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DER JUBILAR: Hanns Sassmann wird 70

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Ein Mann, der Österreichs Mediengeschichte gestaltete. Dem obersten Chef aller Styria-Betriebe seit 26 Jahren wird auch nach der bevorstehenden Wachablösung keine Ruhe gegönnt sein.

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Ein Mann, der Österreichs Mediengeschichte gestaltete. Dem obersten Chef aller Styria-Betriebe seit 26 Jahren wird auch nach der bevorstehenden Wachablösung keine Ruhe gegönnt sein.

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Es ist unmöglich, vier Jahrzehnte österreichischer, speziell katholischer Mediengeschichte miterlebt und mitgestaltet zu haben, ohne immer wieder mit Hanns Sassmann zusammengearbeitet zu haben.

In unserem Fall begann es damit, daß der Sprecher der Katholischen Jugend dem „Presse"- Reporter Rede und Antwort stehen sollte, wie sich die KJ zur Frage der Wiedereinführung eines Arbeitsdienstes stelle, mit dem die arbeitslose Jugend von der Straße geholt werden sollte.

Das war im Februar 1951 im noch kriegsbeschädigten Schloß Neuwald-egg. Wie so oft in diesen Jahren standen einander zwei Heimkehrer gegenüber, die Krieg, Verwundung, Gefangenschaft überstanden hatten, und nun ausgehungert an Leib und Seele danach dürsteten, ihren Staat, ihre Heimat, ihr Vaterland Österreich wieder aufzubauen. Was bedeuten den Jungen von heute noch Regriffe wie „Heimat", wie „Vaterland"?

Für Hanns Sassmann lagen vor dieser Begegnung die Jahre der Schule, des Kriegsdienstes. Das Humanistische Gymnasium in Wien hatte ihm eine geistige Grundlage vermittelt, die ihn auch fünfzig Jahre später noch befähigte, lateinische Zitate in seine Reden einzubauen - richtig verstandene, richtig bezogene Zitate.

Auf die Matura folgten zwei Jahre Kriegseinsatz. Im März 1944 in der Ukraine beendete eine schwere Verwundung die weitere Karriere des Unteroffiziers und Offiziersanwärters. Selbst „General Helden-klau" verzichtete - im November 1944 wurde Hanns Sassmann aus der Wehrmacht entlassen.

Das brachte die Möglichkeit, sich wieder in der katholischen Jugendarbeit zu engagieren, offen in der Pfarrgruppe oder im Untergrund.

Das Studium an der Wiener Universität fiel in die Zeit, da die heimkehrenden Soldaten zuerst den Schutt wegräumen mußten, bevor die Vorlesungen im Frühjahr 1945 beginnen konnten: wo ehemalige Berufsoffiziere oder Schwerkriegssaßen; wo zwei Professoren der Neuen Geschichte viele hundert Studenten betreuen sollten.

Einer dieser beiden war der Benediktiner Hugo Hantsch, bei dem Hanns Sassmann über „Das Allgemeine Gleiche und Geheime Wahltei" dissertierte. Zweitfächer waren Germanistik und Kunstgeschichte. Die Promotion fand im Februar 1949 statt.

Zu Weihnachten 1945 hatte Kardinal Innitzer Sassmann zum Diöze-san-Jugendführer bestellt, er wurde führer. So lag es nahe, nach der Promotion eine erste berufliche Tätigkeit als Redakteur in der „Wende" zu finden, der Wochenzeitschrift der KJ, die bald darauf zur „Styria" nach Graz geholt und zur Kaderschmiede des katholischen Journalistennachwuchses gemacht werden sollte.

Das war das Werk von Karl Maria Stepan, des einstigen Landeshauptmannes der Steiermark und Generaldirektors der „Styria". Er war der einzige Zeitungsverleger seiner Zeit, der sich mit zielsicherer Nachwuchsförderung die besten Kräfte aus der Katholischen Jugend sicherte.

So war Hanns Sassmann ab 1. September 1951 Angestellter der „Styria", wurde auf „Wanderschaft" in ausländische Zeitungshäuser und Buchverlage geschickt und zog schließlich 1954 als Direktionssekretär in Graz ein.

Das waren die Zeiten der vierfachen Besetzung noch ein Jahrzehnt nach Kriegsende. Das waren aber auch die Jahre nach dem Katholikentag von 1952, der die Aktivierung des katholischen Pressewesens beschlossen hatte.

Stepan schickte Sassmann in den Vorstand der 1954 auf Vereinsbasis neu fundierten Kathpress. Sassmann vertrat Stepan im „Pressebeirat", der die großen alten Männer der katholischen Publizistik - unter ihnen Friedrich Funder, Ernst Molden, Jakob Fried - zur Beratung des „Pressebischofs", des St. Pöltner Weihbischofs Franz König, vereinte. Sassdung des Verbandes Katholischer Publizisten, saß ihm von 1969 bis 1979 als Präsident vor, 1959 Direktor des Zeitungsverlages, 1964 stellvertretender Generaldirektor, schließlich 1968 „General" der Styria, oberster Chef der Tages- und Wochenzeitungen, der Buchverlage und Buchdruckereien, der Buch- und Kunsthandlungen wie der Galerie.

Das waren nun die Zeiten der ständigen Expansion der „Styria", in Jahren, in denen andere Verlage um ihre Existenz kämpfen mußten und nicht alle diesen Kampf bestanden. Die „Styria" engagierte sich bei der „Neuen Vorarlberger Zeitung", dann vorübergehend im „Kurier", schließlich in der „Presse".

Hanns Sassmanns besonderes Herzensanliegen galt der furche, die im Winter 1975/75 vom Einstellen bedroht war. Sassmann, Wolfgang Schmitz, Gebhard Koberger setzten sich ein, sammelten die katholischen Verlage, viele Einzelförderer um sich und schafften es, der furche einen neuen Aufstieg zu sichern. Und im letzten Jahr war es wieder Hanns Sassmann, der mit der Gründung des Friedrich-Funder-Fonds der Furche auch für die Zukunft eine sichere Finanzbasis zu schaffen wußte.

45 Jahre Einsatz für Österreichs katholisches Pressewesen — da sammeln sich die hohen und höchsten Ehrungen durch Staat, Kirche und Verbände: Ehrensenator der Universität Graz, das Großkreuz des Grego-rius-Ordens, das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1, Klasse, höchste Ehrenzeichen der Steiermark und Kärntens, sechs Ehrenbänder von CV und MKV-Verbindungen und vieles mehr.

Aber all das sagt noch nichts über den Menschen Sassmann, den treuen Sohn der Kirche, der mit ihr und an ihr leidet, über den Förderer der Kultur als Kurator des Joaneum und des Grazer Doms; über den begeisterten und begeisternden Wahrer altösterreichischer Militärtraditio -nen, den überzeugenden Redner, den immer hilfsbereiten Kollegen. Es sagt nichts über den Vater von vier Kindern, den liebevollen Grroßvater von sieben Enkeln, der die geringe Frei- und Erholungszeit zwischen Familie und und der Wald- und Gartenarbeit im Ferienheim in Herberstein teilt.

Nun wird Hanns Sassmann am 30. Juni 70 Jahre alt. Die Wachablöse ist angesagt. Sie wird ihm keinen „Ruhestand' bringen - der bleibt unserer Generation versagt, die miterledigen mußte, was die „draußen gebliebenen" Jahrgangskameraden nicht erledigen konnten. Deswegen geht auch an ihn der Ruf: Hanns!

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