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Prolongierter Raub

Dem Kunstraub der Nazis folgten die privaten Fischzüge. Nicht zu vergessen den sowjetischen Kunstraub. Zu Sowjetzeiten konnte die in Nowosibirsk lebende Sophie Lissitzky-Küppers nicht nach ihren geraubten Kunstwerken forschen. Ihr Sohn Jan Lissitzky verließ Russland nach der Wende und kämpft derzeit vor allem um die in einem Schweizer Museum hängende "Improvisation Nr. 10" von Kandinsky. Ingeborg Prior schrieb über Sophie Lissitzky-Küppers und ihre Bilder eine Mischung von Familiengeschichte und Krimi, in der ein anständiger Japaner vorkommt, vor allem aber eine gewaltige Portion heutiger deutscher und schweizer Niedertracht.

DIE GERAUBTEN BILDER

Von Ingeborg Prior

Kiepenheuer & Witsch, Köln 2002

304 Seiten, geb., Fotos, n 23,60

Konturloser Gott

Auf der Suche nach "Hitlers Gott" bringt Michael Rissmann umfangreiches Material bei, irritiert aber in entscheidenden Abschnitten den Leser, indem er sich gründlich in andere Autoren von Hermann Rauschning bis Friedrich Heer verbeißt. Er gelangt zum Schluß, der Vorsehungsglaube habe Hitlers "erstaunliche Dynamik" vor allem bei der Verfolgung außenpolitischer Ziele verstärkt, das ganze Buch strebt einer hübschen Pointe zu: Hitler habe sich von einem "verschwommen konturierten höheren Wesen" geführt gewähnt und in diesem Sinne sei dieser sein Gott "vielleicht der Gott des 20. Jahrhunderts". Nur des zwanzigsten?

HITLERS GOTT - Vorsehungsglaube und Sendungsbewusstsein des deutschen Diktators. Von Michael Rissmann

Pendo Verlag, Zürich 2001

314 Seiten, geb., e 25,60

Diskreter Führer

Vor der großen Biographie Hitlers untersuchte Ian Kershaw dessen "Mythos". Die Vorsicht, mit der sich Hitler öffentlich äußerte, ist ein Aspekt des nun als Taschenbuch vorliegenden Werks, aber ein wichtiger. Hitlers Unterschrift unter dem Befehl zur Tötung Geisteskranker durften prominente Euthanasieärzte nur einmal sehen, zum Massenmord an den Juden stand er schon gar nicht, Hitlers Opportunismus in Kirchenfragen belegt Kershaw mit eindrucksvollen Beispielen. Basis des Mythos war wohl der Widerspruch zwischen dem Image, das er pflegte, und der Diskretion, was seine geheimen Absichten betraf.

DER HITLER-MYTHOS - Führerkult und Volksmeinung. Von Ian Kershaw.

Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2002, 400 Seiten, Tb., e 10,30

Beschämende Episode

In Havanna durften sie nicht landen, in New York erst recht nicht, Präsident Roosevelt rührte keinen Finger für sie: Die Irrfahrt der "St. Louis", die 1939 mit 900 jüdischen Emigranten an Bord wieder nach Europa zurückfahren mußte, ist auch für Amerika eine beschämende Episode. Die Neuauflage des vor 40 Jahren erschienenen Buches von Hans Herlin ist auch deshalb so wichtig, weil diese klassische Reportage für eine ganze Reihe ähnlicher damaliger Odysseen steht. Kapitän Schröder tat alles, um seinen Passagieren zu helfen, ebenso wie seine Besatzung. Doch ein Teil der schließlich in Belgien in Land Gegangenen fiel später doch wieder den Nazis in die Hände. H.B.

DIE TRAGÖDIE DER "ST. LOUIS"

Von Hans Herlin

Herbig Verlag, München 2001

224 Seiten, geb., Fotos, n 20,50

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