Verfasser zwischen Apokalypse und dem historischen Geschehen unseres Jahrhunderts zieht. — Das kleine Buch verdient als Hinweis und Anregung ernst genommen zu werden, wenngleich der geringe Umfang der einzelnen hier vereinigten Aufsätze nicht gestattet hat, den Fragen einen besonderen Tiefgang zu geben.

Dr. Robert Mühlher

Abriß der Finanzwissenschaft. Von Richard Kerschagl. Manz-Verlag, Wien. 19C Seiten.

Mit dem Wachsen des Aufgabengebietes des Staates und im Zusammenhang mit der allgemeinen Etatisierung des ökonomischen Geschehens ist das Interesse an finanzwissenschaftlichen Fragen in einem derartigen Umfang gestiegen, daß die Finanzwissenschaft heute jenen Teil der Wirtschaftswissenschaft darstellt, dem die stärkste Beziehung zum Gegenständlichen der Wirtschaft wie der Politik zugesprochen werden kann.

Professor Kerschagl, Prorektor der Hochschule für Welthandel, gibt uns mit seiner jüngsten Publikation nicht nur, wie er im Titel bescheiden sagt, einen „Abriß“, sondern durchaus ein Lehrbuch der Finanzwissenschaft. In Unterscheidung von anderen Lehrbüchern des Gegenstandes hat der Autor die Behandlung des Themas erstens auf jene Fragen beschränkt, die tatsächlich zum Gegenstand gehören, und auf die Darstellung von Problemen verzichtet, die in andere Gebiete der Wirtschaftspolitik verwiesen werden müssen, und zweitens den einzelnen Problemen jenen Raum eingeräumt, der ihnen auf Grund ihrer Bedeutung für die Gegenwart zukommt. Daher nimmt die Steuertheorie den größten Teil des Werkes ein. “ leben der kasuistischen und kommentierenden Behandlung der Steuern hat es bisher noch keine auf die Gegenwart bezogene Steuertheorie gegeben. Professor Kerschagl füllt hier eine Lücke aus. Ausgezeichnet etwa die Behandlung des Problems der Steuerwirtschaftlichkeit oder der Steuerüberwälzung. Neben der „reinen“ Theorie der Steuern wird aber die besondere Steuerlehre nicht vergessen. Auf knapp 24 Seiten wird so vom Autor eine Einführung in das Gebiet der Einzelsteuern gegeben. Im Sinne der Absicht des Verfassers, eine „reine“ Steuertheorie zu bieten, wird auch den Steuersystemen einiger wichtiger Staaten (USA, Rußland) ein eingehende Würdigung zuteil.

Nationalökonomen, Wirtschaftspraktikern wie den mit politischen Problemen Befaßten kann das Buch in Hinblick auf seine Qualität wie auf seine Aktualität nur bestens empfohlen werden.

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