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Evangelischer AriitswechSel

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Bischof D. May hat im Jänner 1968 den Leitungsgremien der Evangelischen Kirche A. B. in Österreich seinen Entschluß mitgeteilt, am 31. Oktober dieses Jahres sein Amt zurückzulegen.

Bischof May hat seinen Dienst als Bischof der Evangelischen Kirche in Österreich am 1. September 1944 angetreten. Sein Vorgänger, Bischof Dr. Hans Eder, war kurz vorher einer schweren Krankheit erlegen. Da es in den Jahren 1938 bis 1945 unserer Kirche verwehrt war, eine Synode einzuberufen, handelte ein vergrößerter Synodalausschuß mit den Männern der damaligen Kirchenleitung in Vertretung der Synode. Sie beriefen einmütig D. Gerhard May, damals Pfarrer in Cilli, in das Amt des Bischofs. Nach Annahme der neuen Kirchenverfassung 1949 stellte sich Bischof May der ganzen Synode zur Wahl, die einstimmig die seinerzeitige Berufung bestätigte. Die Generalsynode — die aus dem Zusammentritt der Synode Augs- burgischen und der Synode Helvetischen Bekenntnisses besteht — wählte 1949 den lutherischen Bischof zum Vorsitzenden des Oberkirchenrates A und HB.

Die mehr als 24 Jahre des Bischofsamtes May sind für die evangelische Kirche entscheidende Jahre gewesen. ‘ Sie waren von Anfang an dem stän- digen äußeren und Inneren Aufbau j unserer Kirche gewidmet. Seine . ersten und engsten Mitarbeiter fand ‘ Bischof D. May im Oberkirchenrat ‘ und in den Superintendenten, von ‘ denen vier nach seiner Amtsauf- ‘ nähme, vom Vertrauen ihrer Diözese gewählt, von ihm in ihr hohes Amt ‘ eingeführt wurden. (Zwei von ihnen, nämlich Superintendent Achberger aus Graz und der Wiener Superintendent Traar, sind heute noch im Amt.) Neben der Kirchenverfassung ‘ wurden in diesen 24 Jahren alle : übrigen notwendigen kirchlichen Ge- : setze vorbereitet, beschlossen und eingeführt. In dieser Zeit erfolgte der Beitritt der Evangelischen Kirche A. B. in Österreich zum Lutherischen Weltbund und mit der Reformierten Kirche zusammen der Beitritt zum Ökumenischen Rat der Kirchen.

Maßgeblich war Bischof May an dem großen Werk des Protestantengesetzes 1961 beteiligt. Nicht nur bei dieser Gelegenheit hat er die Evangelische Kirche dem Staat gegenüber vertreten, ebenso dem ökumenischen Rat der Kirchen gegenüber und nicht zuletzt in den steten Gesprächen mit , der römisch-katholischen SchweSternkirche. Das ökumenische Gespräch der christlichen Kirchen hat in Bischof May stets einen Fürsprecher und Förderer gefunden.

Der neue Bischof

Der am 27. Oktober 1968 von der evangelischen Synode A. B. zum neuen Bischof der Evangelischen Kirche A. B. in Österreich gewählte Wiener Oberkirchenrat Oskar Sa- krausky wurde am 24. März 1914 in Linz geboren. Sein Vater war Kirchenrat und Pfarrer, sein Großvater Lehrer und Kantor, beide in der deutschen evangelischen Gemeinde in Prag. Nach Absolvierung der Schule in Prag studierte Sakrausky Theologie in Wien und Erlangen, wo er 1937 sein. Fakultätsexamen ablegte. 1938 wurde er Heimleiter in Linz und war bis 1939 als Vikar in Steyr. Seine Amtsprüfung legte er in Gablonz ab und wurde in Prag ordiniert, wo er bis 1945 gewählter Pfarrvikar war. Nach seiner Einberufung zur Wehrmacht im April 1941 leistete er Kriegsdienst an der Ostfront bis zur Kapitulation 1945; Viereinhalb Jahre, bis Oktober 1949, verbrachte er in russischer Kriegsgefangenschaft. Ab 1. Jänner 1950 war Sakrausky als Flüchtlingsseel- sorger in Wallern, anschließend als Pfarrer in Kindberg tätig (Bau der Auferstehungskirche). Ab 1955 übernahm Sakrausky das Pfarramt in Bleiberg und baute in dieser Zeit das Diözesanmuseum in Fresach auf. wurde er Pfarrer in Trebesing, zum ordentlichen geistlichen Oberkirchenrat gewählt.

Von Sakrausky stammen mehrere kirchengeschichtliche Veröffentlichungen über Protestantismus in Kärnten und Slowenien im Jahrbuch der Gesellschaft für die Geschichte des Protestantismus in Österreich, in der „Oarinthia I“, in „Geschichte, Kultur und Geisteswelt der Slowenen“, den Jahrbüchern der Stadt Villach usw. — Sakrausky ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Bischof Sakrausky bringt nicht nur eine reiche Kenntnis der Geschichte unserer Kirche mit, sondern vor allem auch eine ausgezeichnete Kenntnis der ev. Kirche, ihrer Diözesen und ihrer Gemeinden. Er darf sich von dem Vertrauen der Synode und der ganzen Kirche getragen Wissen. Bischof Sakrausky wird viele Mitarbeiter brauchen und finden. Unter den Aufgaben, die ihm mit der ganzen Kirche gestellt sind, müssen vor allem genannt werden die weitere gesetzgeberische Arbeit der Synode, die Sorge um den theologischen Nachwuchs, die einer Kirche immer neu nötige Auseinandersetzung mit den Fragen und Strömungen der Zeit, die theologische Weiterbildung der Pfarrer und Religionslehrer, die Haltung und Festigung der brüderlichen Gemeinschaft, die alle umschließt, die Teilnahme an den Aufgaben, die der lutherischen Weltfamilie und dem Weltprotestantismus gestellt sind und nicht zuletzt die ökumenische Aufgabe der Gegenwart.

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