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Eine Untersuchungskommission

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Die Berichte Weydenhammers und Wächters, 1938 verfaßt, sollten berechtigten Vorwürfen aus den Kreisen der Putschisten bezüglich gewisser Leichtfertigkeiten bei der Vorbereitung eptgegentreten und außerdem sowohl Wächter als auch Weydenhammer gegenüber einer vermutlich bei Hess, sicherlich bei Himmler eingerichteten Untersuchungskommission über die Vorgänge des 25. Juli 1934 entlasten. Daher müssen beide Berichte mit großer Vorsicht bewertet werden, obgleich noch näher zy.. besprechend Verratsvörgänge tn der Vorbereitungsphase des Putsches deutlich, vor allem durch die Beilagen, beleuchtet werden. Die Sonderkommission zur . Untersuchung des ganzen Vorganges am Ballhaus-, platz wurde schon von Himmler im Jahr 1936 in Bewegung gesetzt, als auf Grund der Amnestieaktion zahlreiche Putschisten nach Deutschland entlassen wurden. Die diesbezüglichen Originalaufzeichnungen wurden dem Verfasser von einem österreichischen Politiker übergeben.

Ergänzend muß darauf hingewiesen werden, daß natürlich auch die inzwischen erfolgten Aktenpublikationen des Auslandes manche wertvolle Fingerzeige enthalten, vor allem die Akten zur Deutschen Auswärtigen Politik, aus welchen man eindeutig die Kontakte Wächters mit Neurath ersehen kann, wobei die Vorbereitung des Putsches von Wächter , als eventueller Militärputsch dargestellt wurde. Zu den Vorgesprächen war auch unter den zahlreichen mündlichen Befragungen die Aussage des Mittelsmannes zwischen Dr. Rintelen und Habicht von besonderer Bedeutung. Daraus ergab sich eindeutig, daß Rintelen im Frühjahr 1934 mit der Durchführung eines Putsches, nach dessen Gelingen er als Übergangskanzler zu fungieren hätte, vollkommen einverstanden war. Die noch immer umstrittene Rolle von Major Emil Fey bleibt ungeklärt. Allerdings hat sich bei der in Westdeutschland lebenden Häuptlinie der Familie Fey ein Archiv gefunden, dessen Auswertung mit dankenswerter Unterstützung des Familienverbandes Fey (Schreibweise in der Bundesrepublik: Vey) einer meiner Dissertanten bereits vorgenommen hat. Feys schärfster Gegner im Heimatschutz, Fürst Ernst Rüdiger von Starhemberg, hat bekanntlich heftigste Beschuldigungen gegen Fey im Zusammenhang mit dem 25. Juli 1934 erhoben, die sich auch in der nun gefundenen deutschen Niederschrift der Starhemberg-Aufzeichnungen wiederfinden. In den ungarischen Archiven liegen interessante Berichte des ungarischen Militärattaches in Paris, der von seinem Beobachtungsposten aus vor allem die innere Lage Österreichs ebenso genau verfolgte wie sein Berliner Kollege.

Die Pläne gehen weit zurück

Welche neue Erkenntnisse ergeben sich nunmehr? Zunächst muß festgestellt werden, daß die Planung zum 25. Juli 1934 weit zurückgeht auf die Zeit vor dem 12. Februar 1934. Diesbezüglich ist ein Bericht des ungarischen Militärattaches in Paris vom 24. Jänner 1934 nach einer Unterredung mit dem österreichischen Militärattache, Oberstleutnant Rendulic Vön bėšbri’ddrėr- 1Šeilėjl£uK§pwonach - „im Fall eines Sieges des Nationalsozialismus in Österreich Dollfuß und Fey das Leben verlieren werden“. Der betreffende Bericht aus den ungarischen Archiven findet eine Ergänzung durch die aus dem Weydenhammer-Bericht und anderen Dokumenten erhärtete Tatsache, daß vor allem nationalsozialistische höhere Polizeibeamte in Wien gemeinsam mit der von Fridolin Glaß organisierten SS-Standarte 89 bereit waren, einen Putsch gegen die Regierung Dollfuß durchzuführen. Das Endziel dieser gewaltsamen Aktion gegen die gesamte Bundesregierung sollte deren Lahmlegung sein, unter Ausschaltung des Rundfunks und der als Autorität von den Putschisten richtig erfaßten Persönlichkeit des Bundespräsidenten Wilhelm Miklas. Darüber kam es zu ausführlichen Besprechungen zwischen Dr. Anton Rintelen und Habicht im April und Juli 1934 in Monte Fiascone und Bracciano.

Die Bartholomäusnacht vom 30. Juni 1934 war für die Putschvorbereitungen insofern eine Erschwerung, als die entmachtete SA-Führung mit noch größerem

Mißtrauen die hauptsächlich von SS-Angehörigen (Wächter, Glaß) betriebenen Putschvorbereitungen beobachtete, und aus den Kreisen der österreichischen SA-Führung sind die Namen der Hauptbeteiligten Wochen vor der Auslösung des Putsches den österreichischen Poli-

zeidiensistellert’“"verraten worden. BtertbeMigKthf’fePhob Wächter ebenso wie Weydenhammer schwerste Anschuldigungen gegen die österreichische SA-Führung unter Reschny in München.

Es bleibt unergründlich, wieso diese übrigens auch später bei einem Prozeß in Wien aufgetauchten Tatsachen bei den österreichischen Polizeibehörden überhaupt nicht registriert beziehungsweise warum keine Vorkehrungen getroffen wurden. Unmittelbar vor dem Putsch — auch dies ist nun eindeutig erwiesen — hat der mitbeteiligte Polizeibeamte Dobler — dessen Todesursache in der Haft ungeklärt ist — die Vorbereitungen den österreichischen Polizeidienststellen ebenso mitgeteilt wie einer

L7i9.t9J.T um it inoua ,aoT mi mo der Mitanführer’-des --.Stoßtrupps an Ballhatfsplatz. Pani tiudt. Dftišfe Warnungen mündeten bekanntlich bei Fey, ohne die entsprechende Auswertung in den entscheidenden Vormittagsstunden des 25. Juli ge-

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