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Digital In Arbeit

Em Eesttag in der „Furche“

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Dr. Friedrich Funder trat als Vierund- zwanzigjähriger in die Redaktion der „Reichspost“ ein, mit dreißig Jahren übernahm er, als Chefredakteur, ihre Leitung: Jahre, Jahrzehnte, untrennbar Verbünden mit dem Aufstieg der christlichen Presse aus provinzieller Enge und Kleinheit, verbunden mit dem Erwachen und Wachsen einer christlichen Intelligenz in Österreich. Wenn der Österreichische Katholikentag 1952 ihn zum Ehrenpräsidenten, wenn die Arbeitsgemeinschaft katholischer Journalisten Österreichs ihn zu ihrem Ehrenvorsitzenden wählte, dann besagt dies wohl: in die Epoche dieses Mannes fällt die neue Sammlungsbewegung des österreichischen Katholizismus, und diese ist nicht Zu denken ohne die neue Publizistik und Ohne die neue geistige Arbeiterschaft. Dr. Funder hat das Glück, die Arbeit Und die Sorge genossen, diesen beiden Kräften initiativ zur Seite zu stehen: Unter seiner Führung entstand der erste Weltbund der katholischen Publizisten, an dessen Ausbau er auch nach dem letzten Krieg führenden Anteil nahm. Freundschaftliche Bande verknüpften ihn mit allen großen Publizisten des otbis catholicus. So war „Funder“ bereits nach dem ersten Weltkrieg ein Begriff; in Rom und Berlin, Luzern und London, in Bukarest, Prag, Budapest und Belgrad.

Wer dieser Orte und mancher Namen gedenkt, wird daran erinnert, daß dieser Mann sich niemals geschämt hat, ein Österreicher zu sein. Nicht im Kreis um den Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand, nicht in den Staatskrisen des alten Reiches; nicht im Zusammenbruch von 1918, in der Staatskrise von 1934, nicht 1938. Der junge Journalist konnte sein Handwerk nur verstehen als Dienst an der Reichsidee jenes Europa, das Österreich hieß. Der gereifte Mann wurde sein publizistischer Herold. Nicht alle haben das verstanden: daß er Österreich nur als Klein-Europa, und in Europa, und daß er beide nur in der Christenheit verstehen konnte, ln Dachau bewegt ihn immer wieder dieser Gedanke: wie können diese in unnatürlicher Feindschaft getrennten Elemente wieder zueinander gebracht werden: das in sich zerrissene Österreich, das zerklüftete Europa, die von schweren Wachstumskrisen geschüttelte Christenheit.

Der Dreiundsiebzig jährige eilt zu Fuß von Baden nach Wien, 1945, um die „Furche“ zu gründen. Von da ab aber beginnt eine neue Geschichte Der Versuch, zu verbinden, zu versöhnen, zur Mitarbeit zu gewinnen, was oft allzu lange getrennt war. Diesen Versuch, dieses Bemühen erleben, gestalten die Leser dieses Organs mit. Hier und in dieser Stunde war nur zu erinnern, woher der Weg kommt, den wir in unser aller Zukunft gehen.

Ein Familien-, ein- Hausgeheimnis läßt sich bewahren. Wenn aber bereits eine breite Öffentlichkeit Anteil genommen hat, ziemt den am nächsten Mitbeteiligten wohl ein schlichtes Wort. Der achtzigste Geburtstag des Gründers und Herausgebers der „Furche“ Dr.Friedrich Funder hatte in diesen Tagen das „Herold“-Haus in ein Gästehaus verwandelt. Glückwünsche aus allen Erdteilen, von Menschen aller Lebensstellungen, Klassen, oft sehr unterschiedlichen Alters und auch politischer und weltanschaulicher Observanz, langten ‘ein und Freunde aus fern und nah besuchten uns, um ihre Verbundenheit zu bekunden. Dr. Friedrich Funder hatte gebeten, von jeder öffentlichen Feier Abstand zu nehmen. Mitten in seiner so sehr geliebten Arbeit, kurz vor dem Erscheinen seines Lebensberichtes, der unter dem Titel: „Vom Gestern ins

Heute" im Heroldhaus in Kürze herauskommen wird, während bereits neue

Pläne der Verwirklichung zureifen, wollte er nur kurz innehalten: nulla dies sine linea, kein Tag eines christlichen Publizisten ohne Arbeit, ohne ihre Sorge und Freude, Diesem Wunsche entsprechend, fand sich am Vortag seines Ehrentages vom Haus nur die engere Mitarbeiterschaft zur stillen Bezeugung der Treue ein. Im Namen der Redaktion der „Furche“ charakterisierte , Dr. Roman Herle das Lebenswerk Dr. Funders als Teilhaberschaft an drei schicksalsschweren österreichischen Epochen, die Dr. Funder mitgetragen, mitverantwortet hat — eine Arbeit, die an Dr. Funders Lebensabend ihre Erfüllung in der Schaffung der „Furche“ und in bedeutender schriftstellerischer Tätigkeit fand. Danach versammelte die Verlagsleitung die Abteilungsleiter des Hauses mit den Vertretern der Arbeiter und Angestellten. Generaldirektor Richard Schmitz dankte dem Jubilar für die aufopfernde jahrzehntelange Hingabe und Treue, die Dr. Funder dem ganzen Hause geschenkt hat, Und bat um Gottes Segen für Dr. Funders weitere Tätigkeit. Für die Arbeiter sprach Betriebsratsobmann Friedrich Palan, für die Angestellten Betriebsratsobmann Franz Stein. Ihre Ausführungen dokumentierten die überaus herzliche Verbundenheit Dr. Funders mit allen Mitarbeitern des Hauses. Den Glückwünschen schlössen sich auch Altherrenschaft und Aktivitds von Dr. Funders CV-Verbindung „Norica“ in der Person

Hofrat Dr. Robert Krasssrs und cand. ing. cult. tech. Norbert Weidingers an.

Der Rundfunksender Rot - Weiß - Rot übertrug ein Gespräch mit Dr. Funder, in dem Dr. Funder seine Berufung und hohe Auffassung von seiner Lebensarbeit in die Worte kleidete, daß der hl. Paulus, wenn er heute zur Welt käme, gewiß Journalist werden würde. Auch der Ravag-Sender nahm auf Tonband eine Unterredung mit dem Jubilar auf, doch wurde die Sendung von der Besatzungsmacht inhibiert.

Die höchste Würdigung, die dem Schaffen des katholischen Publizisten zuteil werden kann, erfuhr Dr. Funder durch nachstehendes Telegramm aus Rom:

„C1TTADELVAT1CANÖ 31 110

14 UHR

HEILIGER VATER SENDET DR FRIEDRICH FUNDER ANLAESSLICH 80 GEBURTSTAGES IN ANERKENNUNG BESONDERER LEISTUNG FUER KATHOLISCHES SCHRIFTTUM IN VAETERLICHER LIEBE APOSTOLISCHEN SEGEN — MONTINI SUBSTITUTUS.“

..’v

Glückwünsche liefen ein von Bundespräsident Dr. Körner, Kardinal Dr. Innitzer, Bundeskanzler Dr. h. c. Ing. Figl, zahlreichen Gebiets- und anderen Körperschaften und Freünden aus der Heimat und allen Erdteilen.

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