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BISCHOF DR. LÄSZLÖ / IN DER SPRACHE DER ANDERN REDEN
Mir dem Latein auf dem Konzil taten sich manche schwer. Das war vorauszusehen. Und so bewunderten viele Konzilväter aus ehrlichem Herzen die Leichtigkeit und die Eleganz, mit der sich ein junger Bischof auch zu diffizilen, schwierigen Problemen in der Generalkongregation des Konzils äußern konnte. Wer war dieser junge Bischof? Der Bischof der jüngsten österreichischen Diözese mit einem ungarischen Namen und mit kroatischer Muttersprache, also ein Mann, der in vielen Zungen reden konnte: Dr. Stefan Läszlö. Dieser junge Bischof feiert nun seinen 50. Geburtstag.
Die Österreicher haben das Burgenland, das ihnen der Zusammenbruch des Jahres 1918, der dem Lande so vieles raubte, als einzigen Gewinn brachte, immer ins Herz geschlossen. Sie haben dieses Land aber erst nach dem zweiten Weltkrieg so richtig entdeckt, jenes Land, in dem nicht nur geographisch und landschaftlich eine letzte Erinnerung an das alte große Österreich lebt, sondern das auch In seiner nationalen Gliederung ein letztes kleines Erbe der Vergangenheit darstellt. Leben doch neben den deutschsprachigen Burgenländern noch Immer einige zehntausend Kroaten im Land, die nach den Türkenkriegen angesiedelt wurden, und in einigen Dörfern wird heute noch Ungarisch gesprochen. Daß der erste Landeshauptmann des Burgenlandes nach 1945 ein Kroate war und daß der erste Bischof der neuen Diözese Burgenland auch kroatischer Abstammung ist, darauf haben wir in Österreich immer mit Stolz hingewiesen.
1913 wurde Stefan Läszlö in Preßburg als Sohn eines ungarischen Beamten geboren. Als das alte Reich zerbrach, der Vater war im Krieg gefallen, da wußte die Mutter mit ihrem fünfjährigen Sohn zuerst nicht wohin. Einflußreiche Verwandte des Mannes boten ihr eine Heimstatt in Budapest. Sie aber entschied sich für ihre burgenlän-dische Heimat und damit für Österreich. In Trausdorf, einer kleinen kroatischen Gemeinde bei Eisenstadt, wo die Mutter Lehrerin war, wuchs Stefan Läslö auf. Zur Volksschule aber wurde er nach Wien geschickt; er sollte nämlich neben der kroatischen Sprache der Mutter und Ungarisen, der Sprache des Vaters, auch richtig Deutsch lernen. Und so kann Stefan läszlö neben seinen vielen Sprachen auch noch ein richtiges, gepflegtes Wienerisch. Als einer der ersten trat Stefan Läszlö in das neugegründete bur-genländische Priesterseminar ein und erhielt 1936 die Priesterweihe. An der Wiener Universität holte er sich das theologische und an der Gregoriana in Rom das Doktorat des kanonischen Rechts. Nach Ende der nationalsozialistischen Herrschaft, in der das Burgenland aufgelöst worden war und sein Name nur mehr in der Bezeichnung der Apostolischen Administratur Burgenland weiterlebte, übernahm Doktor Stefan Läszlö die Leituffg der Caritas und schließlich den Posten des Kanzleidirektors. 1954 wurde Mon-signore Läszlö als Nachfolger von Bischof Schoiswohl zum Apostolischen Administrator des Burgenlandes ernannt und empfing äm 11. November 1956 als Titular-bischof von Metropolis die Bischof swelhe. Als i960, im Gefolge neuer Konkordatsverträge, das Burgenland zur Diözese erhoben wurde, wurde Bischof Läszlö der erste Bischof dieser Diözese. Mit einem Arbeitseifer, ja mit einer Unrast, die auch seine Gesundheit nicht schonte, betreibt Bischof Läszlö den Ausbau seiner Diözese. Neue Schulen, Lehrerbildungsanstalten, Bildungsheime, eine große Anzahl neuer Kirchen, der Ausbau der Domkirche in Eisenstadt geben Zeugnis von seinem Wirken. Noch in einem hat Bischof Läszlö das Burgenland zu einem Vorbild für Österreich gemacht. Er hat es verstanden, zwischen den kirchlichen und staatlichen Instanzen des Landes, aber auch zu den politischen Kräften jenes Einvernehmen herzustellen, jenes Klima eines gegenseitigen Verständnisses und einer gegenseitigen Achtung, das sich fruchtbringend auswirkt sowohl für die Kirche als auch für den Staat. Der Publizist schließlich muß mit Dankbarkeit beobachten, wie sehr gerade dieser Bischof, den seine geistlichen Mitbrüder ja nicht umsonst zum bischöflichen Referenten für Fragen des Rundfunks, des Femsehens und des Films bestellt haben, um die Wirkungsmöglichkeit der Publizistik, aber auch um die Bedürfnisse der Presse, ihre materiellen und geistigen Voraussetzungen Bescheid weiß. Der Mann, der in so vielen Sprachen reden kann, hat eine innere Beziehung auch zum Journalisten, gerade zum katholischen Journalisten, der ja auch immer wieder sich vor die Aufgabe gestellt sieht, in der Sprache der anderen zu reden, „soll sein Wort Gehör finden“.
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