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Frist fiir die serbischen Kriegshetzer

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Hektik ist unter serbischen Politikern und Kirchenleuten ausgebrochen: Patriarch Pavle kämpft um die Einheit Belgrads und Pales.

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Hektik ist unter serbischen Politikern und Kirchenleuten ausgebrochen: Patriarch Pavle kämpft um die Einheit Belgrads und Pales.

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Der serbisch-orthodoxe Patriarch Pavle soll bei Staatspräsident Slobodan Miloševic eine Zusage bekommen haben, das Embargo gegen die bosnischen Serben zu lockern.

Vergangene Woche war Patriarch Pavle mit zwei Scharfmachern seiner Bischofssynode, dem Metropoliten Anphilocheus und dem Bischof Athanasius, in Pale, dem Zentrum der bosnischen Serben, mit Badovan Karadzic zusammengetroffen. Die Bischofskonferenz hat ihren Aufruf, den Friedensplan der Kontaktgruppe als unzumutbar abzulehnen, danach nicht mehr wiederholt.

Bei Miloševic ging es vor allem darum, daß Bischöfe nicht als Funktionäre der bosnischen Serben betrachtet werden dürfen — und die Verweigerung der Einreise serbischer Bischöfe aus Bosnien vorvergangenen Sonntag nach Serbien wohl eine überzogene Auslegung des von Miloševic verfügten Embar gos war (FURCHE 33/1994, Seite 1). Man kann davon ausgehen, daß Pavle sehr wohl mit einer Botschaft des bosnischen Serbenführers Badovan Karadžic kam, mit dem Miloševic nicht mehr reden will.

Karadžic gerät immer mehr in die Enge. Die Moslems greifen an, wo es geht: der Sieg bei Bihac wird noch gefeiert, der Korridor bei Brcko wurde zum ‘ersten Mal unterbrochen, in Zentralbos nien um Sarajewo üben sie immer stärkeren Druck aus. Interessant ist, daß sie, anstatt mit der vorhandenen Kraft den Zufahrtsweg aus dem Süden nach Sarajewo zu sichern, an ganz anderen Orten kämpfen. Die Moslems brauchen offenbar das Leid in Sarajewo für ihren Wunsch, das Waffen-Embargo gegen sie zu lockern. Zwar bekommen die Moslems mittlerweile Waffen und Ausrüstung soviel sie wollen, es ist aber teures und nicht wirklich modernes Gerät. Sarajewo erhofft sich von der Aufhebung des Embargos ultramoderne US- Waffen - Panzer und Kampfhubschrauber sowie amerikanische Instrukteure.

Die Entscheidung des Senats in Washington für ein Ultimatum gegenüber den Serben bis 15. Oktober ist so weltfremd, wie man es nur denken kann: Karadžic denkt in Tagen, eventuell Wochen. Die ständige Verschiebung des Ultimatums nützt nur den Kriegshetzern, die folgern, man werde nach Ablauf wieder eine neue Frist bekommen. Sie schadet jenen Kräften, die eine Zustimmung zum Friedensplan sofort fordern — und dazu gehört zur Zeit auch Miloševic.

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