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Ein Strahl Gottes

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Voa DDr. STEFAN LASZLO, erwäKlter Bischof und Kelereiit für Film und Rundi'uuk in der osterreieliisclieri Bisckofskönferenz

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Voa DDr. STEFAN LASZLO, erwäKlter Bischof und Kelereiit für Film und Rundi'uuk in der osterreieliisclieri Bisckofskönferenz

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Nachdem in den vergangenen Jahren in einzelnen Teilen unserer Heimat Filmsonntage oder Tage des Films mit gutem Erfolg abgehalten wurden, hat die österreichische Bischofskonferenz für heuer eine gesamtösterreichische Veranstaltung dieser Art beschlossen und hierfür den 11. November bzw. für die Apostolische Administratur Burgenland und Innsbruck-Feldkirch den 18. November festgelegt.

Kein aufgeschlossener und verantwortungsbewußter Mensch wird sich heute mehr darüber wundern, daß wir uns intensiv mit einem so wichtigen Mittel der Massenbeeinflussung befassen, wie es der Film darstellt. Vielleicht aber wundert sich mancher noch darüber, daß es die Kirche tut, daß sie dem Film Konferenzen und Tagungen widmet und ihn zum Thema eines eigenen Sonntags macht. Aber wie sollte sie es • nicht tun? Ist doch der Glaube nicht nur eine Angelegenheit des Herzens, sondern des Le-. bens, und darum darf sich die Kirche aus keinem Lebensreich ausschließen lassen. -Sie berät ihre Glieder in allen Fragen und erhebt ihre Stimme warnend, aufmunternd und richtungweisend zu allen Problemen. Darum kann sie auch zum Film nicht schweigen, der nach den Worten des Heiligen Vaters „für die heutige Generation ein geistiges und moralisches Problem von gewaltiger Tragweite geworden,ist“. , ,

• Die ^wiederholte Stellungnahme des obersten Hirten und der Bischöfe zum Film hat längst bewiesen, daß die Kirche nicht etwa nur Worte der Verurteilung für ihn hat, sondern ihm positiv gegenübersteht. Wohl aber ist sie von tiefer Sorge erfüllt über den Mißbrauch dieser herrlichen Gottesgabe durch gewissenlose Spekula-teure, denen es einzig und allein um den materiellen Gewinn geht, wie durch die kritiklose Masse, die alles aufnimmt, was ihr geboten wird. Darum soll das erste Anliegen dieses Filmsonntags die Mobilisierung der Gewissen sein. Dies gilt für jeden einzelnen, besonders aber für,jene, denen Verantwortung für andere obliegt. Der Kinobesuch ist nicht nur ein billiges Unterhaltungsmittel, das etwa mit dem Gewissen nichts zu tun hat, sondern ein Anliegen, das in das innere Leben des Menschen hineingreift. Er gehört daher in unseren Beichtspiegel so gut wie andere Lebensbereiche. Das kommt ganz deutlich in dem Schreiben des Staatssekretariats Seiner Heiligkeit an das Internationale Katholische Filmbüro anläßlich der Studientagung des Jahres 1954 zum Ausdruck, in dem es heißt:

„In der Tat strömen allzu viele Christen In unseren Tagen in die Kinos, ohne vorher genügend Uber den ethischen und religiösen Wert der Darbietung unterrichtet zu sein, und nicht wenige scheinen sogar von ihrer diesbezüglichen Pflicht keine Kenntnis zu nehmen. Vor allem sind die Jugendlichen im allgemeinen nicht genügend vor den Gefahren des Films geschützt. Dieser Zustand beunruhigt zu Recht die verantwortlichen Oberhirten, und im allgemeinen ist das nationale Büro die geeignete Stelle, durch welche die Bischöfe die ihrem Amt obliegende Aufsicht ausüben können. Daher kann an dem normativen Charakter der sittlichen Bewertung, die die natio-

- na'cn Bürosi über die Filme veröffentlichen; nicht gezweifelt werden, da sie diesbezüglich einen ausdrücklichen Auftrag des Episkopats erhalten haben.

. Die .'Gläubigen sind daher verpflichtet, sich von dieser Beurteilung zu unterrichten und . darnach ihre Haltung einzustellen1.“.

Die Botschaft des nächsten Jahres unterstreicht diese Verpflichtung und bezeichnet es als eine gültige Form des Apostolates, um die sich jeder.aktive Katholik kümmern muß, für die Verbreitung .der Filmbewertungen durch die verschiedenen Weisen; der Publikation Sorge zu tragen2. .Es muß nicht eigens bewiesen werden, daß es in dieser .Hinsicht-noch viel zu tun gibt und daß es ein großer- Erfolg des Filmsonntags wäre, wenn .die.Bewertungen der-Katholischen Filmkommission, wie sje in der „Filmschau“ und im „Filmspiegel“ der Oeffentlichkeit vorgelegt werden, selbstverständliches Gemeingut aller Gutgesinnten, würden., .

Das zweite Anliegen des'Filmsonntags ist die Weckung der Verant wo rtlichkeit in allen jenen, die am Film und Filmgeschäft aktiv beteiligt sind, das sind vor allem die Filmschaffenden, die Verleiher und die Kinobesitzer.

Den Filmschaffenden sef in Erinnerung gebracht, daß es nicht nur eine Angelegenheit des Ehrgeizes und des Ruhmes- sein kann, ;auf Millionen von Menschen Einfluß zu haben. Das ist vor allem eine Angelegenheit des Gewissens und- der Mitverantwortung, die weder durch Publikumsbeifall noch durch - Gagen abgelöst werden kann. Ein falsches Welt- und Menschenbild zu geben, die Herzen zu verwirren und niedere Triebe zu wecken, ist der wahren Kunst nicht würdig. Welch edle Aufgabe ist es anderseits, die Menschen zum Guten zu begeistern, vom Bösen abzuwenden und über sich selbst hinaus zum Ideal zu erheben! Wir dürfen mit Freuden feststellen, daß sich bedeutende Regisseure und Schauspieler unserer Zeit dieser ihrer hehren Pflicht immer mehr bewußt, werden, zumal sie erfahren haben, daß der wirklich gute Film auch finanziell ein guter Erfolg ist.

Was die Filmschaffenden darstellen, vermittelt der Filmverleih weiter. Leider geschieht dies immer noch nach Grundsätzen und Methoden, die nicht nur eigene Verantwortlichkeit vermissen lassen, sondern auch die Gewissensfreiheit der Kinobesitzer erheblich ein-i schränken. Das Blind- und Blockbuchen macht es besonders den wirtschaftlich schwächeren • Unternehmern oft sehr schwer, minderwertige Filme trotz besserer Einsicht zurückzuweisen. Ja, die gute Absicht wird oft ins Gegen teil, verr kehrt, wenn ein wertvoller Film ein paar wertlose nach sich zieht. Das Angebot an Filmen ist derart groß, daß es bei gutem Willen aller Beteiligten möglich sein muß, einen solchen moralisch und demokratisch nicht tragbaren Zwang zu vermeiden. Dann wird sich auch die Produktion mehr nach der wirklichen als nach der scheinbaren Nachfrage richten, was an sich schon für den Film nur gut sein kann.

Die Kinobesitzer sind es, die unmittelbar Sonntag für Sonntag, ja oft Tag für Tag das Publikum mit Filmen versorgen. Der großen Aufgabe, die ihnen als Volksbildnern zukommt, entspricht auch die Verantwortung, die es ihnen zur Pflicht macht, über dem Geldgeschäft die Gebote Gottes nicht zu vergessen. Dies gilt für die Auswahl der Filme ebenso wie für die Werbung durch Plakate, Schaukastenbilder oder Vorschaufilme. Des Dankes und der Anerkennung aller Gutgesinnten dürfen jene Kinobesitzer gewiß sein, die lieber einen materiellen Entgang auf sich nehmen als die Mitschuld an Verführung und Gefährdung der Jugend! Bei ihnen ist die Rangordnung der Werte noch nicht in Verwirrung geraten. Wenn einmal viele ihrem Beispiel folgen, werden auch sie dazu beitragen, das Niveau der Filmproduktion zu heben.

Nicht zuletzt soll der Filmsonntag ein Mahnruf an die Oeffentlichkeit sein, soll zum Kämpf um eine saubere geistige Atmosphäre auffordern und besonders die Be-* strebungen um das Wohl der Jugend unter* stützen. Es sei hier gerne auf die positive und erfolgreiche Arbeit mancher unserer Bundes* und Landesstellen und auf den mutigen Einsatz der Privatinitiative hingewiesen. Es sind gute Ansätze da, doch es bleibt noch viel zu tun, sowohl was die gesetzliche Regelung des Jugendschutzes als auch was deren Handhabung anlangt. Seien wir nicht ängstlich und fürchten wir nicht, als undemokratisch zu gelten! Es ist uns selbstverständlich, so wurde kürzlich bei einer Lehrertagung über Filmfragen festgestellt, daß wir uns gegen das Einschleppen ansteckender Krankheiten mit allen Mitteln schützen, aber es macht Schwierigkeiten, mit der. gleichen Entschiedenheit unsere Jugend vor dem Bazillus der' Unmoral zu bewahren. Wenn im Namen der .Freiheit und Demokratie allem Schmutz Tür tfhd Tor geöffnet wird, so, stimmt hier etwas nicht. Die verantwortlichen Männer der Gesetzgebung und Regierung mögen wissen, daß sie nicht in den leeren Raum vorstoßen werden, wenn sie in dieser Hinsicht etwas unternehmen, sondern daß ihnen die Wünsche und Erwartungen aller gut und gesund. Denkenden entgegenkommen. • ' Alle Ziele aber, die sieh an den Filmsonntag knüpfen, lassen sich nicht schöner und prägnanter ausdrücken als mit den Worten unseres Heiligen- Vaters, der seine Ansprache an die Vertreter der internationalen Filmwirtschaft mit den Worten schließt: „Die Mehrheit von ihnen (nämlich der Kinobesucher) ist im Grunde ihrer Seele gesund und gut. Sie wünschen sich vom Film nichts weiter als einen Widerschein des Wahrer,, des Guten des Schönen, mit einem Wort: einen St r a hl Gott es3.“

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