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Drei in Karthum

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Die zweitägigen Gipfelgespräche zwischen Präsident Nasser und den Revolutionsführern des Sudans und Libyens in Khartum haben unter dem Einfluß der stürmischen Ereignisse im Libanon und der Nahosterklärungen der NATO-Konferenz in Rom weit größere Bedeutung und Aktualität erlangt, als es diesem Treffen zur Festigung der Zusammenarbeit zwischen Kairo, Tripolis und p Khartum ursprünglich zugedacht war, bei dem es sich schon um die dritte derartige Integrationskonferenz der VAR, Libyens und des Sudans gehandelt hat.

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Die zweitägigen Gipfelgespräche zwischen Präsident Nasser und den Revolutionsführern des Sudans und Libyens in Khartum haben unter dem Einfluß der stürmischen Ereignisse im Libanon und der Nahosterklärungen der NATO-Konferenz in Rom weit größere Bedeutung und Aktualität erlangt, als es diesem Treffen zur Festigung der Zusammenarbeit zwischen Kairo, Tripolis und p Khartum ursprünglich zugedacht war, bei dem es sich schon um die dritte derartige Integrationskonferenz der VAR, Libyens und des Sudans gehandelt hat.

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Aber auch die politischen Probleme Schwarzafrikas haben die Thematik dieser Begegnung an der Grenze zwischen dem arabischen Norden, dem chrisitlich-ätfhdoplschen Osten und dem eigentlichen afrikanischen Mittel- und Südraum des Kontinents stark beeinflußt. Der sudanesische Staatschef Numeiry wird ja schon im nächsten Monat über die von seinen Vorgängern geworfenen Schatten zwischen arabischen und schwarzen Sudanesen zu springen suchen und die Zentralafrikanische Republik besuchen, in der sich am meisten Flüchtlinge aus dem Südsudan befinden. Aber auch die ostafrikanisehe Frage war in Khartum ein heikler Beratungspunkt, da alle Araber Kaiser Haue Selassie von Äthiopien, der übrigens am 5. Juni nach Kairo kam, als Wortführer eines einigen und vom Kolonialismus freien Afrika schätzen, aber weder die Anschluß-und Assimilierungspolitik Addis Abebas im einst arabischen Erithräa billigen, noch Sympathien für die Freiheitsbewegung der islamischen Somalis in Ostäthiopien unterdrücken können.

Der Rahmen für die Masse Im Sudan laufen diese Gegensätze zum Teil quer durch dessen Hoheitsgebiet, und es war mit eines der Ziele des Khartumer Treffens zwischen Nasser, Kazafy und Numeiry, die Autorität des letzteren zu stärken. Das Gipfeltreffen war daher von ziemlich breiten Massenversammlungen umrahmt, und die für einen Dienstag angesetzten großen Reden der drei Staatschefs wurden eigens auf den Donnerstag verschoben, um auch der Provinzbevölkerung, und um deren Gewinnung geht es in der Hauptsache, die Teilnahme zu ermöglichen.

Vor allem für die Verschiebung der Nasser-Rede dürfte aber auch die stürmische Entwicklung östlich von Suez verantwortlich gewesen sein, von der die drei Delegationen bei ihren vorwiegend wirtschaftlichen Kooperationsverhandlungen jäh überrascht wurden. Das Schwergewicht der geplanten ägyptisch-sudanesisch-libyschen Föderation verlagerte sich vom wirtschaftlichen auf den politischen und militärischen Sektor, nachdem sich an Hand der letzten Libanonkrise, mit Flücht-Mngsstrom aus dem Süden und Generalstreik in den Städten, erwiesen hatte, daß kriegerische und revolutionäre Entwicklungen im arabischen Osten nur durch ein stabiles und einiges arabisches Nordafrika in der Waage gehalten werden können. Der Appell des libanesischen Innenministers Jumblat um arabische Waffenhilfe für den Libanon ist auch in erster Linie an dieses und weniger an Beiruts eher rivalisierende Nachbarn gerichtet.

Ungeachtet der dsraelfreundlichen Erklärungen von US-Vertreter Köpers auf der römischen NATO-Kon-ferenz, die den , Widerspruch verschiedener europäischer Bündnispartner der Vereinigten Staaten hervorriefen, hat Khartum die Brücken zum Westen nicht vollends abgebrochen. Der neue ägyptische Informationsminister Heikai, der in Khartum zum Unterschied von den vorausgegangenen Dreiertreffen von Tripolis und Kairo für ein recht klares Kommunique sorgte, hat in seiner Ab-schlußerklärung noch einen Spalt offengelassen. Damit sind vor allem übereilte Schritte, wie die Enteignung der gesamten amerikanischen Erdölfirmen im arabischen Raum aufgeschoben, aber bei neuen Waffenlieferungen des Pentagon an Israel sicher nicht aufgehoben.

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