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„Barometer“ Außenhandel

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Im Widerspruch zu allen Thesen und Prognosen erreichte der Außenhandel im Vorjahr mit einem Volumen von 86 Milliarden Schilling (+ 10,3 Prozent) einen überraschenden Aufschwung, der .die Zuwachsrate des Jahres 1963 (+ 6,6 Prozent) erheblich übertraf. Obwohl manche Theoretiker des Negativismus der Bevölkerung seit Jahren eingeredet hatten, Österreich stehe vor einer

Katastrophe, wenn es nicht sofort den vollwertigen Anschluß an die EWG oder mindestens eine rasche Assoziierung mit Brüssel vollziehe, erlebten der Außenhandel und das Wirtschaftsleben einen Aufstieg, der viele Irrlehren der falschen Propheten widerlegte. Da aber niemand igern einen Irrtum zugibt, ist es auch kein Wunder,' daß die Bevölkerung von Jahr zu Jahr schlechter über die Gestaltung des wichtigen Außenhandels orientiert wird, indem die Interessenten ausführlich bei jedem einzelnen Fehlschlag verweilen, die es natürlich immer an irgendeiner Stelle gibt, aber die zahlreichen Fortschritte nach Möglichkeit totschweigen.

Ähnlich steht es mit den Verhandlungen in Brüssel, die vielleicht zu einem vernünftigen Arrangement führen können, das beide Seiten befriedigt, aber auch die unabdingbaren prinzipiellen Vorbehalte 'Österreichs berücksichtigt, die sich aus der Neutralitätsakte und der Sonderstellung gegenüber Osteuropa ergeben. Dessenungeachtet wird das izentrale handelspolitische Thema -systematisch umgangen, nämlich die unvermeidliche Kündigung der Konvention von Stockholm, wobei daran erinnert werden darf, daß die österreichischen Exporte nach den anderen EFTA-Staaten während fünf Jahren um 4,18 Milliarden auf 7,22 Milliarden Schilling gestiegen sind (+ 138 Prozent).

Wandlungen der Importe

Der Import (siehe Tabelle I) nahm 4m Vorjahr (+ 11 Prozent) eine raschere Entwicklung als im Jahre 1963 (+ 8 Prozent), wobei unter den Staatengruppen die Freihandelszone (+ 16,2 Prozent) und die Lieferungen aus Übersee (+16,1 Prozent) am besten abschnitten, darunter besonders die Bezüge aus Afrika, Nord- und Südamerika. Nach der Staatenordnung erzielten wieder die höchsten Zuwachsraten Schweden (+ 25 Prozent) und Dänemark (+ 24 Prozent), weil beide Länder die Bedeutung des österreichischen Marktes erkannt hatten, so daß trotz der schwachen Stellung Finnlands und Norwegens unter den Importerhöhungen doch Skandinavien an der Spitze stand, gefolgt von den Vereinigten Staaten, Frankreich, der Schweiz und ausnahmsweise sogar Belgien (+ 16 Prozent). Die Zunahme der Lieferungen aus Westdeutschland und Holland überstieg knapp die allgemeine Importerhöhung.

Osteuropa unterlag zwar einer schweren Agrarkrise, unternahm jedoch ernste Anstrengungen, um

mit Hilfe einer Umgruppierung und allerlei Ersatzgütern seine Lieferungen nach Österreich einigermaßen auf der gleichen Höhe zu halten. Die Importe aus Rußland und Polen blieben stabil, aber die Donauländer erlitten einen Rückfall. Trotz der relativen Schwäche, die auf die geringe Zunahme der Importe aus i Italien zurückzuführen war, beanspruchte die EWG mit 28,48 Milliar-

den Schilling (+ 12.2 Prozent) noch immer 58,8 Prozent des Gesamt-importes. An der Tatsache, daß die Schwerpunkte der Verhandlungen mit Brüssel nicht bei den Exporten, sondern unter den Importen zu finden sind, hat sich daher nicht das geringste geändert.

Als Spiegelbild der Hochkonjunktur bot die Warenordnung einige

interessante Anhaltspunkte. Rückläufig waren ausschließlich Steinkahle und Brechkoks, in einem kleinen Umfang selbst Braunkohlenbriketts, ferner Gold, Röhtabak und Zigaretten, indes Wolle und Rohkautschuk einigermaßen stabil blieben. Der Umschwung im Eisen- und Stahlsektor, der im Vorjahr den Warenverkehr auf der ganzen Linie stark beeinflussen mußte, zeigte sich besonders an den erhöhten Importen von Eisen- und Wolframerzen, während die Bezüge von Blei- und Chromerzen leichte Einbußen beklagten. Die Konjunktur begünstigte ferner elektrische Apparate (+ 20 Prozent), Kaffee (+ 24 Prozent), Kleidung (+ 27 Prozent) und Kupfer (-|- 33 Prozent), in den kleinen Positionen endlich Schuhwaren und Metalloxyde.

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