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Hausarrest für Politiker
Man machte den Exilierten klar, sie müßten sich zurückhalten. Als das nicht half, griff man „Kommandos“ der Exilkubaner auf, die weiterhin russische und kubanische Schiffe anzugreifen versuchten beziehungsweise ließ das durch die britische Flotte tun. Und stellte 25 führende Exilpolitiker unter eine Art Hausarrest.
Mit zwei Millionen Dollar jährlich unterstützt, in der amerikanischen Presse teilweise begeistert akklamiert, wurde der „Kubanische Revolutionäre Rat“ das Opfer von Geheimabmachungen zwischen Kreml und Weißem Haus.
Als Protest gegen die Maßnahmen von Justiz- und Außenministerium, die seiner Auffassung nach einen Bruch von Zusagen des Präsidenten darstellten, erklärte der Präsident des „Kubanischen Revolutionären Rates“. Doktor Miro C a r d o n a, seinen Rücktritt, die Veröffentlichung einer zirka 20 Seiten umfassenden Denkschrift ankündigend, in der er die Hintergründe der Entwicklung darstellen würde.
Keine „zweite“ Invasion
Das State Department erklärte das Memorandum für irreführend und unkorrekt, dementierte aber Gerüchte,
nach denen Versuche offizieller Stellen gemacht worden seien, seine Veröffentlichung durch eine Deportationsandrohung zu unterbinden.
In Miami und dessen Umgebung, wo zirka 120.000 Kubaner leben, hat die Regierungsankündigung, daß man die Aktionen der „Kommando“-Gruppen, die übrigens kaum mehr als 600 Mann umfassen sollen, kompromißlos unterbinden würde und daß die USA zur Zeit an keine zweite Invasion Kubas denke, alarmierend, verbitternd und entmutigend gewirkt: man fühlt sich im Stich gelassen.
Nun kann die US-Regierung sicherlich dafür sorgen, daß sich die
kubanischen Exilorganisationen ihren Wünschen fügen.
Nicht hindern aber kann sie die innenpolitische Opposition, aus der Frage Kapital zu schlagen. Und die Republikaner haben die Gelegenheit nicht vorübergehen lassen.
Alle drei Präsidentschaftskandidaten der Republikanischen Partei — wenn man des ehemaligen Vizepräsidenten Richard Nixon demonstrative Rückkehr in die Öffentlichkeit als ein Anzeichen dafür nehmen will — haben sich unmißverständlich gegen die
„sanfte“ Kubapolitik Kennedys gewandt.
Gouverneur Rockefeller, Senator Goldwater und Nixon — der eine immer den anderen in der Schärfe der Formulierungen zu übertreffen bestrebt — haben energische Maßnahmen verlangt und mehr oder minder freie Hand für die Anti-Castro-Kubaner befürwortet.
Das Weiße Haus trägt dem in gewisser Hinsicht Rechnung.
Handelsblockade!
Die USA wird in nächster Zeit der „Organisation der amerikanischen Staaten“ einen gemeinsamen Beschluß vorschlagen, ein allgemeines wirtschaftliches Embargo über Kuba zu verhängen, das heißt in Zukunft nicht nur die Lieferung von Waffen und zu militärischen Zwecken verwendbaren Materialien zu untersagen, sondern überhaupt — mit Ausnahme von Lebensmitteln und medizinischen Artikeln — eine Handelsblockade zu erklären.
Praktisch dürfte das keine großen Auswirkungen haben — der Handel Lateinamerikas mit Kuba ist minimal —, aber psychologisch vielleicht nicht ohne Wirkung sein, wenngleich kaum beim kubanischen Exil.
Auch s e j n e Situation muß man verstehen: Fern der Heimat, heimwehkrank, haßerfüllt gegen die Tyrannei daheim, wartet der politische Emigrant auf den Tag der Heimkehr, auf die Stunde, wo sein eigenes Bild vom
Vaterland siegt. Ungeduldig, oft unrealistisch ...
Aber keine Nation kann sich, wie Kennedy betonte, die Gesetze seines Handelns von Exilvertretern diktieren lassen. Vor allem dann nicht, wenn übereilte Entscheidungen einen Weltbrand entfachen können.
Auf weite Sicht dürfte Kennedys Haltung sich als richtig erweisen: Un-nachgiebigkeit im Grundsätzlichen zu zeigen, aber keine Abenteuer zuzulassen. Letztlich will ja auch „das andere Kuba“ nicht den Weltbrand.
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