Erlebte Zeitgeschichte

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US-Schüler diskutieren mit österreichischen Zeitzeugen.

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US-Schüler diskutieren mit österreichischen Zeitzeugen.

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Als vor kurzem US-Schüler, insgesamt 24 an der Zahl, 14 bis 16 Jahre alt, nach Wien kamen, besuchten sie nicht nur die üblichen Sehenswürdigkeiten, sondern auch das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes. Sie konnten sich dort Gelegenheit über die Zeit, in der Österreich ein Teil Hitlerdeutschlands war, informieren. Die Initiative ging von Robin Deisenhammer, dem Direktor des Tourismus-Fonds-Managements, aus. Einige Gruppen hatten bereits die Gedenkstätten in Dachau und Buchenwald besucht.

Zunächst erfolgte eine historische Einführung durch den Zeitgeschichtler Siegwald Ganglmair, in der Vorgeschichte, Begleitumstände und die schrecklichen Folgen der NS-Zeit behandelt wurden. Über fünf Prozent der Bevölkerung der "Ostmark", der Name Österreich war ja verboten, wurden Opfer von Krieg und Verfolgung. Dann schilderten Zeitzeugen aus eigener Erinnerung die Zeit, die sie mit Glück überlebten. Zu Wort kamen unter anderen Fritz Kleinmann, der aus "rassischen Gründen" als blutjunger Mensch nach Auschwitz kam, Erna Musik, Regine Chum und Dagmar Ostermann, die berichteten, wie sie als Frauen in Auschwitz die gleiche Schwerarbeit wie Männer leisten mußten, aber noch grausamer behandelt wurden. Weiter Max Schneider und Helly Neuhaus, die in der Emigration lebten, sowie der Verfasser dieses Beitrages, der nach einer dreijährigen Zuchthausstrafe wegen "Widerstandes gegen die Staatsgewalt" als "Schutzhäftling" nach Auschwitz kam.

Die Amerikaner folgten ihnen mit großem Interesse, es wurde viel notiert und gefragt. Dafür wurde fast immer die Zeit zu kurz. Wobei auch sehr persönliche Fragen gestellt wurden: Wie man unter solchen Umständen überlebte, was man unmittelbar nach der Befreiung getan habe, ob man nach dem Krieg NS-Verbrechern begegnet sei? Und was könne man tun, damit sich ähnliches nicht wiederholt? Besonderer Dank gebührt der Dolmetscherin, Frau Lehmann, die in souveräner Weise die schwierige Aufgabe bewältigte.

People to People heißt die US-Organisation, welche die Aktion veranstaltete. Ihre Tätigkeit dient bereits seit vielen Jahren der Völkerfreundschaft und geht bis in die Zeit des Kalten Krieges zurück. Überwindung der Gegensätze und Solidarität mit Völkern, die ihrer bedürfen, zählten zu ihren wichtigsten Zielen.

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