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Der Kanal wird zu schmal

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Dieser Tage beschloß die israelische Regierung, die ersten 30.000 Dollar für die Ausarbeitung eines Planes für einen israelischen ,.Suezkanal“ auszugeben. Der planende Ingenieur ist Meir Batz, der verantwortliche Ingenieur für die Entwicklung des Süddistrikts — Negew —, der bereits 15 Jahre an diesem Plan arbeitet. Der israelische Kanal soll ähnlich wie der Suezkanal das Rote Meer mit dem Mittelmeer verbinden. Doch statt der Suezmeerenge soll der israelische Kanal in der Aquabameerenge, die direkt an Jordanien, Saudi-Arabien und Ägypten grenzt, beginnen.

Die Länge des Aquabakanals, der laut Planung neben dem Tiefseehafen von Aschdod, Israels neuerstandenem größten Seehafen, in das Meer münden soll, ist 287 km lang, Im Gegensatz zu den 140 km des Suezkanals. Man nimmt an, daß der Bau des Kanals zirka 15 Jahre dauern wird und die Baukosten Sich nach Schätzung von Ingenieur Meir Batz auf 2,9 Milliarden Dollar belaufen werden. Während der Suezkanal nur Schiffe bis zu 60.000 Tonnen passieren lassen kann, soll der israelische Kanal für Riesentanker bis zu 225.000 Tonnen passierbar sein.

Ein Jahrhundert lang geplant

Die Idee eines Parallelkanals zum Suezkanal ist nicht neu. Der erste, dar diesen Gedanken hegte, war ein italienischer Ingenieur namens Mussolini, der bereits im Jahre 1820 diesen Kanal plante und damit das Mittelländische Meer mit dem Toten Meer und dem Roten Meer verbinden wollte. Es handelte sich damals um einen etwas utopistischen Plan. Lord Kitchener, der britische Flottenminister während des ersten Weltkrieges, schlug kutrz vor Ausbruch des ersten Weltkrieges vor, solch einen Kanal zu graben, um nicht ausschließlich vom Suezkanal abhängig zu sein. Die Idee Kitcheners wurde in den zwanziger Jahren von dem englischen Kriegsminister More Belisha erneut aufgegriffen, und man begann sogar mit Vorbe- reitungsarbeiten für eine ausführliche Skizze.

Die Idee eines zweiten Suezkanals wurde in Israel nach Ausbruch des Befreiungskrieges gegen sieben arabische Staaten im Jahre 1948 von neuem aktuell. Als erstes gleich nach Ausibruch der Feindseligkeiten zwischen Israel und den arabischen Staaten sperrte die ägyptische Regierung die Durchfahrt für alle Schiffe, die Waren durch den Suezkanal von oder nach Israel befördern sollten. Zur gleichen Zeit belagerte das ägyptische Militär mit Hilfe seiner Kanonenstellungen auf der kleinen Insel Tyrana den Zugang zu dem israelischen kleinen Hafen Ejlath, der sich am nördlichen Ende der Aquabameerenge befindet und das israelische Tor zum Roten Meer bildet. Während der Suezkampagne hoffte Israel mit Hilfe seiner westlichen Verbündeten England und Frankreich die Öffnung des Suezkanals für israelische Schiffahrt oder Schiffe mit israelischen Waren erzwingen zu können. Es kam bekanntlich nicht so weit, doch wurde wenigstens die Insel Tyrana neutra lisiert, die Kanonen abmontiert und die freie Zufahrt vom Roten Meer nach dem israelischen Ejlath wurde zur Tatsache.

Der damalige Ministerpräsident David Ben Gurion erklärte schon gleich nach Freigabe der Schiffahrt zum Roten Meer, daß Israel einen zweiten Suezkanal benötige. Als erste Phase zu diesem Zweck wurde eine moderne Chaussee von Ejlath nach Beer Schewa und von dort nach Aschdod und Tel Aviv gebaut. Bald stellte es sich heraus, daß der „trockene Suezkanal“, Ben Gurions Lieblingsausdruck, doch nicht an die Stelle eines Meerwasserkanals treten kann. Der Transport israelischer Exportartikel per Auto und Autocars gestaltete sich so teuer, daß der israelische Export durch Ejlath für Ostasien, Mittelamerika usw. sich kaum rentierte. Israel exportierte in diese Gegend Phosphate, Kunstdüngerprodukte sowie Kupfererze. Diese Produkte werden zum größten Teil beim Toten Meer und in dessen Nähe im Süden des Landes gewonnen.

Die zweite Phase war die Anlage einer israelischen „Pipeline“, die anstelle der Durchfahrt durch den Suezkanal kommen sollte. Diese Pipeline wurde von dem Bankhaus des Barons Rothschild in Frankreich zum größten Teil finanziert und dieses Bankhaus ist auch heute noch der Hauptaktionär der israelischen Pipelinegesellschaft. Israelische Tanker und andere Tanker bringen das Rohöl direkt bis nach Ejlath, wonach es nach Haifa in die israelische Ölraffinerien gepumpt wird. Die Kapazität, die zu 100 Prozent ausgenützt wird, der Pipeline beläuft sich auf etwas über vier Millionen Tonnen Rohöl pro Jahr.

Trotz allem dachte bisher niemand ernstlich an den Bau eines zweiten Suezkanals, da man nicht wußte, mit welchen Mitteln solch ein Riesenprojekt finanziert werden soll und ob sich dieser Bau überhaupt bezahlbar machen kann.

Der Suezkanal ist zu schmal

Das Problem wurde trotzdem in den letzten Monaten aktuell, als es sich von neuem herausstellte, daß der schmale Suezkanal nicht mehr den neuesten Anforderungen der Weltwirtschaft gewachsen ist. Heutzutage geht durch den Suezkanal ein Großteil des Rohöls für Europa, das heißt für den Westblock, dessen Ursprung in Amerika und in den arabischen Ländern sowie in Persien ist. Der große Ölmagnat Aristoteles Onassis schlug vor einiger Zeit die Errichtung einer Riesenölleitung vor, die den Riesentankern von über 200.000 Tonnen die Durchfahrrt durch den Suezkanal ersparen könnte. Doch bisher wurde dieses Projekt noch nicht ernstlich in Angriff genommen. Die ägyptischen Behörden planen eine Erweiterung des Suezkanals, deren Kosten sich auf zirka zwei Milliarden Dollar belaufen soll, doch besteht zur Zeit keine Möglichkeit, solch einen Plan durchzufülvren, da der ägyptische Staatsschatz stark verschuldet ist und Ägypten noch jahrelang zirka 200 Millionen Dollar pro Jahr an die Sowjetunion zurückzahlen muß. Aus diesem Grunde ist auch die Sowjetunion nicht bereit, einen solchen Plan zu befürworten.

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