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Ein Priester für 500 Gläubige

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Der Priester als Hirte der Gemeinde bildet deren Herzstück mit seiner Kirche und Liturgie in der Zerstreuung, selbst ohne Bildung. Der nichtkatholische Priester verfügt über wenig Schulbildung, wird aber allgemein geschätzt. — 2750 katholische Priester, davon ist die eine Hälfte Welt- und die andere Hälfte Ordenspriester, wirken in Schule und Seelsorge. Ein Priester kommt auf 500 Katholiken und 33.000 Nichtkatholiken. Libanon hat die Hälfte, Iran und die Türkei kaum einige Dutzend. Im Iran kommt ein Priester auf eine halbe Million, in der Türkei auf eine Viertelmillion Einwohner. Ägypten, Palästina und Syrien haben jeweils mehr als 300 Priester, Irak mehr als 200. — Von den Riten haben die Maroniten 1000 Priester, die Lateiner 900, die Melkiten mehr als 300, die Chaldäer, Kopten und Syrer mehr als 100, die Armenier keine lflo.

Die Priesterausbildung hat für die Erhaltung des Christentums, die Überwindung der Trennung und die Begegnung mit dem Islam eine grundlegende Bedeutung. Für die geschwächten Kirchen und schularmen Länder türmen sich Hindernisse auf. Die nichtkatholischen Priesterkandidaten im Nahen Osten sind daher nicht zahlreich. Die 260.000 Armenier haben in Antelias 60 Seminaristen in der Mittelschule. Die 600.000 Orthodoxen in drei Seminaren 210, davon 90 Hochschüler. Die 75.000 Syrer in zwei Seminaren 36. Meine Einladung an den armenischen Katholikos Zareh I. von Cilicien in Antelias und an den syrischen Patriarchen Kyrill Jakub in Damaskus, Theologieabsolventen zum Fachstudium der katholischen Theologie nach Österreich zu schicken, wurde wohlwollend aufgenommen, hat aber erhebliche Schwierigkeiten. Die drei Millionen Kopten bauen ein theologisches Hochschulstudium in Kairo auf.

Der katholische Priesternachwuchs im Nahen Osten zählt in 30 Priester-und Knabenseminaren mehr als 2000 Kandidaten, darunter mehr als 600 Melkiten, mehr als 500 Maroniten, mehr als 300 Lateiner und die übrigen Riten jeweils mehr als 100. Im Libanon sind xwei Drittel, in Jordanien 200, in Ägypten und Irak mehr als 100 Seminaristen. Iran und Syrien haben kein Seminar. Zur Priestererziehung hat der Heilige Stuhl auf die Reservekräfte der Gesamtkirche zurückgegriffen: Jesuiten (Beirut mit Promotionsrecht und Maadi), Weiße Väter (Jerusalem), Herz-Jesu-Priester (Beit Jala), Dominikaner (Mossul), Karmeliterterziarier (Bagdad) und andere. Ihnen verdankt der katholische Klerus im Nahen Osten seine Bildung.

Die Kosten für die Priesterseminare der Ostkirche und Missionsländer bestreitet der Heilige Stuhl. Der Jahresaufwand für einen Teologen in Beit Jala vor Bethlehem beträgt jährlich 160 jordanische Dinar (ä S 75.—) und in Maadi bei Kairo 250 US-Dollars. Ähnlich ist es in den übrigen Seminaren. Der Heilige Stuhl lud die katholischen Völker zur Unterstützung ein. Das amerikanische Hilfswerk brachte im Vorjahr zwei Millionen Dollar auf, das französische 3,4 Millionen neue Francs. Österreich ist zu einem seinem Vermögen angemessenen Beitrag aufgerufen. Die vor 40 Jahren in Wien begründete und vor 30 Jahren vom Heiligen Stuhl zum Päpstlichen Werk erhobene C a t h o 1 i c a U n i o hat den Auftrag, den Priesternachwuchs der Ostkirche zu fördern.

Der Aufruf der Catholica Unio an Österreichs Katholiken, durch Stiftungen seitens einzelner Personen oder Gemeinschaften für die volle oder teilweise Abdeckung des Kostenaufwandes zugunsten der Priesterkandidaten im Nahen Osten aufzukommen, wurde beachtet, wie es die Sache verdient. Es ist ein neuer Beitrag in der Reihe der Stiftungen im Nahen Osten, die Österreichs Namen tragen. Zugleich ein verspäteter Dank für die Verschonung Österreichs vor der Herrschaft des Halbmondes in den Schicksalsjahren 1529 und 1683. Ein konkreter Dienst zur Erhaltung des Christentums in dem Raum, in dem der selige Franziskaner Engelbert Kolland aus dem Zillertal sein Leben als Märtyrer 1860 abschloß. Eine praktische Tat am Apostolat der Annäherung der zerrissenen Christenheit.

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