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Australien wandert nach Asien

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Australien ist ein „europäisches“ Land, das aber unmittelbar neben Südostasien liegt. Vor dem zweiten Weltkrieg waren seine Nachbarländer nur Kolonien Großbritanniens, Frankreichs, der Niederlande und der Vereinigten Staaten. Australien konnte sich damals allein mit guten Beziehungen zu diesen euroamerikanischen Mächten begnügen. Noch vor einigen Jahren fühlten sich die zwölf Millionen Australier so sicher, daß sie gegenüber Asien eine hartnäckige Isolationspolitik betrieben. Während des zweiten Weltkriegs klopften die japanischen Truppen schon an die Nordtüre Australiens. Zum erstenmal wurde seine Sicherheit von einer asiatischen Macht bedroht.

Nach 1945 ging das britische Weltreich unter, Australien sah sich plötzlich allein dastehen, von seiner englischen Mutter verlassen. Über Nacht mußte Australien erfahren, daß es sich inmitten zahlreicher neuer asiatischer Souveränstaaten befindet. Eine Ignorierung dieser Tatsache ist nicht mehr möglich. Seitdem Asien und der Pazifik zum Zentrum der Weltpolitik wurden, ist eine außenpolitische Kursänderung auch in Australien sichtbar geworden.

Canberra hat sich allmählich von der ohnmächtigen Torschlußpolitik befreit und sich für eine Allianz mit den asiatischen Verbündeten zur gegenseitigen Sicherheit und zum gemeinsamen Wohle entschieden. Nun ist es endlich so weit, daß die Australier den „Fernen Osten“ in „Nahen Norden“ umbenennen. Sie fangen an, zu lernen, sich als Asiaten zu fühlen und zu benehmen, um die Sympathie der nahöstlichen Nachbarvölker zu erringen.

Durch die Teilnahme Australiens an der asiatischen Außenministerkonferenz im Juli 1966 in Seoul wollte es eben diesen Gedanken zum Ausdruck bringen. Auch wirtschaftlich interessieren sich die Australier für Asien in steigendem Maß. Dies ist verständlich; denn die Ausfuhr des Landes nach Asien beträgt dreißig Prozent. Japan wurde nach Großbritannien zum zweitgrößten Kunden Australiens. In den vergangenen zehn Jahren hat sich der Handel mit den asiatischen Ländern verdoppelt. Im Investitionssektor zeigt Australien ebenfalls einen gesunden Appetit, so fließt sein Kapital nach Malaysiern Thailand und den Philippinen. In den vergangenen zwanzig Jahren hatte Australien den asiatischen

Staaten Hilfe von mehr als einer Milliarde US-Dollar zur Verfügung gestellt, zumeist in Form von Geschenken. Seit 1965 kämpfen rund 4500 Australier in Südvietnam. Außerdem sind 4000 australische Soldaten seit zwanzig Jahren stets in Malaysien stationiert. Die Vernichtung der Ma- Kung (KP Malayas) 1950 und das Zurückschlagen der „Konfrontation" Sukarnos waren hauptsächlich ihnen zu verdanken.

Jetzt zieht sich John Bull vom Osten von Suez auf seine Insel zurück, Australien scheint nun einzig auf ANZUS angewiesen zu sein. Ist das möglich? Ein malaysischer Diplomat sagte einmal: „Australien muß ein Teil Asiens werden. Wir brauchen es, und es braucht uns auch!“

Weiße, Gelbe, Braune

Das ist also eine Art Interdependenz. Viele Beweise sprechen dafür, positive wie negative. Als der australische Verteidigungsminister im Jänner dieses Jahres behauptete: „Der Vietnamkrieg muß eskaliert werden, because they are different...“, wurden diese Worte von Marcos, dem Staatspräsidenten der Philippinen, als „rassistisch“ betrachtet und zum Anlaß genommen, den Staatsbesuch

Die Ferienaktionen der Caritas!

In der Ferienzeit führt die Caritas Wien eine Reihe turnusweise gegliederter Erholungsaktionen für Kinder durch. Buben und Mädchen im Alter von 5 bis 16 Jahren verbringen bei bester Verpflegung und unter pädagogisch einwandfreier Leitung erholsame Ferientage in den Buben- heiemen Ried im Innkreis, Unter - Dellach in Kärnten, in den Mädchenheimen Randegg und Unter- Dellach sowie in den gemischt geführten Heimen Pernegg und Nied emf ritz.

Buben und Mädchen, deren Eltern in Wien bleiben, steht für Tagesaufenthalte die waldumsohloesene Tagesheimstätte Paulawiese in Neuwaldegg zur Verfügung. Die Kinder werden täglich von Treffpunkten ab- geholf, verbringen den Tag bei bester Verpflegung außerhalb der Stadt und werden am Abend wieder zum Treffpunkt zurückgebracht.

Mütter, die sich als Gruppenbegleiterinnen zur Verfügung stellen, erhalten die Straßenbahnfahrbarte sowie die freie Verpflegung für sich und ihre auf die Paulawiese mitgenommenen Kinder.

Anmeldungen und Auskünfte erteilt Kinder- und Jugendhilfe, Caritashaus, Wien IX, Währingergürtel Nr. 104, Telephon: 34 36 52/K1. 03.

nach Australien sofort abzusagen.

Das Übertreiben des Rassen- bewußtsedns ist für Australien daher nicht minder gefährlich als für Südafrika; denn das australische Neuguinea grenzt an das indonesische Westirian. Nach dem Frieden der Maphiündo-Lärader (Malaysien, die Philippinen und Indonesien) könnte das Spannungsfeld eines Tages womöglich auch weiter nach Süden verlegt werden.

Vielen Australiern ist eine solche Gefahr bewußt; sie suchen daher energisch eine echte Partnerschaft mit sowohl den Gelben als auch den Braunen.

Die „weiße" Bevölkerung Australiens ist in Wirklichkeit nur an drei Flecken konzentriert: Südost (Canberra, Melbourne, Sydney, Adelaide, Brisbane), Nordost (Rockhampton, Townsville, Caims, Mackay) und Südwest (Perth); während der größte Landteil menschenleer bleibt Es gibt heute schon eine deutliche Tendenz, daß die „nichtweiße“ Bevölkerung ihre Wurzel bereits tief im Norden Australiens geschlagen hat. Dieser Raum mit seinem tropischen Klima macht die Existenz für die „Weißen“ unmöglich, für die anpassungsfähigen Asiaten aber stellt er eher ein gelobtes Land dar. Dieses „asiatische Viertel“ umfaßt das Nord-Territorium (besonders Amhemland) und und den Kimberley-Distrikt von Westaustralien.

Historische Wahl

Politisch gesehen spielt hierbei das Nordterritorium, das ein Sechstel der Gesamtfläche Australiens einnimmt, eine Hauptrolle. 1966 erlebte dieses Territorium ein historisches Ereignis — Harry Chan, 48, ein Australier chinesischer Abstammung und All- roundgeschäftsinhaber, wurde vom Volk zum Präsidenten des Territoriumparlaments und dann zum Bürgermeister van Darwin, der Hauptstadt des Nordterritoriums, gewählt, sein „weißer“ Rivale, Cooper, der sieben Jahre lang Bürgermeister von Darwin gewesen ist, verlor den Wahlkampf. Darwin selbst ist eine multirassische Stadt, wo „Weiße“ und „Farbige“ friedlich nebeneinander leben.

Die Wahl des neunten Parlaments des Nordterritoriums war nicht nur ein Fortschritt des demokratischen Lebens — das Territorium hat bisher noch keinen Status eines Bundesstaates, vorher wurde der Stuhl des Pariamentspräsidenten stets vom Territoriumsgouvemeur „mitgesessen“ —, sondern sie bestätigte auch die verstärkte Position der „farbigen" Australier, die vor kurzer Zeit noch „Staatsbürger zweiten Ranges" waren. Man sagt, Harry Chan sei der erste Chinese, der zwei so wichtige Stellen im ganzen Britischen Commonwealth außerhalb Asiens — innehabe.

Chan ist nicht der einzige Chinese: Ein Sektionschef im australischen Außenministerium, Lee, ist ebenfalls chinesischer Herkunft. Nach dem Sieg Harry Chans sagte William Wong, der Sekretär der „Chinesischen Landsmannschaft“: „Sein Erfolg ist bedeutungsvoll für den Kampf gegen den Rassismus; es ist eine Ehre für unsere Vorfahren, die seit dem 19. Jahrhundert Nordaustralien urbar gemacht haben.“

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