Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Halblinker ,Orizont'
Das „H“ versank im Senf, nachdem vorher 10.000 Schilling in Mautner-Markhofschen Vermögenssammlungen versanken. Der „Horizont“ verlor seinen Anfangsbuchstaben, doch der verbliebene „Orizont“ soll einen erweiterten Meinungshorizont besitzen. Seit 1966 sind in ununterbrochener Reihenfolge siebzehn Nummern der Jugendzeitschrift „Horizont“ erschienen — die letzten drei Nummern mit einer Auflage von 500.000 Exemplaren. Nun meldete sich Mautner-Markhof, der vor etwa zehn Jahren einen „Wirtschaftshorizont“ — der nun ein- oder zweimal im Jahr erscheint — auf den österreichischen Zeitungsmarkt
brachte, zu Wort und kassierte vom „Horizonf'-Herausgeber — der ÖJB Steiermark — 10.000 Schilling Lizenzgebühren. Dadurch sah man sich zu dieser Titel-Amputation gezwungen. Bei dieser Änderung blieb es jedoch nicht. Die junge Generation in der ÖVP Steiermark ist seither nur noch Eigentümer und Verleger, herausgegeben wird der „Orizont“ nun von einem Ausschuß — der sich aus Mitgliedern der sich langsam formierenden „Neuen Halblinken“ in der ÖVP aus der Steiermark, Oberösterreich, Kärnten, Wien und dem Burgenland zusammensetzt. Die offizielle Bindung zur ÖVP besteht also nur noch über die steirische ÖJB, solange diese „fortschrittlich ist und das Prinzip der Eigenverantwortlichkeit und damit Unabhängigkeit der Redaktion achtet“. Die Partei, die bisher zahlte und „die Jungwähler und die Redaktion auf ÖVP einlullen wollte — beides scheiterte“, fällt also ab sofort als Geldgeber aus.
Trotzdem glaubt man, das finanzielle Auslangen zu finden, da man in diesem Teil des österreichischen Blätterwaldes eine Lücke erspäht hat, in der man sich festzusetzen hofft. Die gestalterische Grundlinie soll in Hinkunft „kritisch-unabhängig“ und .humorvoll-progressiv“ sein. Einer, der mit dieser Linie in der ersten Ausgabe schon konfrontiert wurde, ist Landeshauptmann Krainer.
Er, der den Jungen das „Aufbegehren beibrachte, als es noch nicht zur Mode gehörte, findet sich mit popiger Sprechblase als „toller Käfer“ wieder.
Die ÖVP wird in einer Parte von der „vollständigen Vernachlässigung der jungen Generation“ benachrichtigt. Allerdings, an ine „Auferstehung ist noch vor dem Jüngsten Tag gedacht“. Eingeweihte glauben, daraus auch eine „Benachrichtigung“ der derzeitigen ÖJB-Eundesführung herauslesen zu können, für die es spätestens beim nächsten ÖJB-Bundestag einen „Jüngsten Tag“ ohne Auferstehung geben soll. Diese Bundesführung wußte es nämlich zu verhindern, daß ihre unter dem Titel „Ausblick“ erscheinende Prawda vom „Horizont“ als offizielles Organ der ÖVP-Jugend abgelöst wurde. Der bisher noch unterdrückte Konflikt zwischen der von Wienern und Niederösterreichern gestützten Bundesführung mit dem 36jährigen Nationalrat Dr. König, der den letzten ÖVP-Bundespartei-tag „doch offen für Demokratie“ befand, und den Steirern (dessen Landesobmann Heinziger beim selben Anlaß „aufbegehrte“), denen von der neuen Kärntner ÖJB-Landesführung der Rücken gestärkt wird, ist nämlich nicht neu. Neu könnte höchstens die zu erwartende offene Auseinandersetzung zwischen den „konservativen“ und den „progressiven“ Parteijunioren sein. Der erste Schritt dazu könnte mit der Schaffung des „Orizont“ getan worden sein.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!