Die Welt allein ist ihr nicht genug

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Ihren Weltraum-Anzug zieren diverse Abzeichen: Sie zeigen Sterne, eine Raumstation, russische Schriftzüge und die italienische Flagge. Die zierliche Frau mit dem braunen Kurzhaar-Schnitt setzte sich vor fünf Jahren gegen mehr als 8400 Bewerber - Männer wie Frauen - durch, im Jahr 2012 begann sie für ihren Langzeitaufenthalt auf der Internationalen Raumstation ISS zu trainieren. Seit ihrer Kindheit träumte die Italienerin Samantha Cristoforetti davon und arbeitete auf das eine Ziel hin: Die Erde einmal zu verlassen und den blauen Planeten von oben zu sehen. In der Nacht auf Montag hat sich der Lebenstraum der 37-Jährigen erfüllt. Um Punkt 3.01 Uhr Ortszeit hob sie an Bord einer russischen Sojus-Rakete vom Weltraumbahnhof in der kasachischen Steppe Richtung ISS ab. Damit ist Cristoforetti nicht nur die erste Italienerin im Weltall, mit ihr betritt auch erstmals seit 13 Jahren wieder eine Frau aus Europa den rund 400 Kilometer entfernt gelgenen Außenposten der Menschheit. "Wir werden Schritt für Schritt lernen, dort zu leben, zu arbeiten, hin- und zurückzureisen", schildert sie ihre Vision. "Ich bin überzeugt davon, dass wir immer mehr zu einer Weltraumspezies werden. Und ich werde meinen Beitrag dazu leisten."

Die bekennende "Star Trek"-Anhängerin studierte Ingenieurswesen, Luft-und Raumfahrttechnik und ließ sich zur Kampfpilotin ausbilden. In ihrem neuen Job kann sie ihre drei größten Leidenschaften Technik, Wissenschaft und Fliegen verbinden. Gemeinsam mit einem russischen und einem amerikanischen Kollegen wird sie geplante sechs Monate auf der Raumstation bleiben und dort Wartungsarbeiten durchführen sowie zahlreiche wissenschaftliche Experimente in der Schwerelosigkeit betreuen.

Die kleinen Freuden des irdischen Lebens wird sie vermissen: "Den Duft von frisch gekochtem Essen, Spaziergänge in der Natur, eine richtige Dusche." Dank der Italienerin wird die Besatzung auch in der Schwerelosigkeit ihren Tag mit frisch gebrühtem Espresso beginnen: Im Gepäck hat sie eine eigens gebaute Espressomaschine namens "ISSpresso". Ihre bevorstehende Mission inspirierte Regisseur Alfonso Cuarón zu seinem oscargekrönten Weltraum-Drama "Gravity", in dem Sandra Bullock als Astronautin ums Überleben kämpft. Angst kennt Cristoforetti nicht: "Es ist eher Neugierde. Und großer Respekt." Mit den Worten ihres deutschen Vorgängers auf der ISS, Alexander Gerst: "Samantha, eine interessante Zeit erwartet Dich! Buon viaggio!"

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