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Wenn, noch unter dem Eindruck des Wahlergebnisses* ein prominenter Salzburger ÖVP-Mandatar meinte, seine Partei habe nicht nur die Wahl, sondern auch das Gesicht verloren, so stimmt das. Zumindest in der Stadt. Denn die Härte des Wahlkampfes, der totale Einsatz von Seiten der ÖVP mußten bei einer Niederlage zu einer totalen Niederlage auswachsen. Die Partei hat sich jedoch überraschend schnell erholt. Innerparteilich wurde noch ein paarmal Fraktur geredet, im übrigen spielte man weder die „beleidigte Leberwurst“, noch steckte man den Kopf in den Sand.

ÖVP für Bäck

Da offensichtlich die allzu negative Wahlwerbung zumindest teilweise die Schuld an der Verärgerung der Salzburger getragen hatte, schaltete man sofort auf positiv, auf Zusammenarbeit. Gewissermaßen als Beweis für den Willen, einen Strich unter die Wahlkampfzeit zu ziehen, bot die ÖVP schon sehr frühzeitig an, Bäck zum Bürgermeister zu wählen. Dieses Offert kam selbst den Sozialisten überraschend. Erst recht den Wählern: denn immerhin hatte die ÖVP ziemlich unverblümt von der Unfähigkeit eines Alfred Bäck geredet, die Gemeindegeschäfte zu führen. Jenes Alfred Bäck, dem sie nun gewillt war, das Vertrauen auszusprechen.

Auf jeden Fall braucht der neue ÖVP-Vizebürgermeister Haslauer zunächst einmal Zeit, um sich eine Operationsbasis zu erarbeiten. Ob er sie bekommt, wird maßgeblich davon abhängen, wie sich die Beziehungen zwischen den schärfsten Wahlkampfwidersachern, Haslauer und Bäck, gestalten. Immerhin ist auch Haslaiuer mit den Stimmen der SPÖ zum Vizebürgermeister gewählt worden; auch das ist ohne Zweifel eine positive Geste.

Im Sinne der nun wieder stärker in den Vordergrund tretenden demokratischen Mehrheitsbildung ist aber auch die FPÖ wichtig, deren Vizebürgermeister Weilhartner durch den Mandatsverlust auf den Stadt-

ratposten absteigen mußte. Das Werben beider großer Parteien ist ihr sicher.

Ungefährdeter Lechner

Auf Landesebene hat das Gemeindewahlergebnis kaum Auswirkungen gehabt. Hier ist die Persönlichkeit des ÖVP-Landeshauptman-nes Lechner so stark, daß „solche

Pannen“ seiner Popularität keinen Abbruch tun. Bis zu den Landtagswahlen im Jahre 1969 gelten schon wieder ganz andere Voraussetzungen. Die ÖVP-Mannschaft in der Landesregierung gibt den Sozialisten kaum gefährliche Angriffsflächen. Das läßt sich auch daran erkennen, daß die Sozialisten im Wahlkampf mit ihren Argumenten von der Gemeinde zum Bund gesprungen sind und das Land ausgelassen haben. Freilich ist die Warnung der Gemeindewahl in der Landespartei nicht ungehört verhallt. Sicher wird man daraus verschiedene Konsequenzen ziehen, vor allem was den Parteiapparat und

seine Organisation betrifft. Insbesondere die Methoden der Wahlwerbung wird man wohl in verschiedenen Punkten revidieren müssen.

Die Sozialisten hingegen haben sich auf Gemeindeebene viel zahmer gegeben als auf Bundesebene. Sie taktieren auch im Land noch relativ vorsichtig. Denn der Generationenwechsel in der Spitze konnte noch nicht ganz verdaut werden. Obgleich die Ablöse Franz Peyerls durch Karl Steinocher reibungsloser vor sich gegangen ist als man gemeinhin erwartet hatte. Die junge Generation muß sich aber erst selbst festigen, um der Partei dann ein neues, zeitgemäßes Profil zu verlei-

hen. Nicht daß Peyerl seine Partei im vorigen Jahrhundert stehen gelassen hätte, aber der Führungsstil Steinochers und seiner Mannschaft muß sich zwangsweise von jener des „großen, alten Mannes“ unterscheiden.

Die Verbindung mit dem neuen Parteichef Kreisky ist gut. Kreisky kann, und das weiß er sehr genau, auf seine Salzburger Genossen zählen. Eine formende Wirkung der Kreisky-Ära ist jedoch in Salzburg noch nicht zu spüren. Auf der Basis des gegenseitigen Verständnisses wird sich wohl auch das künftige Verhältnis entwickeln. Im übrigen legen auch die Salzburger Sozialisten Wert auf ihre Eigenständigkeit. Kreiskys eher föderalistischer Kurs kommt diesen Intentionen entgegen. Aber es ist wohl noch zu früh, von sichtbaren neuen Konturen der SPÖ sowohl auf Bundesebene wie auch im Land zu reden.

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