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Gaddafi gibt sich heute einen anständigen Anstrich, ohne seine Mörderideologie zu ändern. Hinter den Kulissen mischt er im Nahen Osten mit.

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Gaddafi gibt sich heute einen anständigen Anstrich, ohne seine Mörderideologie zu ändern. Hinter den Kulissen mischt er im Nahen Osten mit.

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Kaum war Muammar al-Gaddafi am 1. September 1969 durch einen Militärputsch in Libyen ans Ruder gekommen, formuherte er seine revolutionäre Politik: Die Welt teilt sich in Freiheitskämpfer und Imperialisten. Die Weststaaten und insbesondere die USA und Israel sind die bösen Imperialisten, die Dritte Welt - inklusive des gesamten Ostblocks - sind die „Freiheitskämpfer". Hinzu kommen noch selbstverständlich alle Terrororganisationen, die mit Mord und Totschlag ihre Ziele erreichen wollen. Für letztere zeigte Gaddafi ganz besonderes Interesse, denn laut seiner Ideologie kann man die Freiheit nicht durch Verhandlungen, sondern nur mit der Waffe erkämpfen.

„Die Revolution erzeugt Gewalt, die den Terror als politische Notwendigkeit mit sich bringt. So war es in der französischen Revolution, in der bolschewistischen, der amerikanischen und der Revolution Garibaldis in Italien." Dies erklärte der H-bysche Diktator in einem Interview des ägyptischen Wochenblattes „Al-musawar" im Oktober 1989.

Auch der Kampf der palästinensischen Terrororganisationen fand seine Unterstützung aus obigem Grund, wobei er immer wieder betonte, daß Israel keinerlei Existenzrecht habe. Um dies zu beweisen, erklärte er in einem Interview mit der Fernsehkorrespondentin Barbara Walters im Februar 1989, daß ein-^ fach kein Platz mehr für die Israelis vorhanden wäre, wenn alle Palästinenser nach Palästina zurückkehrten; Israelis könnten deswegen gezwungen sein, ihr Land, das den Arabern gehöre, zu verlassen.

Gaddafis revolutionärer Geist drückte sich zumeist in Phrasen aus.

Als zum Beispiel 1982 die PLO im Libanon gegen Israel kämpfte und militärische Unterstützung benötigte, begnügte sich Gaddafi mit politischen und militärischen Ratschlägen; doch seine versprochene Hilfe lielt er mit dürftigen Ausreden zurück. Stattdessen unterstützte er begeistert die Revolte von Major Abu Mussa innerhalb der Fatah, der größten Terrororganisation in der PLO, mit der Behauptung, daß PLO-Führer Jassir Arafat den Pfad des Terrors verlasssen werde. Als das PLO-Parlament 1984 in Amman tagen sollte, wollte Gaddafi den Saal in die Luft sprengen lassen.

Inzwischen unterstützt Gaddafi die kleinen linken Terrororganisationen, die gegen jegliche politische Verhandlungen mit Israel waren und sind und sich für immer und ewig dem Terror verschrieben haben. Es handelt sich um die „Dem^ kratische Volksfront zur Befreiung Palästinas", um die „Volksfront zur Befreiung Palästinas", um die Volksfront der Generalkommandantur von Achmed Dschibril sowie um die Mördergrappe von Abu Nidal.

VORLIEBE FÜR DEN TERROR

Abu Nidal versprach unter anderem, Arafat als ersten auf seine Todesliste zu setzen. Von 1986 bis 1989 hatte er seine Kommandantur in Tripolis und erhielt Millionen Dollar von Gaddafi, um seine Mordanschläge regen gemäßigte PLO-Führer in iuropa auszuführen.

1988 kam Arafat nach Tripolis, um sich mit dem bösen Gaddafi zu versöhnen. Die Versöhnung fand zwar statt, aber trotzdem unterstützte Gaddafi auch weiterhin Arafats Gegner, die linken Terrororganisationen. Von Libyen aus vrarden 1989 Terroreinheiten nach Tel Aviv geschickt zwecks eines großangelegten, aber mißlungenen Angriffs. So wollte er Arafats Versuche eines politischen Kompromisses zerschlagen.

Inzwischen änderte Gaddafi seine Taktik. Seine finanziellen Unterstützungen für Terrorgruppen wollte er ihnen erst nach den Terroranschlägen zukommen lassen, damit sollten sie beweisen, daß sie seiner „Unterstützung" würdig sind.

Terroristenführer Achmed Dschibril, der jetzt im Dienste Irans steht, erzählte der libanesischen Zeitung „Alsafir", daß Libyen Mitglieder seiner Terrororganisation als Selbstmordpiloten auf MIG-23 Maschinen ausgebildet habe, die sie bombengeladen nach Tel Aviv fliegen sollten.

Gaddafis Vorliebe für den Terror führte dazu, daß er die IRA in Irland, die Baskenuntergrundbewegung in Spanien, die Roten Brigaden in Italien und die Rote Armee Fraktion in der Bundesrepublik Deutschland unterstützte. Er lieferte ihnen Waffen und war auch bereit, Terroristen auf libyschen Militärbasen auszubilden. So waren es bekanntlich seine Agenten, die die PANAM-Maschine über Lockerbie sprengten.

Dies soll jedoch nicht bedeuten, daß Gaddafi bei seinem Volk beson-•ders beliebt ist, obwohl er dank der Ölvorkommen in seinem Lande dem Volk verhältnismäßigen Wohlstand bieten konnte. Jedenfalls als die libysche Expeditionsarmee im Tschad seinerzeit eine schwere Niederlage erlitten hatte, war dies einzig und allein darauf zurückzuführen, daß Gaddafis Armee nur lustlos kämpfte und nicht bereit war, für den Oberst den Kopf hinzuhalten.

Gaddafi wird von den meisten Nationen boykottiert. Doch der wirt-schaftHche Boykott richtet nur wenig gegen ihn aus; die Ölvorkommen locken immer wdeder westliche Firmen ins Land, die für viel Geld und gute Worte bereit sind, mit dem libyschen Diktator zu kooperieren.

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