6709727-1964_15_04.jpg
Digital In Arbeit

DR. WOLFGANG SCHMITZ / DER SCHRITT ÜBER DEN DISKUSSIONSKREIS

Werbung
Werbung
Werbung

Der neue Bundesminister für Finanzen in der Regierung Klaus, Dr. Wolf gang Schmitz, trat kürzlich in einem Artikel, welcher der sozialen Marktwirtschaft gewidmet war, dafür ein, daß die Interpreten der katholischen Soziallehre über den Kreis fruchtbarer Diskussionen hinaustreten und an der Realisierung ihrer Grundsätze in einer zeitgemäßen Wirtschaftsordnung, eben der Sozialen Marktwirtschaft, aktiv mitwirken mögen. Als er dies schrieb, konnte er noch nicht ahnen, daß er wenige Monate später von Dr. Josef Klaus aufgefordert werden wird, in sein Kabinett all Finanzminister einzutreten. In den letzten Jahren zog Dr. Schmitz die Aufmerksamkeit der in der österreichischen Wirtschaftspolitik Tätigen, so auch des seinerzeitigen Finanzministers Dr. Klaus, auf sich, als es ihm gelang, seine Überzeugung nicht nur in unzähligen Artikeln und Vorträgen zu verbreiten, sondern in steigendem Maße auch in die Praxis umzusetzen. Er war Mitinitiator und erster Vorsitzender des im vergangenen Jahr gegründeten Beirates für Wirtschafts- und Sozialfragen bei der Paritätischen Lohn- und Preiskommission. Nach dreizehnjähriger Tätigkeit in der Bundeskammer der gewerblichen Wirtschaft wurde er am 1. Jänner 1964 Leiter deren V.'irt-schaftspolitischer Abteilung, dort, wo er einst unter dem späteren Fincnzminister, Prof. Dr. Karnitz, als Referent seine berufliche Laufbahn begann. Der nächste Schritt führte in die Himmelpfortgasse, in das einstige Winterpalais des Prinzen Eugen, wo das Bundesministerium für Finanzen seinen ursprünglichen, heute bereits etwas eng gewordenen Sitz hat. Für den leidenschaftlichen Propagator seiner in hartem Studium und bei endlosen Diskussionen erworbenen wirtschaftspolitischen Überzeugungen begann damit eine aufregende und wohl ein wenig riskante Zeit der praktischen Bewährung an höchster Stelle, die in diesem Berufszweig erreicht werden kann.

Der am 28. Mai 1923 geborene Dr. Wolfgang Schmitz entstammt einer Familie, die in der jüngsten österreichischen Geschichte keine unbekannte ist. Der Vater, Dr. Hans Schmitz, war lange Jahre Direktor der Pensionsversicherungsanstalt der Angestellten und ist Ordinarius für Arbeits- und Sozialrecht an der Universität Wien. Der mehrmalige Sozial- und Unterrichtsminister der Regierungen Seipel und der Regierung Schuschnigg, in der Regierung Vaugoin überdies Vizekanzler, dann Wiener Bürgermeister, nach 1945 Generaldirektor des Hauses Herold, Richard Schmitz, war der Onkel von Dr. Wolfgang Schmitz, den dieser während dessen achtjähriger KZ-Haft in Dachau als Fronturlauber mehrmals besuchte. Ein anderer Onkel von Dr. Wolfgang Schmitz, mütterlicherseits, ist im KZ Mauthausen als politischer Häftling gestorben.

Dr. Wolfgang Schmitz studierte Rechts- und Staatswissenschaft an der Universität Wien. Nach dem Krieg verbrachte er mehrere Semester an schweizerischen, französischen und amerikanischen Universitäten als Stipendiat. Studienreisen führt&n ihn wiederholt nach Ubersee und dem Fernen Osten. Seit 1950 war er Sekretär des österreichischen National-komitees der Internationalen Handelskammer, und als solcher organisierte er deren Wiener Kongreß im Jahre 1953. Er ist seit mehreren Jahren wissenschaftlicher Mitarbeiter und Kursleiter der Katholischen Sozialakademie sowie Mitarbeiter mehrerer Wirtschafts- und Sozialinstitute und in- und ausländischer Fachzeitschriften. Er ist Vater von vier Töchtern; seine Frau, Dr. Elisabeth, geborene Mayr-Harting, ist freiberuflich als wissenschaftliche Übersetzerin tätig. Seine karg bemessene Freizeit verbringt Dr. Schmitz im Kreise seiner Familie mit Wandern, Bergsteigen und mit Musik; ein Großvater war 25 Jahre lang Domkapellmeister zu St. Stephan und Professor an der Musikakademie zu Wien. L. R.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung