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Gattin des Ermordeten

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1959 wurde der Ministerpräsident Ceylons, S. Bandaranaike, der Mann der bisherigen Regierungschefln, ermordet. Mit Tränen in den Augen und mit weiblicher theatralischer Pose wurde die Frau des ermordeten Regierungschefs zum Ministerpräsidenten des Landes gewählt.

In verhältnismäßig kurzer Zeit versuchte Frau Bandaranaike das Land zu „sozialisieren“; sie ließ den Besitz der ausländischen Erdölgesellschaften und das gesamte Versicherungswesen verstaatlichen. Nur einige Zeitungen in Colombo waren in der Lage, gegen das Unwesen der Regierung Stellung zu nehmen, so vor allem die größten Zeitungen des Lake House. Als der neue US-Botschafter Cecil Lyon in seiner Antrittsrede vor übereilten Schritten warnte, kündigte Frau Bandaranaike die Verstaatlichung der gesamten Presse in Ceylon an, vor allem die des Lake House.

Die Regierung sah sich gezwungen, nicht nur der immer stärker werdenden Opposition die Stirn zu bieten, sondern vor allem die Bestrebungen des demokratischen Flügels der eigenen Partei zu unterbinden. Als am 3. Dezember die Opposition den erfolgreichen Mißtrauensantrag im Parlament durchbrachte, spaltete sich auch ein weiterer Flügel aus der Partei der „Sri Lanka“ unter Charles Percival de Silvas Leitung ab.

De Silva war im Kabinett Bandaranaike Minister für Boden, Bewässerung und Kraftwirtschaft. Als am 3. Dezember die „Vereinigte Nationalpartei“ zusammen mit anderen oppositionellen Gruppen im Parlament der Regierung ihr Mißtrauen aussprach, nahmen de Silva und 14 andere Abgeordnete der Regierungspartei gegen Frau Bandaranaike Stellung und stimmten wie die Opposition. Daraufhin gründete de Silva eine eigene Partei, die „Sri Lanka Freedom“, eine fortschrittliche, antikommunistische Bewegung.

Fast alle Bevölkerungsschichten wandten sich gegen die sehr ungeschickte, mit Improvisationen belastete Politik der Regierung. Die immer größer werdenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die Gegnerschaft der buddhistischen Geistlichen, die gegen die Verstaatlichung des Bildungswesens protestierten, und der verärgerte Bürgerstand in Colombo waren schließlich unüberwindliche Hindernisse für die Regierung Bandaranaike.

Frau Bandaranaike versuchte noch im letzten Augenblick, wenigstens etwas zu retten. Bei ihren Wahlvorbereitungen haben die „Sri Lanka Freedom“, die trotzkistischen „Lanka Sama Samaj“, die in den letzten Monaten in der Regierung vertreten waren, und die „Kommunistische Partei Ceylons“ ein Abkommen geschlossen, laut dem sie die Wahlkreise untereinander aufteilten und ihre Kandidaten gegenseitig unterstützten; all das half aber nicht mehr.

Das verzweifelte Ringen der „Sri Lanka Freedom“ war vergebens; als eindeutige Siegerin ging die „Vereinigte Nationalpartei“ mit ihrem Führer Senanayake als neuem Ministerpräsidenten aus den Parlamentswahlen hervor. Die neuen Sieger, deren Kampfparole „Gegen einen linken Totalitarismus“ ausgezeichnet ankam, treten für das Nebeneinanderbestehen von privatem und staatlichem Eigentum ein.

Die Regierung Senanayakes beruht wieder auf Koalitionsformen, auf der Vereinbarung zwischen der bürgerlich-prowestlichen „Vereinigten Nationalpartei“ und der „Föderalistischen Partei“. Da die UNP 66 Mandate und die „Föderalistische Partei“ 14 erringen konnten, ist auch die absolute Mehrheit von 76 Mandaten im Parlament erreicht. Die stolzen 75 Mandate der „Sri Lanka Freedom“ schmolzen auf klägliche 41 Sitze zusammen; die Trotzkisten erhielten diesmal nur 10 und die Kommunisten noch weniger, 4, Mandate. Dazu kommen noch einige Splitterparteien: die „Sozialistische Freiheitspartei“ (5), der „Tamil-Kon-gress“ (3) und je ein Abgeordneter der „Nationalen Befreiungsfront“ und der „Vereinigten Volkspartei“.

Ceylon — ähnlich wie Chile — bot ein Beispiel, daß auch Entwicklungsländer dem Radikalkommunismus den Rücken kehren können.

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