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Der Weg zur Einheit

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Das Dekret über den Ökumenismus wurde bei der Abschlußsitzung der dritten Konzilssession am 21. November 1964 zugleich mit der Konstitution über die Kirche und dem Dekret über die katholischen Ostkirchen gebilligt. Es ist das erste „ökumenische“ Konzilsdokument und das Gemeinschaftswerk dreier Kommissionen und dreier Sessionen mit mehr als 2000 Konzilsvätern. Es spiegelt den Umbruch der Anschauungen wider und wird der künftigen ökumenischen Arbeit als Leitbild dienen.

Die Vorarbeiten des Konzils für das Dekret reichen in die erste Session zurück. Der von der Kommission für die Ostkirchen vorgelegte und in einigen Generalkongregationen behandelte Entwurf „Über die Einheit der Kirche — Damit alle eins seien“ wurde von den Konzilsvätern am 1. Dezember 1962 mit dem Auftrag zurückgereicht, ihn mit den ökumenischen Entwürfen anderer Kommissionen zu einem Entwurf über den Ökumenismus zusammenzulegen. So wurde das Kapitel 11 des von der Theologischen Kommission erstellten Kirchenschemas, der Entwurf des Sekretariats für die Einheit „Über den katholischen Ökumenismus“ und der erwähnte Entwurf der Kommission für die Ostkirchen, im Entwurf „Uber den Ökumenismus“ zusammengefaßt und den Konzilsvätern im Juni 1963 zugestellt. Die zweite Session billigte den Entwurf. Schließlich wurde die Vorlage nach der Berücksichtigung weiterer 500 Verbesserungsvorschläge in der 94. Generalkongrega-tion am 5. Oktober 1964 mit 1976 gegen 36 Stimmen und 209 Verbesserungsvorschlägen angenommen.

Eines der Hauptziele des Konzils fand durch die konstruktive Aussage über das Verhältnis zu den nichtkatholischen Christen seinen Niederschlag, um die fruchtlosen Auseinandersetzungen und den falschen Proselytismus “abzubauen.“ „Die Wiederherstellung der Einheit unter allen Christen ist eine der hauptsächlichsten Aufgaben des Zweiten Vatikanischen Konzils“, heißt es in der Einleitung des Dekrets. Die Konzilsväter stehen auf dem Boden der Tatsachen und verfolgen eine ehrliche Begegnung mit den außerkatholischen Christen.

Der Inhalt des Dekrets faßt den auf drei Kapitel aufgeteilten Stoff in 24 Punkten zusammen. Auf die Einleitung (1) folgen die katholischen Prinzipien des Ökumenismus in Kapitel I (2 bis 4), die praktische Verwirklichung des Ökumenismus in Kapitel II (5 bis 12) und die vom römischen apostolischen Stuhl getrennten Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften in Kapitel III (13 bis 23) mit dem Schluß (24).

Die Loci oecumenici beruhen auf den Geheimnissen des Glaubens. „Höchstes Vorbild und Urbild dieses Geheimnisses ist die Einheit des einen Gottes, des Vaters und Sohnes im Heiligen Geist in der Dreiheit der Personen“ (2). Gott Vater hat seinen Sohn in die Welt gesandt, damit Er, Mensch geworden, das Menschengeschlecht durch die Erlösung zur Wiedergeburt führe und in eins sammle. Christus hat das Volk des Neuen Bundes zur Einheit des Glaubens, der Hoffnung und Liebe berufen und versammelt und dem Kollegium der zwölf das Amt der Lehre, Leitung und Heiligung anvertraut. Er hat Petrus die Schlüssel des Himmelreiches und alle Schafe anvertraut. Er selbst bleibt der höchste Eckstein und der Hirt unserer Seelen. Der Heilige Geist, das Prinzip der Einheit der Kirche, leitet und regiert die Kirche, schafft die Einheit und Gemeinschaft der Gläubigen und verbindet sie in Christus. Das Volk Jesu Christi soll durch die Predigt des Evangeliums und Verwaltung der Sakramente durch die Apostel und ihre Nachfolger, die Bischöfe, mit dem Nachfolger Petri, dem Papst, als Haupt unter der Wirksamkeit des Heiligen Geistes in Liebe wachsen, und Er vollendet ihre Gemeinschaft in der Einheit.

Die Trennung erfährt den Tadel des Apostels, keine Rechtfertigung. Die „Spaltung widerspricht aber ganz offenbar dem Willen Christi; sie ist ein Ärgernis für die Welt und ein Schaden für die heilige Sache der Verkündigung des Evangeliums“ (1). Die Fehler auf geschichtlicher Ebene sind einzugestehen. „Es kam zur Trennung recht großer Gemeinschaften von der vollen Gemeinschaft der katholischen Kirche, oft nicht ohne die Schuld der Menschen auf beiden Seiten“ (3).

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