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Die Weichen neu gestellt
Dieser Tage sind die Würfel für die Besetzung von zwei wichtigen Schlüsselpositionen in Niederöster- reich gefallen: die ÖVP hat die Nachfolger für den Landesfinanzreferenten Roman Resch und für Newag-Generaldirektor Dr. Allltsch nominiert. In einer Klausurtagung im Erholungsheim der nie- derösterreichdschen Landesbediensteten am Erdaufsee wurde der 42 jährige Oberregierungsrat und Landtagsabgeordnete Siegfried Ludwig vom ÖAAB für das Amt des — wie man sagen könnte — Finanzministers des Landes unter der Enns vorgeschlagen. Neuer Chef der Newag und Ndogas wird der erst 34jährige Börsensensal und Pinanz- referent der ÖVP Niederösterreich, Dr. Rudolf Gruber.
Bekanntlich war auch die Wach ablöse im Finanzreferat keineswegs reibungslos vor sich gegangen. Sie stand indirekt im Zusammenhang mit der Müllner-Affäre. Verteidigungsminister Dr. Prader, der bekanntlich auch ÖVP-Obmann von Nieder- österreich ist, hat in einer Rede im Rahmen der ÖVP-Aufklärungsaktion im St. Pöltner Gewerkschaftshaus erstmals öffentlich zugegeben, daß für den Rüdetritt von Landesrat Resch nicht nur gesundheitliche Gründe maßgebend waren. Nach der Erklärung Dr. Praders hatte Landesrat Resch schon eine Zeitlang vor seinem tatsächlichen Rücktritt mitgeteilt, daß er gehen wolle. Maßgebend dafür sei gewesen, daß es ihm nicht gelungen sei, die Angelegenheit mit der Canti-Bank zu regeln.
Bei der ÖAAB-Klausur waren zwei Kandidaten für die Wahl zum Nachfolger von Roman Resch vorgeschlagen worden: Die Landes- bediensteten präsentierten den Obmann ihrer Zentralvertretung, Abgeordneten Siegfried Ludwig, der zweite hauptsächlich aus Lehrern bestehende ÖAAB-Flügel schlug den Schuldirektor und Obmann de» Finianzkontroll aiu sschusses, Abgeordneten Franz Stangler, vor. Da» fünfunddreiß&gköpfige Gremium entschloß sich schließlich in geheime Wahl für den Abgeordneten Ludwig, Nach seiner Wahl zum Landesrat durch den Landtag wird Abgeordneter Ludwig seine Funktion al Obmann der Personalvertretung zu Verfügung stellen. Abgeordneter Ludwig gilt seit langem als ausgesprochener Müllner-Gegner. Sein« Wahl dürfte ein Symptom für denStimmungswandel in führenden Gremien des ÖAAB sein.
Die „unteren Vierteln“
Für, manche Niederösterreicher war es trotzdem eine Überraschung, daß man dem jüngeren Abgeordneten Ludwig den Vorzug vor dem profilierten Sprecher der ÖVP im Landtag, Franz Stangler, gab. Stang- ler übt-aber bereits jetzt drei wichtige politische Funktionen aus: er ist nicht mir Obmann des Finanzkon- troliausschusses im Landtag, er ist auch geschäftsführender Klubobmann der ÖVP und hat außerdem eine wichtige Funktion dm Aufsichtsrat dies österreichischen Rundfunks tone. Sicher wird es von manchem in den Vierteln ober dem Manhartsberg und ober dem Wienerwald be dauert werden, daß Stangler nicht in die Landesregierung aufrückte. Im Kabinett Maurer sind nämlich nur noch Mandatare aus den unteren Landesvierteln vertreten. Dies gilt auch für die Sozialisten. Es scheint dies ein beredtes Zeichen dafür zu sein, daß die Viertel, die einen Raab, einen Figl und einen Steinböck hervorgebracht haben, heute über nur wendige profilierte Polätiikerpersönlichkeiten verfügen.
Die Allitsch-Nachfolge
Noch ein Wort zur Allitsch-Nachfolge. Der künftige Newag-Generaldirektor wurde von der Volkspartei nominiert, seine Wahl durch die zuständigen Organe der Landesgesellschaften ist mit der Zustim mung der SPÖ erfolgt. Dr. Gruber kommt bekanntlich aus dem Kreis um den ehemaligen Staatssekretär Dr. Taus. Er wird von Dr. Pra- der als „Managertyp der modernen Kategorie und hervorragender Wirtschaftsjurist“ bezeichnet. Sein Manko ist dagegen, daß er noch nie ein Industrieunternehmen geleitet hat. Dem Vernehmen nach werden die Sozialisten im Vorstand der Landesgesellschaften mehr als bisher berücksichtigt werden.
Wollen wir hoffen, daß in Niederösterreich nach den turbulenten politischen Ereignissen der letzten Tage wieder ruhigere Zeiten einkehren! Durch die wichtigen personalpolitischen Entscheidungen in der Volkspartei wurden die Weichen neu gestellt.
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