6579175-1951_07_04.jpg
Digital In Arbeit

Die ersten Blutzeugen

Werbung
Werbung
Werbung

Schon hatte der Haß gegen die neue Religion das erste Blutopfer gefordert. Der Laienapostel Thomas Kim Pem-u starb nach schweren Foltern für den Glauben (1784).

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts zählte die Kirche schon einige tausend Anhänger, diekeinenPriesterjegese-hen hatten — ein einzig dastehendes Beispiel in der Kirchengeschichte.

Als 1795 der Bischof von Peking den ersten Priester, Jakob Tju, nach Korea entsandte, stieg die Zahl der koreanischen Christen rasch auf 10.000 an. Jakob Tju starb jedoch schon 1801 mit 300 Christen den Märtyrertod. Verfolgung auf Verfolgung kam (1815, 1817, 1825). Die Briefe der Christen an den Bischof von Peking und an die Päpste Pius VII. und Leo XII., die in der vatikanischen Bibliothek aufbewahrt sind, geben einen erschütternden Bericht über den Leidensweg, den die koreanische Kirche heroisch bestand.

1831 konnte Gregor XVI. das Apostolische Vikariat Korea errichten, aber der erste ernannte Vikar, Brugire, vom Pariser SeminaT, starb auf der Hinreise in der Mongolei, und sein Nachfolger Imbert, der in Verkleidung die Grenze passierte, fiel schon 1839 mit zwei Priestern und zahlreichen Gläubigen einer neuen Verfolgung zum Opfer. 1846 starb der erste koreanische Priester, Andreas Kim, als Blutzeuge. Er, Bischof Imbert und 75 koreanische Märtyrer aus den Jahren 1839 und 1846 erhielten 1925 durch Pius XI. die Ehre der Altäre. Die blutigste Persekution brachte das Jahr 1866. 8000 Christen (nach anderen Quellen sogar 30.000), an ihrer Spitze zwei Bischöfe und zehn Missionare, wurden getötet. Durch zehn Jahre war dann die Mission ganz verwaist. Nach einjähriger, versteckter Tätigkeit wurde auch Bischof Riedel nach China ausgewiesen. Und noch war der Drangsale kein Ende. Am 12. Juni 1882 erging ein neuerliches königliches Verfolgungsdekret. Aber noch im gleichen Jahre vermittelten mit dem europäischen Ausland abgeschlossene Handelsverträge auch den endlichen Frieden für das durch so schwere Prüfungen gegangene Christentum in Korea.

Freilich konnten lokale Verfolgungen noch nicht verhindert werden. Immerhin konnte Bischof Blanc die übriggebliebene Herd'sammeln, schon unter seinem Nachfolger Mutel nahm das koreanische Christentum eine schnelle Ausbreitung. Innerhalb von 20 Jahren (1890 bis 1910) stieg die Zahl der Katholiken von 15.000 auf 77.000, so daß 1911 erstmals eine Teilung des Gebietes in die Apostolischen VI-kariate Seoul und Taiku notwendig wurde. Diese Periode relativ ruhiger Entwicklung erlitt durch den russisch-japanischen Krieg und die nachfolgende Besetzung des Landes durch Japan eine Unterbrechung. Gegen das japanische Regime setzten sich in erbittertem Guerillakrieg die koreanischen „Soldaten der Gerechtigkeit“ zur Wehr. Die Mission stand dabei zwischen zwei Lagern, die beide Greuel verübten. Viele Tausend Koreaner wanderten damals aus Furcht vor den

Japanern in die Mongolei aus j viele suchten aber auch in den Nöten ihres Volkes Trost und geistigen Beistand bei den Missionaren, vor allem auch Bildungsgelegenheit in den Missionsschulen, um dem Gegner geistig ebenbürtig zu wer den. Es galt also nun, ein Schulwesen aufzubauen, das wenigstens bis zum Mittel Schulwesen gedieh. Höhere Unterrichts anstalten und Hochschulen fehlten noch.' Um hier Abhilfe zu schaffen, eröffneten 1908 die Benediktiner von S t. 011 i 1 i e n (Oberbayern) üv Seoul ein Lehrerseminar und eine Handwerkerschule. 1920 grün deten sie in Tokwon eine eigene Abtei, die, 1940 mit dem angrenzenden Gebiet zur „Abbatia nullius“ erhoben, selbständiger Missionsbezirk wurde.

Nach den letzten Berichten der „Propaganda“ zählte 1949 Korea 182.000 Katholiken und 9000 Katechumenen, die von 252 Priestern, darunter 89 einheimischen, betreut wurden. Die christliche Organisation zerfällt heute in acht kirchliche Distrikte, von denen bei Kriegsbeginn fünf, der einheimische Klerus verwaltete. Der erste einheimische Bischof wurde 1940 bestellt.

Die meisten Katholiken lebten bis vor dem jetzigen Kriege in Südkorea: Seoul (78.000), Taiku (37.000), Pyon-yang, (22.000) und C h o n j u (20.000), insgesamt 157.000 Katholiken mit 141 auswärtigen und 56 einheimischen Priestern. Wesentliches hat die koreanische Mission auch der Mitarbeit der Missionsschwestern (1949: 1438) zu verdanken. Es waren bis vor kurzem in Korea tätig: die St.-Pauls-Schwestern von Chartres, die Benediktinerinnen von Tutzing (Bayern), die Maryknoller Missionsschwestern und Karmeliterinnen in Seoul. In 14 Volksschulen wurden 1949 5200 und in 13 Mittelschulen 3300 Schüler verzeichnet. Eine besondere Leistung der „Pariser Missionare“ stellte vor dem Kriege die Herausgabe einer Tageszeitung, einer Zweiwochenschrift und einer Jugendzeitschrift dar; die Blätter erschienen bis zur Eroberung Seouls durch die Nordkoreaner.

Die Teilung des Landes nach der japanischen Niederlage in eine russische und eine amerikanische Zone hatte zwei . staatspolitisch getrennte Verwaltungsge-biete geschaffen, die sich auch zur Mission, grundsätzlich ganz verschieden einstellten. Im nördlichen Landesteil wurden die christlichen Missionen allmählich unterdrückt. Nur unter großen Opfern und Gefahren konnten ihre Mitarbeiter noch eine Zeitlang im Dienst ausharren. Im südlichen Teil waren die gesetzlichen Voraussetzungen an sich günstiger. Aber die . Regierung Rhee stützte sich vornehmlich auf die besitzenden Klassen und hatte für die sozialen Nöte der ärmeren Bevölkerung allzuwenig Verständnis. So entstand gegen sie eine tiefgehende Mißstimmung, die auch auf die Einstellung mancher Volkskreise zu den Missionen übergriff, da diese den Schutz der Gesetze, genossen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung