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Deutschland zwischen 1933 und 1955

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Das Dritte Reich und Europa. Bericht über die Tagung des Instituts füi Zeitgeschichte in Tutzing. Im Selbstverlag des Instituts für Zeitgeschichte, München. 182 Seiten.

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Das Dritte Reich und Europa. Bericht über die Tagung des Instituts füi Zeitgeschichte in Tutzing. Im Selbstverlag des Instituts für Zeitgeschichte, München. 182 Seiten.

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Der vorliegende Bericht der Gesamtprotokolle der Tagung, die vom 22. bis 25. Mai 1956 Historiker aus Frankreich, Großbritannien, Italien, den Vereinigten Staaten, aus den Niederlanden, Norwegen, Oesterreich und der Schweiz mit den deutschen Kollegen zusammenführte, soll einer breiteren interessierten Oeffentlichkeit die Ergebnisse zeitgeschichtlicher Forschung in Deutschland und der freien Welt darlegen. Die Themen, welche gewählt wurden, behandelten vor allem den europäischen Aspekt des Dritten Reiches. Schon der Eröffnungsvortrag von Th. Eschenburg „Die europäischen Demokratien zwischen den Weltkriegen“ berührte die allgemeine Krise der Demokratie in Europa. Das erste Vortragsthema „Das Heer im totalitären Staat“ sah den Franzosen G. Castellan und den Deutschen Th. Vogelsang am Vortragspult, beide wohl intimste Kenner der Problematik der deutschen Reichswehr in der Weimarer Republik und im Deutschland Hitlers. Das zweite Hauptthema. „Die europäischen Staaten und der Aufstieg des Dritten Reiches 1933—1939“ behandelte das Verhalten der europäischen Regierungen gegenüber dem kometenhaften Aufstieg Hitlers bis zum Kriegsbeginn, und der italienische Historiker E. A n c h i e r i sowie der Franzose J. B. Duroselle unterzogen sich dieser schwierigen Aufgabe. „Theorie und Praxis der nationalsozialistischen Expansion“, als Folge der scheinbar legitimen Anerkennung Hitlers durch die europäischen Mächte, untersuchten der britische Historiker J. J o 11 und Professor Dr. P. K 1 u k e, der verdienstvolle Generalsekretär des Instituts für Zeitgeschichte in München. Wohl die schwierigste Problemstellung war den beiden Referenten der letzten Sitzung gestellt. „Zwischen Kollaboration und Resistance.“ Dr. L. d e J o n g, der Direktor des Reichsinstituts für Kriegsdokumentation in Amsterdam, und der Oesterreicher Prof. J. M a 11 — ein besonderer Kenner des Balkans — versuchten, den histeischen Kernfragen des Krieges zwischen und hintc den Fronten im zweiten Weltkrieg näher zu kommen. Das vorliegende Werk gibt nicht nur die Referate selbst wieder, sondern auch Diskussionsbeiträge, und erweist, daß Gespräche der Historiker der Zeitgeschichte auf internationaler Ebene notwendig sind, um manche Mißverständnisse, die noch da und dort bestehen, zu klären. Gleichzeitig ist die vorliegende Veröffentlichung des Münchner Instituts erneut ein Zeugnis für die gründliche und methodisch richtige Arbeit, die einstmals von Doktor Hermann Mau eingeleitet und von Paul Kluke fortgesetzt, schon jetzt der deutschen Geschichtswissenschaft in der ganzen Welt hohes Ansehen gebracht hat.

Die Weltmächte und Deutschland. Geschichte der jüngsten Vergangenheit 1945—1955. Von Wilhelm C o r n i d e s. Mit einem Nachwort von Peter R a s s o w. Im Gemeinschaftsverlag von Rainer Wunderlich Verlag (Hermann Leins) in Tübingen und J. B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung in Stuttgart. 323 Seiten.

Das Werk von C o r n i d e s kann als eine Fortsetzung der „Deutschen Geschichte der jüngsten Vergangenheit 1933—1945“ von Hermann Mau und Helmut Krausnick aufgefaßt werden. Allerdings behandelt zum Unterschied von dem vorgenannten Buch Cornides vornehmlich die außenpolitische Situation des geteilten Deutschland im Zeitraum von 1945 bis 1955. Dies geschieht mit redlicher Sachlichkeit auf Grund der bereits vorhandenen Quellen, die dem Verfasser als Herausgeber des „Europa-Archivs“ und Direktor des Forschungsinstituts der Deutschen Gesellschaft für auswärtige Politik, zur Verfügung standen. Mit sicherer Linienführung werden die Entwicklungen seit 194 5 gezeichnet, als Hitler nach seinem Selbstmord das deutsche Volk dem Chaos überantwortete und Deutschland damit wieder Objekt der Politik der Westmächte wurde. Die politische und militärische Kapitulation und die Einrichtung der Kontrollfunktionen der großen Alliierten zeigten deutlich, daß der Westen zum Unterschied vom Osten keinerlei Deutschlandkonzept besaß und sich erst auf Umwegen zu einer Zusammenlegung seiner Besatzungsbereiche durchringen mußte, als die Ereignisse des Jahres 1948 die kommunistische Bedrohung für die freie Welt deutlich machten. Die ganzen sehr umständlichen Maßnahmen der einzelnen Großmächte und ihrer Besatzungszonen werden geschildert und viele schwerwiegende Fehlentschlüsse treten bei dieser Rückschau wieder zutage, wie etwa die französische Saarpolitik oder das Unverständnis der USA gegenüber den Vertragsbrüchen der Sowjets, die trotz aller Versicherungen ihre Besatzungszone systematisch zu einem Kern für ein später zu beherrschendes Deutschland aufbauten. Der schwere Weg Adenauers und seiner politischen Freunde, die Westorientierung der Bundesrepublik und das Ringen um eine diplomatische Fühlungnahme mit Moskau und Bonn schließen das Werk ab, das eine ausgezeichnete Zwischenbilanz der zehn Schicksalsjahre seit 1945 darstellt.

Die Teilung Deutschlands. Eine zeitgeschichtliche Analyse. Von Richard T h i 1 e n i u s. Rowohlt-Taschenbuch-Verlag, Hamburg. 195 Seiten. Preis 1.90 DM.

Thilenius beginnt seine Untersuchung mit einem profunden Vorkapitel über die Voraussetzungen der heutigen deutschen Situation, nämlich mit Hitlers Traum, ein germanisches Reich deutscher Nation errichten zu können. Er kommt zu dem Schluß, daß letzten Endes die Weltmachtpolitik Hitlers mit all ihren militärischen und politischen Folgen sowie die falsche Einschätzung der Großmächte durch Hitler den Schlüssel zu der Entwicklung nach 1945 bildet. Daraus resultiert eine Verantwortung, die auf das deutsche Volk gefallen ist, „und nur auf diesem Hintergrund, auf dem Hintergrund dessen, was im deutschen Namen Europa zugefügt oder zugedacht worden ist, werden wir, was uns selbst geschehen ist, in der richtigen Perspektive sehen können“ (S. 46). Daraus ergaben sich auch die Pläne zur Zerstückelung Deutschlands, die sich schon seit dem Jahre 1941 verfolgen lassen, in Casablanca, Teheran und Jalta ihre Fortsetzung und schließlich in Potsdam ihren Höhepunkt fanden. Sehr gut durch Akten belegt sind die einzelnen Abschnitte geschildert, und der Verfasser kommt zu dem Schluß, daß zwölf Jahre nach Kriegsende weder die deutschen Grenzen bestimmt sind noch ein Umriß eines Friedensvertrages für das gesamte Deutschland in Aussicht stünde. Die Ausführung von Thilenius sind mehr als eine Analyse, sondern eine wirkliche Enzyklopädie der gegenwärtigen europäischen Situation.

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