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Der „Wasserkrieg“ Israels

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Quadros noch großes Prestige beim Volke...“

Wieder in den Sattel?

Der nächste legale Rückweg zur Macht führt über den Posten des Gouverneurs des Staates Säo Paulo, den Quadros schon einmal als Vorstufe zur Präsidentschaft mit sensationellem Erfolg bekleidet hatte. Ob er, wie eine Gruppe seiner Freunde erklärt, zu diesem kandidieren (und dabei als Gegenspieler auch den Ex-präsidenten Dr. Kubitschek finden) wird, steht noch nicht fest.

Aber man fragt nicht nur in Brasilien: „Was wird der Unberechenbare tun?“

In Washington wird Bundespräsident

Joäo Goulart mit seinen wichtigsten Ministern in den ersten Apriltagen erwartet.

Die Beziehungen zwischen Brasilia und Washington waren unter Quadros düster, weil dieser die nordamerikanischen Botschafter brüskierte und die östlichen umarmte. Sie sind jetzt belastet, weil ein Gesetz, mit dem Auslandsinvestitionen diskriminiert werden — vom Repräsentantenhaus angenommen und vom Senat abgelehnt —, immer noch in Schwebe ist, und weil der Schwager des Präsidenten Goulart, der demagogische Gouverneur des Staates Rio Grande do Sul, Leofiel Brizpla, eine nordamerikanische Telephongesellschaft ohne angemessene Entschädigung enteignet hat.

Die unfreundlichen Töne, die aus dem nordamerikanischen Kongreß und der Presse als Reaktion auf diese Ereignisse hörbar werden, in denen von einer Gefährdung der „Allianz für den Fortschritt“ die Rede ist, beunruhigen Goulart. Er wird, wie Kennedy, alles tun, um einen „Ausgleich“ zu finden. Denn die Vereinigten Staaten müssen den größten Staat Lateinamerikas an ihrer Seite halten — und Brasilien braucht dringend Dollar.

Aber repräsentiert noch Goulart oder schon wieder Quadros die entscheidenden politischen Kräfte Brasiliens? — Das ist die Frage, die Quadros' Rückkehr — wenige Wochen vor Gou-larts Reise nach Washington — aufwirft.

Dieser Tage fuhr eine syrische Delegation in die Sowjetunion, um sowjetische Unterstützung für das wiederauferstandene Syrien zu erlangen. Die Syrier wollten nicht nur Waffenlieferungen und insbesondere die neuen Mig-Flugzeuge verlangen, sondern auch Rußlands Unterstützung zum Ausbau des Baniasbewässerungsplans.

Der Fluß Banias ist einer der drei Quellen, die das Wasser zu dem biblischen Jordanfluß liefern. Der Banias liegt viel höher als das Jordantal und hat ein ziemlich starkes Gefälle. Aus diesem Grunde ist es verhältnismäßig kostspielig, die Wässer des Banias zu stauen und für Bewässerungszwecke des Baniastales zu gebrauchen.

Gleichzeitig mit der Wiederbelebung des schon vor Jahren zurückgewiesenen Baniasplanes wandte sich Syrien an die Vereinten Nationen, um sich'über das israelische Bewässerungsprojekt zu beschweren und die sofortige Einstellung der israelischen Arbeiten zu verlangen.

Das Sekretariat der Arabischen Liga beschloß, ein besonderes Schreiben an d^n Präsidenten des Sicherheitsrates der UNO zu senden und die Einberufung einer Sondersitzung zu verlangen, um über das Jordanbewässerungsprojekt, das „den Frieden im Nahen Osten gefährden kann“, zu beraten.

Syrien, das es bereits zu schweren Grenzzwischenfällen kommen ließ und ein israelisches Polizeiboot auf dem Tiberiassee anschoß sowie Minen auf israelische Grenzwege legte, wandte sich an den Irak und verlangte militärische Hilfe gegen die israelische Aggression.

Jordanien erklärte ebenfalls, daß sich die Araber mit Waffengewalt der Ausführung des Jordanprojekts widersetzen müssen. Der ägyptische Herrscher Gamal Abdel Nasser versicherte seinen arabischen Mitbürgern ähnliches. Sogar das kleine Libanon, das im allgemeinen friedliebend ist und sich den arabischen Propagandaproklamationen selten anschließt, erklärte sich bereit, vereint mit den arabischen Staaten gegen die Verwirklichung des Jordanprojekts zu kämpfen.

Israels Wasserarmut

Die israelische Landwirtschaft hat bereits einen Punkt der Stagnation er-

reicht. Auf der einen Seite reicht die landwirtschaftliche Produktion dazu aus, das Land mit landwirtschaftlichen Produkten zu versorgen. Anderseits konnten landwirtschaftliche Exporte, die mit nur wenig Wasserverbrauch verbunden waren, wie zum Beispiel Melonen und Frischgemüse, keine großen Erfolge erzielen. Israel ist auch heute noch ein Einwanderungsland und auch der natürliche Bevölkerungszuwachs ist ein verhältnismäßig hoher, so daß die Bevölkerung Israels pro Jahr nach Plänen der Einwanderungsbehörden um zirka 10 bis 15 Prozent steigt.

Dieser Bevölkerungszuwachs muß zu einem großen Teil an den Grenzen angesiedelt werden, um die Sicherheitslage Israels, das immer noch im Kriegszustand mit seinen arabischen Nachbarn ist, zu wahren. Die Grenzsiedlungen können aus topographischen Gründen und wegen der großen Entfernungen zum großen Teil nur landwirtschaftliche Siedlungen sein. Doch heute ist die Lage Israels so, daß alle zur Verfügung stehenden Wasserquellen bereits ausgenützt werden. Das einzige große Wasserreservoir, das noch nicht ausgenützt wurde, sind die Wässer des Jordanflusses.

Hier muß noch hinzugefügt werden, daß die Wasserspezialisten Israels seinerzeit annahmen, daß das jährliche Wasserpotential Israels sich auf zirka 3000 Millionen Kubikmeter beläuft. Die letzten Forschungen haben erwiesen, daß diese Summe eine Fehlkalkulation war und das wahre Wasserpotential Israels inklusive der Jordanwässer nicht mehr als 1500 Millionen Kubikmeter pro Jahr ausmacht. Auf diese Art wird das Bewässerungsprojekt mit Hilfe des Jordanflusses zu einem lebenswichtigen Faktor der israelischen Wirtschaft. Man nimmt an, daß von den 1500 Millionen Kubikmetern Wasserpotential zirka 500 Millionen Kubikmeter von dem Jordanprojekt geliefert werden. Schon die erste Phase dieses Projekts soll Israel zirka 250 Millionen Kubikmeter Wasser zuführen. Es handelt sich darum, dieses Wasser vom Norden und wasserreichen Gebieten mit Hilfe von Riesenrohren in die wasserarme südliche Negewwüste zu leiten.

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