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Ich war kein Rebell

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Von Raymond Westerling. Uebersetzung aus dem Französischen von Helmut Hölscher, UT1- stein-Verlag, Wien. Preis 60 S.

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Von Raymond Westerling. Uebersetzung aus dem Französischen von Helmut Hölscher, UT1- stein-Verlag, Wien. Preis 60 S.

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Es ist noch nicht allzu lange her, daß der Name „Westerling" eine Art Weltsensation bedeutete. In der internationalen Presse erschienen spaltenlange Berichte über seine „Husarenstücke'.' in Indonesien und vor den Vereinten Nationen wurde er als „Massenmörder" bezeichnet.

Sein Buch, das er auf französisch in Belgien verfaßte, wo er, um einer Auslieferung an Indonesien zu entgehen, Asyl gefunden hatte, ist ein faszinierender Abenteurerroman, der flüssig und oft mit Humor geschrieben, nicht nur eine wirkliche Liebe zu den indonesischen Völkern zeigt, sondern vor allem ohne politische oder diplomatische Rücksicht die traurige Wahrheit über di Ereignisse in Indonesien nach dem zweiten Weltkrieg enthüllt.

Niemand leugnet heute, daß das Königreich der Niederlande die Länder und zahlreichen Völker des Inselreiches in Südostasien gut verwaltet hatte. Bis zum zweiten Weltkrieg herrschte dort Frieden und Wohlstand, der für die ganze Welt von Nutzen war. Als Südostasien von Japan überfallen wurde, opferte Holland ohne Bedenken seine ganze Flotte und Luftwaffe für die Verteidigung Singapurs. Churchill erklärte damals feierlich, daß er diese Tat den Niederlanden nie vergessen werde und daß er nach der Niederlage Hitlers und Japans sofort die Autorität der Niederlande in Indonesien wiederherstellen würde. Als aber Japan kapitulierte, war die Regierung Churchill bereits gestürzt und die Labourregierung ihr gefolgt.

Holland besaß zu diesem Zeitpunkt außer einigen Freiwilligenregimentern, die aus Partisaneneinheiten gebildet worden waren, keine eigene Armee. Diese wenigen Einheiten wurden im Oktober 1945 nach Indonesien gesandt, nicht als Eroberer, sondern um nach der Kapitulation der Japaner wieder Ordnung in Indonesien herzustellen.

Während diese Truppen unterwegs nach Indone sien waren, wurde von den Briten plötzlich deren Landung verboten, angeblich aus Angst, daß ihre Landung Unruhen nach sich ziehen würden. Sie strandeten politisch auf Malakka, wo sie mehrere Monate in primitiven Lagern verbringen mußten. Unbegreiflicherweise arbeiteten zu dieser Zeit die Briten plötzlich auch mit Soekarno, dem neuen Präsidenten des „unabhängigen" Indonesiens zusammen, der während des Krieges mit den Japanern kollaboriert hatte und scharfe Reden, nicht nur gegen Holland, sondern auch gegen Großbritannien und die USA gehalten hatte. Auch die Labourregierung Australiens benahm sich sehr antiholländisch und bezog leidenschaftlich Stellung für die — angeblich — unterdrückten Farbigen Indonesiens. Hinter all diesen idealistischen Bestrebungen standen in Wirklichkeit, nur reine Handelsinteressen der betreffenden Staaten.

Februar 1946 konnten die holländischen Truppen dann doch landen. Und da bot sich eine seltsame Ueberraschung: die einheimische Bevölkerung zeigte sich begeistert über das Kommen der Holländer und empfing die Weißen mit offenen Armen. Die erste Zeit, da der Schreiber dieser Zeilen als Offizier der „Tiger-Brigade" in Semarang stand, nahmen jeden Tag Hunderte von Einheimischen Zuflucht zu den Holländern, um Sicherheit vor den Terroristen zu finden. Trotz militärischer Ueberlegenheit mußten aber die holländischen Truppen unter dem Druck der Weltmeinung, die von den wirklichen Zuständen in Indonesien keine Ahnung hatte und auf Grund der Fehler der eigenen Regierung Indonesien wieder verlassen.

Denn in Holland war nach dem Krieg eine Koalition zwischen Katholiken und Sozialisten zustande- gekommen. In dieser „Vernunftehe" bekamen di Katholiken freie Hand in der Schulfrage, die Sozialisten dafür in der indonesischen Frage. Die Sozialisten aber waren für ein Fallenlassen Indonesiens.

Diese Haltung der eigenen Regierung verursachte unter den holländischen Freiwilligen viel Mißstimmung. Manche verließen die Armee und führten auf eigene Faust den Krieg fort, so auch Westerling, bis auch er die Nutzlosigkeit seines Beginnens einsehen mußte und über Indonesien z ungunsten Hollands endgültig die Akten geschlossen waren.

Westerlings Buch schreibt über alle diese Fehler der „großen" und „kleinen" Politik. Sein Buch ist eine meisterlich geschriebene Schilderung diese traurigen Kapitels der Nachkriegszeit, an dem niemand, der sich für dieses Problem interessiert, vor übergehen kann.Henri C. A. Ba1jon

Krone und Herz. Ein Roman um Franz Ferdinand und Sophie von Hohenberg. Von Eduard P. D a n- s z k y. II. Band. St.-Gabriel-Verlag, Mödling, 1953. 392 Seiten. Preis 68 S.

Nun liegt, sowohl getrennt als „Band II" als auch zusammen mit Band I, der Anschluß an Danszkys Franz-Ferdinand-Roman vor — ein stattliches Opus nach Text und Illustration. Einband und Umschlag. Der Besprecher des 1. Bandes hat an dieser Stelle schon zutreffend die Eigenart de Werkes umschrieben, das nicht kühle, sachliche Historie und Dokumentation, sondern phantasievoll nachzeichnende und deutende Epik sein will. Dies führt zu freieren Aussagen und Charakteristiken, freilich da und dort auch zu poetischen „Ueber- prägungen" (etwa in den harten Sätzen über Kronprinzessin Stefanie), die der geschichtlichen Wahrheit nicht immer entsprechen. Im ganzen will es scheinen, daß die Materie des 2. Bandes (von den Flitterwochen bis Sarajewo) in ihrer Fülle spröder, politischer, diplomatischer und dynastischer Akzente der romanhaften Darstellung mehr Widerstand entgegensetzte als die des ersten Teiles. So wird ganze Strecken lang wie von selbst der Romanstil aufgesprengt und muß dem Kurial- stil weichen. Anerkennenswert im ganzen der Fleiß, mit dem weniger oder gar nicht Bekanntes gesammelt und gesichtet wurde, und die vornehme Zurückhaltung im Schlußteil, in dem allerdings (wie schon früher), Potiorek unverdient schlecht abscbneidet. Arthur Winter

Wien. Alt und neu. 24 Kreidezeichnungen von Wolfgang Schönthal. Mit einer Einführung von Alexander Witeschnik. Wien, Wilhelm Braumüller-Verlag (1953). 12 Seiten Text und 24 Tafeln. Fol. In Mappe. Preis 60 S.

Im Oktober dieses Jahres veranstaltete die Oesterreichische Staatsdruckerei in ihren Schauräumen in der Wollzeile eine von den Mitgliedern des Künstlerhauses Wilhelm Kaufmann, Viktor Pipal, Wolfgang Schönthal und Hans Wulz reichbeschickte Ausstellung, die unter dem Titel „So ist Wien. .." den Beweis erbringen sollte, daß die auf eine ruhmvolle Tradition zurückblickende Wiener „Vedute" sich auch heute noch eifriger Pflege erfreut. Während Kaufmann, Pipal und Wulz in ihren Ausschnitten aus dem Stadtbilde vor allem malerische Gesichtspunkte berücksichtigten. ließ Wolfsans Schönthal auch di Graphik zu Ihrem Recht kommen und brachte ejtflf große Anzahl. mit kühner Realistik erfaßter.Schwarz- Weiß-Zeichnungen. Eine Auswahl darau» legt et uns nun in einer vom Verlag Braumüller herau»- gegebenen Mappe „W ien. Alt und neu" vor, deren 24 von der Druckerei Brüder Rosenbaum originaltreu reproduzierte Tafeln einen Tatsachenbericht von größter Eindringlichkeit darstellen. Er führt uns kreuz und quer durch das alte und neu Wien, vorbei an ehrwürdigen Stätten w-ie dem romanischen Ruprechtskirchlein, das inmitten von Bombenruinen unversehrt erhalten blieb, der Kirch Maria am Gestade, der Karlskirche und einem Renaissancehof am Ulrichsplatz, zeigt uns in einem Blick vom Hochhaus auf die Minoritenkirche, wie sich alt und neu vermählen, erinnert aber mit den Trümmern des ehemaligen Platzkommando in der Universitätsstraße, dem Flakturm im Augarten und dem verwüsteten Pratereingang mit dem Riesenrad auch an die traurige Kriegszeit. Wenn er Altbekanntes wie den Rathausturm, die Parlamentsrampe oder die Gloriette in Schönbrunn Vor uns hinstellt, geschieht es immer von einem Blickpunkt aus, der dem Motiv neue, interessante Seiten abgewinnt. Den Fortschritt der Technik veranschaulichen die Reichsbrücke, der neue Westbahnhof und Silos in Albern, die noch biedermeierlich verträumten Vorstadtgegenden hingegen schildern zwei Ansichten aus Sievering und Kahlenberger dorf, von denen die letztere Schönthals hervorragende Zeichenkunst in besonderem Maße erweist Alexander Witeschnik hat der Mappe ein Vor- wort vorangestellt, das aufs beste in das Werk des Künstlers wie in das von ihm behandelt Thema einführt.

Dr. Hans Ank wicz-Kleeh o ven Bozener Burgen. Von Josef Weingartner. Zweite, vollständig umgearbeitete Auflage mit 35 Grundrissen und 64 Kunstdruckbildern. Tyrolia- Verlag, Innsbruck. Preis 75 S.

Ein Buch über das angegebene Thema, gezeichnet von Propst Weingartner, bedarf keiner Wertung mehr. Ist doch der genannte Verfasser unbestreitbar der beste Kenner und berufenste Dolmetsch für Südtiroler Burgenkunde. In der durchgreifenden Umarbeitung für die zweite Auflage wurde manch gelehrter Apparat ausgebootet, um die Darstellung beschwingter zu gestalten. Forschern steht ja ohnehin noch die erste Auflag zur Kontrolle bereit. Dafür werden bisher übergangene Burgen neu eingeführt, die Dorfburgen eingehender gewürdigt und das Format der beigegebenen Grundrisse vergrößert. Ein Hauptanliegen ist die genauere Unterscheidung der einzelnen Bauperioden, die in der bisherigen Literatur, z. B. bei Piper, zuwenig beachtet wurde. Die dafür beigestellten Kriterien der Untersuchung sind vor allem die Mauertechnik, dann das Urkundenmaterial, die Entwicklung der Anlagetypen, der »tilistische Befund, dessen älteste Bestandteile au» den späteren Umbauten herauszulösen sind. Die Drucktechnik und das reich verteilte, fürsorglich gewählt Abbildungsmaterial lassen keinen berechtigten Wunsch offen. Die nach Inhalt und Form vorbildliche Leistung wird sich allein schon durch den Namen des Verfassers weithin empfehlen.

Univ.-Prof. Dr. Anselm W eißenhofer

Von nahen und fernen Dingen. Betrachtungen. Von Karl K r o 1 o w. Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1953. 106 Seiten.

Karl Krolow, geboren 1915 in Göttingen, heute in Hannover lebend, zuletzt durch seinen Lyrikband „Die Zeichen der Welt" (1952) bekanntgeworden, weiß um die Stimmen, die in den Dingen des Alltags tönen. Er ist Entdecker, Befreier, er wandelt Töne in Farben und Farben in Worte, die noch lange in den Herzen weiterweben. Ein Buch für stille Stunden, die unser Einsamsein vergessen lassen.

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